Untersuchungen würden zeigen, so Lammert, dass sich das Lokale eines stabilen Vertrauens und hoher Glaubwürdigkeit erfreue. Der Hauptgrund dafür sei, dass der Leser überprüfen könne, ob das, was ihm vorgesetzt wird, mit der Realität übereinstimme. Die Lokalzeitung werde wegen dieses Wettbewerbsvorteils, den sie gegenüber anderen Medien habe, ihre Position behaupten können, zeigte sich Lammert überzeugt und nannte mit dem Zitat eines Chefredakteurs noch einen weiteren Grund. „Wir haben in Deutschland Lokalredakteure, die wissen Dinge, die auch Google nicht weiß“.
Die Preisträger würden den Nachweis erbringen, warum Lokaljournalismus nötig und möglich ist. Sie hätten mit Sorgfalt und mutiger Recherche Dinge aufgedeckt, die die Welt sonst nicht erfahren hätte, die aber für unser Urteilsvermögen notwendig seien. „Übel erledigen sich nicht, indem man sie ignoriert, sondern indem man ihnen auf die Pelle rückt“, so Lammert. Mit „Klauen und Zähnen“ müsse deswegen die verfassungsrechtliche Garantie der Pressefreiheit verteidigt werden. Eine Presse dürfe niemals von einer Regierung abhängig sein. Dafür gebe es abschreckende Beispiele, an denen zu sehen sei, was in einem solche Falle passiere.
Der passionierte Zeitungsleser Lammert äußerte den Verdacht, dass die Frage, was die intensive Nutzung des Internets und der digitalen Online-Lektüre mit dem Urteilsvermögen mache, verdrängt und nicht sorgfältig reflektiert werde. Es mache einen Unterschied, ob man online nach Informationen suche, die einen selber interessierten oder ob man sich bei der Zeitungslektüre Informationen aussetze, die andere für wichtig erachtet hätten. Das Wesen einer Zeitung bestehe darin, dass „Profis Informationen sortieren, prüfen und präsentieren“, sagte Lammert. Während das Internet eher lexikalischen denn analytischen Charakter habe, sei es bei der Zeitung genau umgekehrt. Durch das Internet und die Digitalisierung von Informationen und Daten werde die Gesellschaft als Ganzes fundamental herausgefordert und die Medien im Speziellen. Weder Politik, noch Wirtschaft hätten sich in den vergangenen 40 Jahren solchen Änderungen unterwerfen müssen wie die Medienbranche.
Der Lokaljournalistenpreis, branchenintern auch „Zeitungsoscar“ genannt, erfreute sich auch im 28. Jahrgang großer Beliebtheit. Aus rund 400 Bewerbungen musste die Jury um Heike Groll sich für die besten Arbeiten entscheiden. Dabei beobachtete sie eine Rückbesinnung auf das Recherchehandwerk. „Offenbar fokussiert man sich wieder stärker auf die Kernkompetenz in den Redaktionen“, so Groll in ihrer Ansprache. Ein herausragendes Beispiel dafür lieferte Rafael Binkowski von der Stuttgarter Zeitung. Über seine gefährliche Recherche über den Boxclub der Osmanen und einen blutigen Rockerkrieg in Stuttgart und Ludwigsburg urteilte die Jury: „Eine mutige, überragende journalistische Leistung und ein beeindruckendes Beispiel für den Wert der Pressefreiheit“. Der Chefredakteur der Zeitung, Joachim Dorfs zeigte sich denn auch „froh und stolz“ den ersten Preis gewonnen zu haben. Und mehr noch: Auch in der Kategorie „Datenjournalismus“ war die Zeitung zusammen mit den Stuttgarter Nachrichten erfolgreich. Das zeige die ganze Bandbreite unserer Arbeit, so Dorfs, der sich ausdrücklich bei der Jury und der Konrad-Adenauer-Stiftung für den Einsatz für den Lokaljournalismus bedankte. „Der Preis richtet den Blick auf den für die Gesellschaft überlebenswichtigen Lokaljournalismus.“
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