Извештаи од земјата
Das Erscheinungsbild des Islam in Indien ist vielschichtig und in keiner Hinsicht homogen. Muslime sind im Norden und Westen des Landes wesentlich stärker präsent als im Osten und Süden. Während ihr Bevölkerungsanteil in Kaschmir bei 95% liegt, sind es in Orissa nur 1%. Ihr Anteil in den Städten ist deutlich höher als auf dem Lande. Zwar liegt die Alphabetisierungsrate unter Muslimen über dem indischen Durchschnitt, aber trotzdem lebt ein überproportional großer Teil von ihnen unterhalb der Armutsgrenze. Sie gehören innerhalb des Islam keiner einheitlichen Richtung an und treten in der Regel nicht als Religionsgemeinschaft geschlossen in Erscheinung.
Der Islam hat sich in Indien zu allen Zeiten relativ gut integriert und in hohem Maße indigenisiert. Trotz der jahrhundertelangen Assimilationsprozesse und der zunehmenden Auflösung sprachlicher Unterschiede leben die meisten Muslime heute zwar in gemischten Wohngegenden, häufig haben sie jedoch in bestimmten Dörfern oder Stadtteilen eine Mehrheit. Sie beanspruchen und verteidigen eine Reihe von Sonderrechten, die häufig das Interesse der Medien finden. Zwar finden auch hier radikale Positionen mehr Aufmerksamkeit als moderate, aber es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Muslime - was Toleranz betrifft - den meisten übrigen Bevölkerungsgruppen nachstehen. Und wahrscheinlich gibt es auf der Alltagsebene ebenso viele Vorurteile von seiten der Muslime wie über sie.
Historischer Hintergrund
Der Islam kam in ungezählten Wellen nach Indien. Ab dem 8. Jahrhundert waren es zunächst Händler und Abenteurer; ihnen folgten von Zentralasien her sowohl marodierende Mongolenstürme als auch andere Invasoren, und schließlich gelang es im frühen 16. Jahrhundert den Moghul-Herrschern, den Subkontinent überhaupt erstmals unter eine relativ einheitliche Herrschaft zu bringen, die dann - etwa 300 Jahre später - von den Briten abgelöst wurde.
Bis heute haben die Muslime in Indien das Image der ehemaligen Herrscher, die ihre Macht an die Briten abtreten mussten. Diese Bilder wirken bis heute nach, da die Briten den Muslimen stets große Beachtung geschenkt haben. Gerade weil die Muslime ihre Macht verloren hatten, erschienen sie den Briten als potentiell aggressiv und resistent. Aus der Sicht der Briten besaß der Hinduismus keine vergleichbare Herrschaftsstruktur und bildete lediglich eine Konglomeration von Sekten. Hinzu kam später für breite Kreise unter den Hindus das Image der Gewaltfreiheit und der Friedensliebe. Der Islam stand hierzu in klarem Gegensatz; er erschien als homogen und zum Widerstand fähig. Da es darüber hinaus im Islam keine Trennung zwischen "imperium" und "sacerdotium" gab, galt er in hohem Maße als säkularisierungsresistent.
Diese Situation führte dazu, dass die Briten viele der religiösen Traditionslinien überbetonten und teilweise die entsprechenden religiösen Gruppenzugehörigkeiten überhaupt erst ins Leben riefen. Aus dem Interesse eines "divide et impera" reduzierten sie eine komplexe Realität, in der vieles miteinander zusammenhing, auf die vertrauten Unterschiede. Hierdurch konnte der Gegensatz zwischen Hindus und Muslimen im 20. Jahrhundert eine Bedeutung gewinnen, die er nie zuvor gehabt hatte, was schließlich auch der fatalen Teilung des Subkontinents zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit ihren Stempel aufdrückte.
Die nachhaltigste Prägung des Subkontinents durch den Islam erfolgte jedoch nicht durch eine mögliche Herrschaftsideologie der Moghul-Kaiser, sondern durch den Volksislam. Der Einfluss der über Jahrhunderte hinweg eingewanderten Derwische und Sufi-Orden ist kaum zu überschätzen, da sie sich von Anfang an stark den vorhandenen lokalen Kulturen anzupassen versuchten. Ihr Wirkungskreis reichte von den untersten Volksschichten bis hinauf zu den Moghul-Herrschern, und ihr Heiligenkult prägte sowohl die soziale als auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Die Sufi-Pirs (Heilige) führten im 13. Jahrhundert die Theologie und Literatur des Subkontinents zu einer kulturellen Blüte. Als unparteiische Friedensstifter berühmt, übten sie häufig auch in der Politik eine Mittlerfunktion aus. Durch ihre geistige Nähe zu den Hindu-Asketen entstanden zahlreiche Formen des religiösen Synkretismus.
Durch die Dominanz der Sufi-Bewegungen war die Anfälligkeit des Islam in Indien für fundamentalistische Strömungen äußerst gering. Trotz des Bemühens der Briten, alle Erscheinungsformen in der Gesellschaft zu kategorisieren, blieben die Ähnlichkeiten im sozialen Alltag zwischen Hindus und Muslimen zum Beispiel im Familiensystem und selbst im Kas-tenwesen unübersehbar. In einem der letzten bedeutenden Rechtsakte der Briten, dem "Shariat Application Act" von 1937, wurden den Muslimen zahlreiche Sonderrechte im Bereich des "personal law" zugestanden, die seitdem stärker an der Scharia ausgerichtet sind als am allgemeinen Gewohnheitsrecht. Wichtig ist hierbei, dass die Rechtsprechung in diesen Bereichen, vor allem dem Erb- und Familienrecht sowie den Rechten der religiösen Stiftungen ("waqf") bis heute dem Konsens der Ulema unterworfen und deshalb nicht schriftlich fixiert ist. Ähnlich wie bereits unter den Briten wurde der Islam in Indien auch nach der Unabhängigkeit von den Congress-Regierungen zwar sozial marginalisiert, vermochte aber nicht zuletzt aufgrund dieser Marginalisierung seine Sonderrechte zu behaupten.
Die Spannungen zwischen Hindus und Muslimen
Die Teilung Indiens 1947 führte die Spannungen zwischen Hindus und Muslimen auf einen Höhepunkt: Hunderttausende kamen damals ums Leben, sieben Millionen Muslime wanderten nach Pakistan aus. Das Ausmaß dieser Konflikte wurde unter anderem angeheizt durch den Aufstieg des Hindunationalismus, der vielfach militante Züge annahm und den Unterschieden zwischen Hindus und Muslimen eine neue, gesteigerte Bedeutung zukommen ließ. Zwar hatte es auch im Laufe früherer Jahrhunderte immer wieder Konflikte zwischen Hindus und Muslimen gegeben, doch gewannen diese Spannungen im Laufe des 20. Jahrhunderts eine neue Qualität.
Mehr als in den ersten vier Jahrzehnten seit der Unabhängigkeit verschärften sich die Spannungen zwischen Hindus und Muslimen durch den Aufstieg des politischen Hindunationalismus seit Ende der achtziger Jahre auch auf der politischen Ebene. Durch den gestiegenen Einfluß der "Hindutva", der Bewegung zur Hinduisierung Indiens, und durch die Regierungsbildung ihres parteipolitischen Arms in Gestalt der BJP, hat sich das politische Klima in Indien stark verändert. Die beiden Hauptkennzeichen dieser "neuen" Regierungspolitik sind:
- ein ausgeprägtes Sicherheitsdenken nach außen und innen sowie
- der Versuch, eine Einheitskultur zu präsentieren, in der Minderheiten keine Sonderstellung mehr zukommt.
Innenpolitisch entspricht dem die pauschale Verdächtigung von Madrassen, denen unterstellt wird, vom pakistanischen Geheimdienst ISI unterstützt zu werden. Traditionell vermitteln diese Koran-Schulen nicht nur religiöse Erziehung, sondern bieten muslimischen Kindern häufig die einzige Chance, Lesen und Schreiben zu lernen, da die Defizite des regulären staatlichen Schulsystems horrend sind. Als im Juli dieses Jahres Ram Prakash Gupta (BJP), der frühere Ministerpräsident des Bundesstaates Uttar Pradesh, aufgefordert wurde, ein Beispiel für die unterstellten Einflüsse des pakistanischen Geheimdienstes auf die Madrassen in Uttar Pradesh anzuführen, konnte er kein einziges nennen. Gleichzeitig gab der Generaldi-rektor der Polizei in Rajasthan, wo sich zahlreiche Madrassen beschwert hatten, von der Polizei belästigt zu werden, die Erklärung ab, dass keine einzige Madrasse in diesem Grenzstaat zu Pakistan jemals mit dem ISI in Verbindung gestanden habe (The Milli Gazette, 16.07.01).
Was nicht nur die Muslime, sondern auch andere Minderheiten in Indien betrifft, versucht die Hindutva systematisch, diese zu majorisieren. Dies trifft auf den gesamten sozialen Bereich zu, wo es zahlreiche unterschiedliche Zugangsrechte gibt; es gilt für die Quotenregelungen im Erziehungssystem sowie vor allem für die jüngsten Versuche, sämtlichen Religionsunterricht (unter hinduistischen Vorzeichen) zu vereinheitlichen. Die Praxis der früheren Congress-Regierungen, den religiösen Minderheiten immer wieder Sonderrechte einzuräumen, wird von den BJP-Regierungen als "minorityism" gebrandmarkt und versucht, diese Rechte wieder abzubauen. Insbesondere macht sich die derzeit regierende BJP dafür stark, einen allgemein gültigen "Uniform Civil Code" einzuführen, durch den dann die Heirats-, Erb- und anderen Sonderrechte der Muslime aufgehoben würden.
Islamische Parteien und Gruppierungen in Indien
Auf der Ebene der Parteien gibt es in Indien keine dominierende, im gesamten Land vertretene islamische Partei. Vielmehr gibt es eine Reihe unterschiedlicher regionaler Parteien, deren Profil von den politischen Verhältnissen in bestimmten Bundesländern geprägt ist. Hervorzuheben sind hier zum Beispiel die "Indian Union Muslim League", die besonders in Kerala sehr einflussreich ist und dort in der Regel mit der Congress-Partei koaliert. In anderen Bundesstaaten koaliert sie mit den jeweiligen Regionalparteien wie der SP in Uttar Pradesh oder der RJD in Bihar. Ihre Schwesterpartei in Westbengalen, die "West Bengal Muslim League", steht dort auf Seiten der Kommunisten. Alle diese islamischen Parteien betonen ihre nationalistische Gesinnung und ihr Bemühen, Konflikte mit den Hindus zu vermeiden.
Neben diesen politischen Parteien gibt es eine Reihe einflussreicher Gruppierungen. Hierzu zählt vor allem die "Jamiat Ulema-i-Hind", die einen großen Teil des islamischen Klerus repräsentiert. Obwohl sie formal über kein Mandat verfügt, tritt sie gelegentlich als Sprecherin der Muslime in Indien in Erscheinung. Ferner gibt es verschiedene "Berufsverbände" wie zum Beispiel die "All India Momin Conference", die sich für die Interessen der zahlreichen Weber in Uttar Pradesh und Bihar einsetzt, die traditionsgemäß Muslime sind.
Eine sehr einflussreiche Stellung innerhalb des indischen Islam kommt der "Tablighi Jamaat" zu, die über ein weltweites Verbindungsnetz verfügt. Es handelt sich um eine religiöse Erneuerungsbewegung, die bisher kaum politisch in Erscheinung getreten ist. Ihr geht es vor allem um die Einkehr jedes Muslims und seine innere Läuterung. Ihre geistlichen und spirituellen Schriften erreichen Millionenauflagen. Sie wendet sich zum Beispiel gegen jede Form von säkularer Erziehung und sendet gezielt Prediger vom Land in die Städte. Sie ist in ihrer Grundhaltung insofern sehr orthodox, als sie betont, daß es keine Veränderung im äußeren Verhalten geben könne, wenn nicht zuvor eine innere Erneuerung stattgefunden habe. Aufrufe zu einem Jihad hat es bisher von der Tablighi Jamaat nicht gegeben.
Eine der größten islamischen Vereinigungen in Südasien ist die 1941 gegründete "Jamaat-i-Islami", die sich nach der Teilung des Subkontinents 1947 ebenfalls gespalten hat, so daß die fünf heute nach ihr benannten Organisationen in Pakistan, in Indien, in "Azad-Kashmir", in "Jammu & Kashmir" und in Bangladesh weitgehend unabhängig von einander agieren und ganz unterschiedlich in Erscheinung treten können. Der indischer Flügel, die "Jamaat-i-Islami Hind" (JIH) wird zwar im allgemeinen als religiös "fundamentalistisch" eingestuft, gilt aber in Indien in der Regel nicht als politisch radikal oder gar militant. Die JIH konzentriert sich vor allem auf die kulturelle Identität des Islam in Indien, auf die Verteidigung seiner Sonderrechte (vor allem des Heiratsrechts) und auf sein internationales Ansehen.
Während sich ihre ursprünglichen Schwesterorganisationen sämtlich in Staaten entwickelt haben, in denen der Islam die Mehrheit bildet, war die JIH seit ihrer Gründung 1948 vor die Herausforderung gestellt, sich als Minderheit a) mit dem indischen Nationalstaat und b) mit dem indischen Säkularismus zu arrangieren. Als Folge hiervon können die Positionen der JIH heute als sehr viel moderater gelten als die der übrigen Jamaat Organisationen in Pakistan, Bangladesh und von allem in Kashmir. Im Unterschied zur Jamaat in Pakistan ist sie deshalb auch der "Organization of Islamic Conferences" (OIC) beigetreten.
Der krasseste Gegensatz ergibt sich jedoch im Hinblick auf die Kaschmir-Frage, da die JIH sich mit einer Autonomie-Regelung für das Kaschmir-Tal innerhalb des indischen Föderalismus begnügt. In dieser Hinsicht ist die JIH in besonderer Weise dem Druck anderer islamischer Gruppen ausgesetzt und würde sich dringend mehr Anerkennung wünschen - sowohl von indischer als auch von internationaler Seite.
Statt dessen wird sie zuweilen mit den militanten islamischen Gruppen in Kaschmir in einem Atemzug genannt, obwohl sich die radikaleren Gruppen dort nicht aus Indien sondern entweder aus Pakistan oder direkt aus den Reihen der Taliban rekrutieren. Dies gilt seit den neunziger Jahren vor allem für die "Jamaat-i-Islami Jammu & Kashmir", die ausschlag-gebend von den Hizbul Mujahideen unterstützt wird, während die "Lashkar-e-Toiba", die "Harkat-ul-Mujahideen" und die "Jaish-e-Mohammed" ganz von den Taliban abhängen und vom pakistanisch besetzten Teil Kaschmirs aus operieren.
Über den meisten Rückhalt aus der Bevölkerung verfügt in dem von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs die "All Parties Hurriyat Conference" (APHC), eine Dachorganisation mehrerer kleiner und höchst unterschiedlicher Parteien, die sich für eine Unabhängigkeit Kaschmirs einsetzen. Sie versteht sich zwar als islamisch, aber nicht als fundamentalistisch, und versucht, als größter und wichtigster Repräsentant der Bevölkerung eine politische Schlüsselfunktion zu gewinnen. Dabei steht sie zwischen den beiden Lagern der "National Conference", als dem offiziellen Vertreter der indischen Nationalregierung, und den kleinen militanten Gruppen, deren Gewicht im Zuge der "Talibanisierung" in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gewachsen ist.
Die Stellung des Islam nach dem 11. September 2001
Die Reaktionen der Muslime in Indien auf die Terroranschläge am 11. September lassen sich in vier Gruppen unterteilen:
- Die große Mehrheit von ihnen verurteilt die Anschläge; wendet aber ein, dass auch die USA in der Verga ngenheit Fehler gemacht haben. Diese Haltung unterscheidet sie jedoch nicht von den meisten Hindus, sondern spiegelt eher ein allgemeines anti-amerikanisches Ressentiment wider, das mit einem ebenso allgemeinen Unbehagen über die Geschwindigkeit der Globalisierung einhergeht. Speziell in Indien ist dies ferner im Zusammenhang zu sehen mit der intensiven Diskussion darüber, ob die Globalisierung letztlich der Armutsbekämpfung zugute kommt.
- Unter den Muslimen der gehobenen Mittelschicht ist die Reaktion wesentlich reflektierter. Hier wird der Terrorismus als ein allgemeines Problem wahrgenommen und die Haltung gegenüber den USA ist von viel Sympathie getragen. Dennoch würde eine Reaktion der USA, die nicht zwischen Mitschuldigen und der lediglich mitbetroffenen Bevölkerung zu unterscheiden versucht, auch hier auf Unverständnis stoßen.
- Der islamische Klerus in Indien (Jamiat Ulema-i-Hind) hat sich bisher nur vereinzelt öffentlich zu Wort gemeldet. Von der Muslimgemeinde in Mumbai wurde berichtet, dass sie sich von den Taliban distanziert habe. Entgegengesetzte Äußerungen waren von Seiten des Shahi Imam von der Jama Masjid in Delhi, Syed Ahmed Bukhari zu hören. Er nannte den amerikanischen Gegenschlag einen Angriff auf "den" Islam und forderte Solidarität mit den Taliban. Es ist jedoch sehr umstritten, über welchen Rückhalt er tatsächlich unter den Muslimen verfügt.
- Lediglich einige radikale Splittergruppen, die sich zwar islamisch nennen, aber innerhalb des Islam nicht als repräsentativ angesehen werden können, haben Verständnis für die An-schläge geäußert. Am häufigsten genannt wurde in diesem Zusammenhang von Anfang an SIMI (Students' Islamic Movement of India), die seit längerem durch undemokratische Äußerungen auf sich aufmerksam gemacht und sich unter anderem für die Unterstützung der Taliban ausgesprochen hatte. Sie wurde am 27. September dieses Jahres verboten.
Das Hauptzielgebiet für terroristische Anschläge von Seiten islamistischer Gruppen in Indien ist nach wie vor die Kaschmir-Region. Es ist eine der größten Sorgen der indischen Regierung, dass eine wachsende Zahl von Taliban-Kämpfern sich hierher zurückzieht. Am 1. Oktober erinnerte ein folgenschweres Selbstmordattentat auf Regierungseinrichtungen in Srinagar, bei dem 38 Menschen ums Leben kamen, daran, dass der Terror in Kaschmir keineswegs un-ter Kontrolle ist. Seitdem fordert die indische Regierung von Pakistan die Auslieferung der Vertreter aus den Reihen der "Jaish-e-Mohammed", die für dieses Attentat die Verantwortung übernommen und in Pakistan Unterschlupf gefunden haben. Der amerikanische Präsident hat Premierminister Vajpayee hierfür seine Unterstützung zugesagt.
Seit den Terroranschlägen vom 11. September ist es ein Hauptanliegen der indischen Regierung, den Terror in Kaschmir auf die Agenda der internationalen Terrorismusbekämpfung zu bekommen. Die fortschreitende Talibanisierung des Kaschmir-Problems in den neunziger Jahren ist international wenig beachtet worden. Als Osama bin Laden im September 1999 versuchte, sämtliche Mujahideen Gruppen in Pakistan hinter sich zu vereinigen, erklärte er, dass nunmehr Indien und Amerika die beiden Hauptgegner der Taliban seien. Zuvor galten in Indien lediglich amerikanische Einrichtungen als potentielle Ziele.
Einige Stimmen aus den Reihen der Muslime in Indien haben in den vergangenen Wochen daran erinnert, dass es seit der Unabhängigkeit des Landes keine Terrorattentate auf herausragende Persönlichkeiten von Seiten indischer Muslime gegeben hat: Im Januar 1948 wurde Mahatma Gandhi von einem rechtsradikalen Hindu erschossen; im Oktober 1984 die Premierministerin Indira Gandhi von Sikhs ihrer eigenen Leibgarde und im Mai 1991 fiel ihr Sohn, Premierminister Rajiv Gandhi, einem Bombenanschlag von tamilischen Rebellen zum Opfer.
Die große Mehrheit der Muslime in Indien möchte heute in erster Linie als Inder gelten und erst danach als Muslime. Sie verstehen sich (ähnlich wie in der Türkei) als säkularisiert, und unterhalten als Muslime keine besonderen Beziehungen zu einem anderen islamischen Staat. Es gibt vor allem keine allgemeinen Sympathien für Extremisten oder Fundamentalisten: weder für Gaddafi noch für Saddam Hussain - und auch nicht für Osama bin Laden. Die traditionell guten Beziehungen zum Iran sind vor allem zwischenstaatlich und haben primär geopolitische Gründe.
Deshalb gilt es festzuhalten, dass es in Indien keine Jihad-Mentalität gibt und dass sich kaum ein indischer Muslim finden lassen wird, der sich freiwillig für einen solchen Kampf melden würde. Bis heute haben die Zeitungen von keinem nennenswerten Aufruf zum Jihad berichtet. Die Zahl Muslime, die öffentlich ein Wort für die Taliban einlegen, ist verschwindend gering. Sehr viel größer dürfte die Zahl derjenigen Muslime in Indien sein, die durch Friedensinitiativen und Konfliktreduzierung einen Beitrag zur Sicherheit und Stabilität des Landes leisten, - doch treten sie heutzutage seltener als Sufis in Erscheinung denn als säkularisierte Bürger. Das Hauptinteresse des Islam ist auf seine Integration gerichtet und die Fragen nach seiner Identität richten sich auf die eigene Herkunft, Sprache und Kultur. Sein Engagement für Säkularismus zielt auf den Schutz seiner Minderheitenrechte, und diese bedürfen nach wie vor der Verteidigung.
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