Извештаи од земјата
Präsident Hollande gab am Morgen seinem
Premierminister Valls den Auftrag, bis Dienstag, 26.
August, eine neue Regierung zusammenzustellen.
Die Spannungen innerhalb der Regierungsmehrheit haben
sich in der letzten Woche und am vergangenen
Wochenende immer mehr zugespitzt und trotz
traditioneller Urlaubszeit einen neuen Höhepunkt erreicht.
Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg ließ in jüngster
Zeit keine Gelegenheit aus, seine Unzufriedenheit über
den Wirtschaftskurs der Regierung Hollande/Valls zu
bekunden. Schon zuvor präsentierte sich Montebourg
ständig als die linke Alternative innerhalb der
Sozialistischen Partei. Manche Beobachter sahen darin
gar eine Allianz Valls/Montebourg und ein geschicktes
Zusammenspiel zwischen Premierminister Valls und
seinem Wirtschaftsminister: Montebourg deckt die Linke
innerhalb der Regierungsmehrheit ab, Premierminister
Valls dagegen den „sozialdemokratischen“ Flügel.
Jetzt hat es Montebourg nach Auffassung von Hollande
und Valls offenbar übertrieben. Montebourg forderte offen
einen anderen Wirtschaftskurs seiner eigenen Regierung,
in der er das Portefeuille des Wirtschaftsministers
innehatte. Das Fass zum Überlaufen brachte wohl eine
gemeinsame Veranstaltung am Wochenende mit
Erziehungsminister Benoît Hamon, einem anderen
Exponenten der Linken innerhalb der Regierung. Dieser
hatte sich zwar in den letzten Wochen mit Kritik an seiner
eigenen Regierung eher zurückgehalten. Um so mehr
mußten Hollande und Valls diesen gemeinsamen Auftritt
von Montebourg und Hamon als Herausforderung und als
schwerwiegenden Akt der Illoyalität der beiden Minister
werten.
Vermutlich wollte man aber nicht die beiden Minister
hochkant aus der Regierung werfen, und damit die Linke
innerhalb der Regierungsmehrheit noch mehr gegen das
Tandem Hollande/Valls aufbringen, und wählte daher den
etwas weniger drastischen Weg einer Regierungsumbildung.
Daß Arnaud Montebourg seine Kritik an der
Wirtschaftspolitik seiner eigenen Regierung mit einer
harschen Kritik an der Wirtschaftspolitik der
Bundesregierung verband und dabei insbesondere die
Politik von Bundeskanzlerin Merkel kritisierte, machte die
Situation für Hollande und Valls nicht einfacher, dürfte
aber kaum ihre Entscheidung für eine
Regierungsumbildung beeinflußt haben.
Gleichwohl sei festgehalten, was Arnaud Montebourg erst
vor wenigen Tagen in einem Interview mit der Zeitung Le
Monde und an anderer Stelle über die deutschfranzösischen
Beziehungen und die deutsche Wirtschaftspolitik zu Besten gab. Denn was Montebourg
offen sagt, denken nicht wenige innerhalb der linken
Regierungsmehrheit und auch darüber hinaus.
Montebourg ruft dazu auf, gegenüber der
Unnachgiebigkeit der deutschen Bundeskanzlerin
deutlicher aufzutreten ("hausser le ton").
„Wir können uns das nicht länger gefallen lassen. Wenn
wir uns anpassen müssen an die extremste Orthodoxie
der deutschen Konservativen, würde das bedeuten, daß,
selbst wenn die Franzosen für die französische Linke
stimmen, sie in Wahrheit ihr Votum abgeben würden für
die Realisierung des Programms der deutschen
Konservativen.“ („Nous ne pouvons plus nous laisser faire.
Si nous devions nous aligner sur l'orthodoxie la plus
extrémiste de la droite allemande, cela signifierait que,
même quand les Français votent pour la gauche
française, en vérité ils voteraient pour l'application du
programme de la droite allemande.») „Deutschland ist gefangen in der Falle der
Austeritätspolitik, die es ganz Europa aufzwingt. Wenn ich
sage Deutschland, möchte ich sprechen von den
deutschen Konservativen, die Angela Merkel unterstützen.
Frankreich ist nicht dazu berufen, sich an die
ideologischen Axiome der der deutschen Konservativen
anzupassen. Ich kann Sigmar Gabriel, meinem
sozialistischen Kollegen im Wirtschaftsministerium, nur
danken, der in die gleiche Richtung drängt, wie wir“.
("L’Allemagne est prise au piège de la politique austéritaire
qu’elle a imposée à toute l’Europe. Quand je dis
l’Allemagne, je veux parler de la droite allemande qui
soutient Angela Merkel. La France n’a pas vocation à
s’aligner sur les axiomes idéologiques de la droite
allemande. Je ne peux que remercier Sigmar Gabriel, mon
homologue socialiste à l’Économie, qui pousse dans le
même sens que nous".)
Am Dienstag, 26. August, soll nun die Regierung Valls II
benannt werden. Arnaud Montebourg und Benoît Hamon
werden ihr gewiß nicht angehören. Ausscheiden könnten
auch andere Minister, die dem linken Lager zugerechnet
werden (Taubira, Filippetti). Im Amt verbleiben werden
sicher Finanzminister Sapin, Verteidigungsminister Le
Drian, Landwirtschaftsminister Le Foll, Arbeitsminister
Rebsamen.
Es könnte das letzte Aufgebot von Präsident Hollande
sein. Die Karte der Regierungsumbildung ist damit
vermutlich gespielt. Wie lange diese zweite
Regierungsumbildung dem Tandem Hollande/Valls Luft
verschafft ist offen. Allseits werden für Frankreich ein sehr
schwieriger politischer und wirtschaftlicher Herbst und
Winter vorausgesagt. Die Regierung hat keinerlei
finanzpolitische Spielräume mehr, die Arbeitslosigkeit ist
hoch, Besserung nicht in Sicht, die Wachstumsrate liegt
bei Null. Jetzt rächt sich, daß Präsident Hollande nicht
sofort nach seinem Amtsantritt einschneidende Reformen
umgesetzt hat. Die Hälfte seiner Amtszeit ist um, für
beherzte Reformen bleibt ihm jetzt kaum noch Zeit. Er hat
seinen Vertrauensvorschuß verspielt.
Allein die Vertrauensabstimmung über die neue Regierung
dürfte eine Zitterpartie werden, danach steht die
Abstimmung über den Haushalt 2015 an. Schon bei der
Vertrauensabstimmung über die erste Regierung Valls im
April 2014 verweigerten zahlreiche Abgeordnete des PS
dem neuen Premierminister ihre Stimme. Ebenso bei der
Abstimmung über den Nachtragshaushalt 2014.
Bei den nächsten Abstimmungen werden zwei wichtige
Exponenten der Linken innerhalb des PS nicht mehr der
Regierung angehören. Es fragt sich, wie Manuel Valls
seine Regierungsmehrheit zusammenhalten wird.
Montebourg dagegen könnte sich zum Märtyrer stilisieren
und versuchen, zu einem Gegengewicht gegen die
Regierungspolitik zu werden. Seiner Absicht, bei den
Vorwahlen zum Präsidentenwahlkampf 2017 anzutreten,
könnte das alles nur dienlich sein.
Bei all dem soll nicht der Eindruck entstehen, es handle
sich bei der jüngsten Regierungskrise in Frankreich „vor
allem“ um einen Konflikt Hollande/Valls versus
Montebourg.
Vielmehr geht es um eine Richtungsentscheidung
zwischen einer reformorientierten Wirtschaftspolitik und
einer Politik der Verschuldung und des Verlusts der
Wettbewerbsfähigkeit, eine Richtungsentscheidung
zwischen dem „sozialdemokratischen“ Flügel des PS und
der Linken innerhalb des sozialistischen Lagers. -
Es geht um die Zukunft Frankreichs.
Bereitgestellt von
Auslandsbüro Frankreich
Über diese Reihe
Фондацијата Конрад Аденауер има свои претставништва во околу 80 земји на пет континтенти. Официјалните претставници на фондацијата можат непосредно од земјите каде што делуваат да известуваат за актуелните случувања и долгорочните текови. „Извештаите од земјата” им нудат на корисниците на вебстраната на фондацијата Конрад Аденауер екслузивни анализи, позадински информации и проценки на состојбите.