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KAS/Frank Homann

행사 보고서

75 Jahre Israel: Land der Vielfalt, Land der Innovation, Land der Kontroversen

Jahresauftaktveranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus aus Anlass des 147. Geburtstages von Konrad Adenauer

Soviel kann man jetzt schon vorwegnehmen: An diesem Tag haben die Gäste auf dem Petersberg über Bonn in hohem Maße Vielfalt erlebt, von Innovationen gehört, und Kontroversen wurden ihnen nicht vorenthalten. Man sollte ja vorsichtig sein mit der eigenen Euphorie, aber ein solches Feuerwerk von Tiefsinn, Witz und Weitblick hat der Berichterstatter und mit ihm die 300 Gäste schon lange nicht mehr erlebt. Wer nicht begeistert wurde, war nicht dabei. Aber der Reihe nach!

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75 Jahre Israel in diesem Jahr, 75 Jahre Bundesrepublik Deutschland im nächsten Jahr, Konrad Adenauer als Pionier der Annäherung zwischen dem Land der Täter und dem neu entstandenen Land der Opfer des Holocaust – das war der Bogen, den der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung und Präsident des Deutschen Bundestages a.D., Norbert Lammert, über die traditionelle Veranstaltung der beiden Adenauer-Stiftungen aus Anlass des Geburtstags des ersten Kanzlers der Bundesrepublik spannte. Konrad Adenauer und Ben Gurion sei es zu verdanken, dass die Beziehungen der beiden Staaten nicht im Erwartbaren, nämlich Feindseligkeit und Unversöhnlichkeit, stecken geblieben sind. Es wurde mit den Jahrzehnten eine „einzigartige Freundschaft“, wie Shimon Peres es 2010 im Deutschen Bundestag formuliert hat. Diese Erfolgsgeschichte gäbe Anlass zu Hoffnung, so Lammert, denn schlimmer könne es zwischen zwei Völkern nicht kommen wie zwischen Deutschen und Juden in der Shoa. Was die beiden Staaten geschafft hätten, könnten auch andere schaffen – und jeder im Saal wird an Russland und die Ukraine gedacht haben. Aber Lammert träufelte auch einen Tropfen Wermut in den Jubelpokal: Die eben vereidigte Regierung löse mit ihren Ankündigungen z.B. zum Siedlungsbau und zur Justizreform Besorgnis aus.

Wie gut, dass es Ron Prosor ist, der neue Botschafter Israels in der Bundesrepublik, der später auch diese Kontroverse aufnehmen wird. Ron Prosor hat etwas, das nicht viele Politiker und Diplomaten haben, etwas, was sie sich teilweise sogar abtrainieren: Charme, Witz, Ironie und Unverblümtheit. Und mit diesen Fähigkeiten navigierte er sicher durch die schwierigen Gewässer der deutsch-israelischen Beziehungen. Von deutschen Juden abstammend, die noch Proskauer hießen, sich nach der Flucht nach Palästina aber wohlweislich des deutschen Namens entledigten und sich Prosor nannten, begann er mit der Erfolgsgeschichte Israels, diesem Aufstieg, den niemand erwarten konnte, in solch feindseliger Umgebung, unter den Bedingungen eines Wüstenstaates ohne Öl, wie er es formulierte. Ben Gurion hat Weitblick genug gehabt, gegen die ablehnende Haltung seiner Landsleute auch auf die Zusammenarbeit mit Deutschland zu setzen, was neben der amerikanischen Unterstützung und den sprichwörtlichen Tugenden der Israelis – Improvisationsgabe, Beharrlichkeit, Scheitern und Wiederaufstehen – mit dazu beigetragen hat, dass Israels Pro-Kopf-Einkommen heute genauso hoch ist wie das deutsche und das Land führend in KI, Sicherheitstechnik und Digitalkultur ist.

Die neue außenpolitische Situation des Landes hat zwei Grundelemente: Eindämmung der Aggression des iranischen Mullahregimes und Erweiterung der Abraham-Abkommen, die bereits mit den Emiraten, Sudan und Marokko geschlossen worden sind. Diese Abkommen sind Israels „Zeitenwende“, der Beweis, dass Frieden mit arabischen Nachbarstaaten möglich ist – nur die Palästinenser sind dagegen! Sie fürchten die Anerkennung Israels in der arabischen Welt, die ihre Sache an den Rand drängt. Botschafter Prosor bittet daher Deutschland um Vermittlung bei den Palästinensischen Behörden, ihre Fundamentalopposition aufzugeben. Der Botschafter vertritt die Zweistaatenlösung, betont aber, dass Symmetrie herrschen müsse: Frieden kann es nicht geben, wenn einem demokratischen Rechtsstaat Israel ein autokratisch-aggressiver PLO- oder gar Hamas-Staat gegenüberstehe.

Die Situation in Deutschland erfüllt Prosor mit Sorge, sind es doch nicht mehr allein die traditionellen Rechtsextremen, die Antisemitismus befördern, sondern immer mehr auch Linke und Intellektuelle, die nicht „die“ Juden herabsetzen, sondern den Staat Israel als Zielscheibe ihrer Ressentiments gewählt haben. Diesen Antisemitismus zu bekämpfen, ist viel schwerer, er ist subtiler und klüger, und im Gegensatz zum Judenhass der Rechten findet sich für den Antizionismus der Linken häufig ein Alibi-Israeli, der ihm zustimmt.

Sein Fazit für die deutsch-israelischen Beziehungen ist: Israel und Deutschland sind ein passendes Team – israelische Kreativität und deutsche Genauigkeit stellten die beste Voraussetzung für gemeinsamen Erfolg dar. Was? Deutsche Genauigkeit? Ein Raunen ging durch den Saal. Hinter der Diplomatenrede blitzte ein Schelm hervor. Spätestens, als er vorschlug, die Deutsche Bahn könnte ihre große Erfahrung bei dem Bau neuer Trassen in Israel einbringen, hatte er die Lacher auf seiner Seite.

Die anschließende Diskussion drehte sich wie so häufig um den israelisch-palästinensischen Konflikt. Prosor ließ nicht erkennen, dass sich die Haltung Israels unter der neuen Regierung verändern könnte. Israel werde immer eine Kombination von Angebot, Wachsamkeit und Wehrhaftigkeit praktizieren. Damit aber Vorurteile übereinander in Urteile miteinander übergehen, vertritt er leidenschaftlich den beidseitigen Jugendaustausch. Das Deutsch-Israelische Jugendwerk ist beschlossene Sache; jetzt müsse es mit Leben gefüllt werden.

Jürgen Rüttgers, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus und im letzten Jahr Vorsitzender des Kuratoriums des Vereins 2021 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, schloss die Veranstaltung mit einem Plädoyer für gemeinsame deutsch-israelische Projekte ab.

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