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Kathrin Menzel

행사 보고서

Polen

Dr. Kathrin Menzel
Die Reise zu unserem östlichen Nachbarn offerierte „Bilderbuchstädte“ mit nahezu unversehrten oder aufwändig rekonstruierten Innenstädten aus dem Mittelalter, Renaissance und Barock. Tatsächlich fällt es leicht, die wechselvolle Geschichte Polens sowohl in Warschau, der Weichsel folgend in den kleinen Städtchen Kasimierz Dolny und Sandomierz und besonders in der alten Königsstadt Krakau nachzuvollziehen. Aus wirtschaftshistorischer Perspektive überrascht das Salzbergwerk Wieliczka, in dem seit dem 13. Jahrhundert Salz gewonnen wird und das mit volkskundlich-religiös gestalteten Kammern die Strapazen des Abstiegs durch viele unterirdische Ebenen vergessen lässt.

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Die eigentliche Bedeutsamkeit einer Begegnung mit Polen blitzt jedoch auf, wenn zum Beispiel die freundliche polnische Reiseführerin in Warschau nebenbei anmerkte, das durch die Deutschen historisch erfahrene Leid und die erbrachten Opfer der Polen würden in der deutschen Öffentlichkeit nicht genügend Anerkennung finden. Dies offenbart eine Wunde, die sich nicht schließt (bzw. nicht schließen kann?). Nach einem Rundgang durch das Museum des Warschauer Aufstandes und auf den Spuren des Warschauer Ghettos mit den letzten baulichen Zeugnissen unvorstellbarer Gewalttaten ist man geneigt, die Dimension von Erinnern anders zu erkennen und der Reiseleiterin zuzustimmen. 

Mit Krakau befindet man sich im ehemaligen Westgalizien und beim Rundgang durch das Stadtviertel Kazimierz (einem vormalig typisch osteuropäisches „Schtetl“) mitten in der Geschichte von antijüdischen Pogromen und dem Holocaust. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges betrug die Anzahl der jüdischen Bewohner in Krakau etwa 64.000, diese machten damit ein Viertel der Stadtbevölkerung aus und es gab es ca. 130 Synagogen bzw. Bethäuser. Heute leben nur noch wenige Juden vor Ort.

Eine Fahrt in Trübnis und Regen mit anschließendem Rundgang durch das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau lässt erahnen, was in der Zeit dazwischen vorgefallen ist; dies ist ein Ort des Grauens ohne angemessene Worte.

Sein heutiges „jüdisches Leben“ als touristischer Ort verdankt Kazimierz nicht dem mit Krakau biografisch eng verbundenen Regisseur Roman Polanski, sondern maßgeblich dem Film „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg. Mit seinen Bildern im Kopf und beschwingt durch das Konzert von „Di Galitzyaner Klezmorim“, einem Klezmer-Ensemble in typischer Instrumentenbesetzung (Klarinette, Akkordeon, Kontrabass), gelingt ein berührender Rückblick.

Dem aktuell in den deutschen Kinos angelaufene Film „Treasure“ von Julia Heinz folgend bleibt festzuhalten: es braucht eine Rückkehr und erneute Reise nach Polen, Vergessen ist unmöglich.


 

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Referentin der Studienförderung, Referat Rhein-Main

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