In ihrer Begrüßung erinnerte Kathrin Zehender, Referentin in der Abteilung Zeitgeschichte der Konrad-Adenauer-Stiftung und Mitherausgeberin des Bandes, daran, dass das Weizsäcker-Zitat im Titel des Buches schon im Jahr 2020 für die ursprünglich geplante Veranstaltung benutzt worden sei, da sich in ihm sein politisches Denken widerspiegele. Michael Bienert, Geschäftsführer der Stiftung Ernst-Reuter-Archiv und weiterer Mitherausgeber des Bandes, sagte, acht Jahre nach Weizsäckers Ableben und rund drei Jahrzehnte nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Bundespräsidenten gehe es darum, „den Boden zu bereiten für eine weitere Beschäftigung mit ihm.“
Einigen Facetten der Persönlichkeit Richard von Weizsäckers nachzuspüren und vor allem sein Wirken als Regierender Bürgermeister von Berlin näher darzustellen – diesem Ziel diente das anschließende Zeitzeugengespräch, das Sven Felix Kellerhoff von der Tageszeitung Die Welt mit dem früheren Regierenden Bürgermeister von Berlin Eberhard Diepgen führte, der in den Jahren 1980 bis 1984 das Amt des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Berliner Abgeordnetenhaus ausübte. Diepgen bestätigte, dass der damalige Regierende Bürgermeister und spätere Bundespräsident durchaus energisch auftreten konnte und manchmal den Zeigefinger gegenüber Senatsmitgliedern erhob. Wichtig war es ihm, herauszustellen, in welcher besonderen Situation und Stimmungslage sich West-Berlin Anfang der 1980er Jahre befand. Es habe an Optimismus gefehlt und, so Diepgen weiter, „die eingemauerte Stadt war auf der Suche nach Zukunft“. In dieser Situation versuchten es beide Volksparteien mit Kandidaten von auswärts. Weizsäcker und die CDU hätten den Wunsch der Berliner nach Aufbruch und Veränderung glaubhaft verkörpert, so dass gerade zu Beginn von Weizsäckers Amtszeit zu Recht von einem „Weizsäcker-Effekt“ gesprochen worden sei.
Zentrales politisches Thema war in der geteilten Stadt die Deutschlandpolitik. Hier sei der Blick auf Weizsäcker in der Berliner CDU anfangs durchaus skeptisch gewesen, da er zu Beginn der 1970er Jahre in den Debatten um die Ostverträge mitunter Sympathie für die so genannte „Neue Ostpolitik“ habe erkennen lassen. Aber sowohl als Regierender Bürgermeister als auch später als Bundespräsident habe er sich erfolgreich darum bemüht, so Diepgen, den Spielraum Berlins gegenüber den Alliierten zu vergrößern und Berlin national wie international Sichtbarkeit und Anerkennung zu verschaffen. Darüber hinaus habe Weizsäcker im Amt des Regierenden Bürgermeisters eine nationalkonservative Haltung gezeigt und stets die gesamte Stadt im Blick gehabt.
In seinem Schlusswort sagte Matthias Oppermann, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Wissenschaftliche Dienste der Konrad-Adenauer-Stiftung und ebenfalls Mitherausgeber des Bandes, Weizsäcker habe sich durch ein hohes Maß an politischer Unabhängigkeit ausgezeichnet und nehme in der Riege der Bundespräsidenten eine besondere Stellung ein.
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