Ein gut gelaunter Konrad Adenauer (KI) begrüßte unsere Gäste im Kosmos in Berlin. Er gab das Wort, in guter politischer Manier, an unseren Vorsitzenden Norbert Lammert ab: "Möglicherweise hat niemand die Rundumkompetenz, um all die Aspekte, die mit diesem Thema sowohl technisch, politisch, sozial wie ökonomisch verbunden sind, vollends abzudecken. Genau das wollen wir aber versuchen“, eröffnet Herr Lammert unseren KI-Kongress.
Wir stellten die Frage: Wie kann KI den Staat unterstützen und welche Regulierungsmaßnahmen sind erforderlich? Dabei wurden die Bedürfnisse von Start-ups und Jungunternehmern berücksichtigt, die ihre Anliegen an Politik und Gesetzgebung im Bereich AI formulierten. Im Bereich Sicherheit und Cybersicherheit vertieften wir internationale Perspektiven zum Einsatz von KI in der Verteidigung und Abwehr ebenso wie zu Gefahren durch KI. Im Bildungsbereich förderten wir ein positives Verständnis von KI und entwickelten Ansätze zur sinnvollen Integration von KI im Bildungswesen.
KI als Therapeut? Oder eher nerviger Mitbürger?
Diese Multiperspektive zog sich durch den gesamten Tag und wurde bereits beim ersten Panel sichtbar: Dr. Rebekka Reinhard, Gründerin des Magazins human, leitet das Panel mit einem Gedankenexperiment ein. Sie fragte unseren Fellow Lars Zimmermann, Mitgründer und Vorstand des GovTech Campus, Jeanette Hofmann, Leiterin Forschungsgruppe Politik der Digitalisierung (WZB), und Juri Schnöller, Co-Founder und Managing Director von Cosmonauts and Kings, welche Ideale sie KI in der Zukunft als feste Entität zuschreiben.
Lars Zimmermann zeichnete ein Bild von KI als einen nervigen Mitbürger, dem wir zuschreiben, mehr zu wissen, als wir selbst, er aber auch Diskurs prägen kann und der damit eine wichtige Rolle einnimmt. Einen anderen Aspekt beschreibt Juri Schnöller. Er erläutert, wie der massive Vertrauensverlust in Parteien, Staat und Kirche auch durch AI als eine Art Therapeut wieder hergestellt werden könnte – AI als Beziehungstherapeut.
Wo wollen wir als Gesellschaft hin?
KI verändert, wie politische Botschaften transportiert werden. Juri Schnöller betont, dass hier vor allem entscheidend ist, welches Bild von Gesellschaft wir haben und was die soziodemografischen Realitäten sind. Welche Zukunft wir als Gesellschaft haben, ist daher für ihn die zentrale Frage rund um KI. "Während wir das Haus renovieren, sollten wir nicht vergessen, dass der Dachstuhl schon brennt". Die Frage, wer wir als Gesellschaft sind und wie unsere Gesellschaft sein wird auch alle Fragen von AI betreffen. Er appelliert: Wir können viel debattieren, aber wir dürfen die soziodemografischen Realitäten in Deutschland nicht vergessen. Unser Fellow Lars Zimmermann knüpft an: "Bevor wir über die ganzen weichen Themen, die nicht unwichtig sind, reden, müssen wir die harten, klaren Kompetenzen im Land aufbauen, bevor wir anderen erklären, was ethisch oder moralisch besser oder schlechter ist". Daraus resultieren strategische Entscheidung, die das Land noch nicht getroffen hat. Er appelliert: Deutschland steht an einem strategisch wichtigen Punkt und muss aktiv werden.
Wenn wir die Demokratie bewahren und verbessern wollen, müssen wir das wiederherstellen, was im Innersten alles zusammenhält: Vertrauen. Mit unserem Planspiel wurde genau das erlebbar. Um aufzuzeigen, dass für Demokratie und demokratische Prozesse KI sowohl Herausforderung als auch Chance sein kann, war das Setting des Spiels die Bundestagswahl 2025. Im Planspielen haben Populistinnen und Populisten eine KI-gestütze Desinformationskampagne entwickelt und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen verschiedene Rollen ein, um darauf zu reagieren.
Dabei als Ziel: Demokratie mithilfe von KI zu stärken!
Mit KI-Tools wurden Kampagnen, Videos und Reden entwickelt und so auch für den Einsatz von KI in demokratischen Prozessen wie Wahlen sensibilisiert. Julia Fleiner, Leiterin Online-Kommunikation der KAS, und Juri Schnöller führten durch das Planspiel.
Was macht KI mit uns?
Bei seinem Impuls wirft Manouchehr Shamsrizi, Gründer, Gaming-Experte und Politikberater, auf: "Was – und wie – sind unserer gegenwärtige Narrative zu KI?". Dabei bringt er Magie ins Spiel - mindestens als Metapher: "Gehen wir davon aus, KI ist Magie? Was macht sie mit uns?". Er verdeutlich, wie wichtig die Auseinandersetzung mit Narrativen ist und wie sehr sie Diskurs prägen: "Die Schwächen, Limitationen und Kosten von KI werden immer in der der Debatte lauter sein als die Chancen und Möglichkeiten. Dagegen müssen wir anhalten".
KI und Cybersecurity sind zentrale ethische Elemente unserer kollektiven Sicherheit und des Schutzes unserer Freiheiten
"We need to secure it from the start!", betont Yosi Aviram, Direktor des israelischen National Cyber Directorate, der Einblicke in Verbesserung der Cybersicherheit durch KI gab. "It's a constant battle between attacker and defender in the fast changing World of AI-powered cyber security". Stefan Saatmann, Global Coordinator of Cybersecurity Policy bei der Siemens AG, betont: "Das Vertrauen in unser technologisches Ökosystem durch KI zu sichern, ist eine unserer Hauptprioritäten. Die eigentliche Bewährungsprobe der KI liegt in der Umsetzung". KI und Cybersecurity sind nicht nur technologische Fragen, sondern auch zentrale ethische Elemente unserer kollektiven Sicherheit und des Schutzes unserer Freiheiten. Die Diskussion unterstrich, wie wichtig die Multiperspektive auf das Feld der KI ist, auch um ein sicheres digitales Umfeld zu schaffen, in dem Innovationen gelingen können.
Künstliche Intelligenz aus verschiedenen Perspektiven - das war Ziel unseres KI-Kongress.
3Q
Klare KI-Regeln, die Deutschland nicht ausbremsen
"Wir bekommen Kompetenzen nur, wenn wir Freiheiten haben und nicht nur Regulierungen", erklärt die Bundestagsabgeordnete Ronja Kemmer (CDU) mit Blick auf Künstlicher Intelligenz und ihrer regelgeleiteten Nutzung im Bereich Governance. Alisha Andert, LL.M., Co-Founderin und Geschäftsführerin von This is Legal Design und Vorstandsvorsitzende des Legal Tech Verband Deutschland, ergänzt, dass wir einen gesetzlichen Rahmen für KI-Anwendungen in Deutschland mit Klarheit benötigen! Es dürfe nicht 80 verschiedene Interpretationen von Gesetzeslagen geben. Auch Parsa Marvi (SPD-Bundestagsfraktion) verdeutlicht, dass wir einen einheitlichen Ansatz benötigen, wenn es um konkrete KI-Bedürfnisse der Regulierung von Organisationen und Unternehmen innerhalb der Bundesrepublik Deutschland geht und nicht in jedem Bundesland eigene Interpretationen. Ebenso identifiziert er die öffentliche Verwaltung als den Bereich, der von dem gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz direkt profitieren kann.
KI-Use Cases in der Verwaltung
Flora Geske, CEO und Co-Founder SUMM AI, diskutierte die Rolle künstlicher Intelligenz bei der Optimierung von Verwaltungsabläufen und deren Beitrag zur modernen Bewältigung von Herausforderungen. Durch den Einsatz von KI-Technologien lassen sich bis zu 90% dieser Ausgaben einsparen. "Mit Leichter Sprache auf Knopfdruck!" Alexa Möller, COO und MD, Polyteia, berichtete von ihrer wegweisenden Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium in Schleswig-Holstein, die dank KI-Innovationen zu einem Leuchtturmprojekt im Bereich der öffentlichen Dienste avancierte. Mithilfe von KI wird das Durchforsten interner Datenbanken erheblich vereinfacht. Zudem kann die KI gezielt Rückfragen zu den erstellten Berichten beantworten, was zu einer Zeitersparnis führt und einer damit verbundenen spürbaren Entlastung der Belegschaft im Ministerium.
KI und Bildung
"In ‚Wie kann AI Bildung verbessern?‘ steckt schon gar kein ‚ob‘ mehr, nur noch ein ‚wie‘", stellt der Moderator des Panels "AI meets Education" Matthias Graf von Kielmansegg, von der Vodafone Stiftung, einleitend fest. Folglich ist KI bereits ein zentraler Bestandteil im Bildungssektor. Bei einem weiteren Diskussionspunkt waren sich Diana Knodel, Gründerin und CEO, fobizz und Anja Tempelhoff, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, einig: KI bietet die Chance für ein zeitnahes Feedback an Schülerinnen und Schüler, was besonders wichtig für deren Motivation ist.
Einen weiteren Vorteil von der KI-Nutzung im Bildungssektor sieht Sven Schütt, CEO IU Group, deutlich: "KI ermöglicht die Hürdengrade bei Fragestellungen zu senken, was ein großes Potenzial mit sich bringt".
Auch in interaktiven Formaten wie Workshops ging es um den Bereich KI und Bildung, aus denen sich vier Take-aways herauskristallisierten:
- Die KI-Assistenzen können die Arbeit von Lehrkräften unterstützen, ersetzen Lehrkräfte aber nicht.
- Alle Ergebnisse sollten stets auf ihre Korrektheit überprüft werden, was Fachwissen sowie Lese-, Frage-, Sach- und Interpretationskompetenz erfordert.
- Unterricht über, mit, durch, trotz und auch ohne KI. Denn KI wird nicht mehr verschwinden, gestalten wir eine Welt mit ihr, also gemeinsam!
- Auch Schülerinnen und Schüler können KI-Assistenzen gewinnbringend für sich nutzen, wenn sie über Funktion, Chancen und Herausforderungen aufgeklärt werden.
Daraus ergeben sich vier As und ein B: Aufklären, Ausprobieren, Akzeptieren, Aktiv werden + Begleiten statt verbieten.
KI-Anwendungen
Verschiedene Start-Ups formulierten Ihre Bedürfnisse an die Politik im Bereich KI und stellten gleichzeitig KI-Lösungen vor. Charlotte Kufus, Co-Founder & Managing Director at Legalos OS, stellte eine innovative KI-Lösung vor, die nicht nur interne Kommunikation vereinfacht, sondern auch Transparenz und Zugänglichkeit juristischer Informationen für alle Unternehmensebenen verbessern. Lukas Wuttke, Founder & CEO at tracebloc, unterstrich, dass tracebloc nicht nur Technologie anbietet, sondern auch als Partner auftritt, um die digitalen Transformationsprozesse in Unternehmen maßgeschneidert und nachhaltig zu gestalten.
In einer Diskussion über „AI im Film“ tauschten sich die Regisseurin, Schauspielern und Autorin Maria Schrader und Johannes Kargerer von der Produktionsallianz aus. Maria Schraders preisgekrönter Film "Ich bin dein Mensch" wirft eine provokante Frage auf: Ist Liebe zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz möglich?
Weitere Einblicke in spannende und innovative AI-Entwcklungen und Anwendungen gab es für unsere Besucherinnen und Besuchern in unseren Messe-Ständen unserer Kooperationspartner.
KI als eine Chance zu sehen, die Demokratie und Gesellschaft zu stärken, zu befähigen und zu fördern, war uns als Stiftung ein besonderes Anliegen.
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