Prof. Dr. Norbert Lammert, Oleksii Makeiev und Eva Yakubovska eröffnen die Veranstaltung
In seiner Eröffnungsrede fand unser Vorsitzender Prof. Dr. Norbert Lammert klare Worte zur Zukunft Europas und zitierte dabei den ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer: „Es wird eines Tages der Augenblick kommen und kommen müssen, in dem dieses Europa wieder sich selbst helfen kann und auf eigenen Füßen stehen muss.” Dieser Augenblick ist heute gekommen. So Lammert weiter: „Mit dem Cafe Kyiv wollen wir ein klares Signal senden: Wir stehen an der Seite der Ukraine – entschlossen und ohne nachzulassen, denn es geht um unsere gemeinsame Zukunft.“ Auch der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev betonte dies noch einmal: „Die Ukraine ist Europa (…) und unsere Sicherheit ist unteilbar.“ Zum Abschluss hob Eva Yakubovska, Board Member von Vitsche und Kuratorin am Pilecki-Institut Berlin, die Bedeutung der Solidarität in schwierigen Zeiten hervor: „Dunkle Zeiten bringen helle Menschen hervor – und diese treffen sich jedes Jahr beim Cafe Kyiv.“
Das Cafe Kyiv war geprägt von spannenden und informativen Panels, die sich mit der Ukraine und dem russischen Angriffskrieg befassten. Mehr als 200 Sprecherinnen und Sprecher aus verschiedenen Fachbereichen teilten ihre Expertise sowie persönliche Erfahrungen und neue Perspektiven mit den 5.000 Gästen.
More Strategy! Why Ukraine is Integral for Better Strategy in Europe
Einen Schwerpunkte bildeten sicherheitspolitische Fragestellungen. „Zu viele haben nicht erkannt, dass dieser Konflikt nicht nur eine Bedrohung für die Ukraine darstellt, sondern eine unmittelbare Gefahr für Europa und unsere Demokratie.“ Mit diesen eindringlichen Worten eröffnete Anton Hofreiter, Vorsitzender des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union im Deutschen Bundestag, das Panel „More Strategy! Why Ukraine is Integral for Better Strategy in Europe.“
Gemeinsam diskutierten die Teilnehmenden, wie Europa sein strategisches Defizit überwinden kann. Stefanie Babst, ehemalige stellvertretende Beigeordnete Generalsekretärin der NATO, betonte zudem: „Jede zukünftige Entscheidung muss klar anerkennen, dass Russlands Herausforderung an die Ukraine – und damit auch an uns – nicht einfach verschwinden wird, egal ob durch Verhandlungen oder Drohungen. Der Krieg betrifft uns alle.”
Synergien für den Wiederaufbau. Was können Partnerschaften bewirken?
Beim Panel „Synergien für den Wiederaufbau“ wurde hervorgehoben, wie wichtig die Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft ist, um nachhaltige Lösungen für die Ukraine zu entwickeln. Ein zentrales Beispiel dafür ist die Plattform „Wiederaufbau Ukraine“, die verschiedene Akteursgruppen vernetzt, um Synergien zu nutzen und Kooperationen zu fördern.
Wie wirkungsvoll solche Partnerschaften sind, zeigt sich im Leitgedanken von Alexander Tebbe, der sagt: „Die Ukraine kann man nicht mit Spendengeldern wieder aufbauen.” Aus diesem Grund entwickelte er mit seinem Start-up die erste Crowdfunding-Aktie für den Wiederaufbau der Ukraine. Es sind genau diese innovativen Ideen und kollaborativen Ansätze, die die Grundlage für eine nachhaltige Zukunft schaffen und den Weg für einen langfristigen Wiederaufbau ebnen.
More Strategy! Der Schwarzmeerraum
Das Panel „More Strategy! The Black Sea Area“ diskutierte, ob der Schwarzmeerraum ein „EU-Gewässer“ werden kann. Während Rumänien und Bulgarien bereits EU-Mitglieder sind, streben auch die die Ukraine, die Republik Moldau, Georgien und die Türkei eine Mitgliedschaft an. Doch welche Rolle sollten die EU und Deutschland in dieser entscheidenden Region spielen?
Die urkainische Abgeordnete Iryna Gerashchenko erklärte: „Die Sicherheit des Schwarzen Meeres und des Asowschen Meeres ist ein Schlüsselfaktor für die Sicherheit der Ukraine, der Türkei, der NATO und der EU.“ Adriana-Loreta Stănescu, Rumäniens Botschafterin, ergänzte, dass die Anrainerstaaten bisher vor allem durch ihren Widerstand gegen Russland vereint waren – eine Zusammenarbeit, die in Zukunft weiter gestärkt werden müsse.
Die Ökonomie des Krieges: Wer hält die Ukraine am Laufen?
„Die Ukraine überlebt dank der Ehrenamtlichen“, eröffnete Alina Samatska, Kriegsveteranin und Freiwillige, die Diskussion über die zentrale Rolle privater Initiativen im Angriffskrieg. Im Panel diskutierten Expertinnen und Experten aus Politik, Militär und Zivilgesellschaft, wie private Initiativen, NGOs und die Wirtschaft den ukrainischen Widerstand stärken – und was es braucht, um diese Strukturen langfristig tragfähig zu machen. „Ein Staat hat immer Ressourcen, aber handelt sehr langsam“, brachte es Serhii „Jedi“ Rotchuk auf den Punkt. Im selben Kontext betonte der CDU-Abgeordnete Roderich Kiesewetter, wie wichtig es ist, vorausschauend zu handeln: „Wenn wir den Krieg verhindern wollen, müssen wir abwehrbereit und verteidigungswillig sein. Es geht um Frieden in Freiheit und Selbstbestimmung.“ Ein besonderes Highlight der Diskussion war ein Flug einer Drohne im vollbesetzten Kinosaal, die tatsächlich im Krieg eingesetzt wurde. Das Panel verdeutlichte eindrucksvoll: Der Krieg wird nicht nur mit Waffen entschieden, sondern auch durch Logistik, Versorgung und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Kunst, Kultur und Kulinarik: Die Ukraine mit allen Sinnen erleben
Auch in diesem Jahr hatten Kunst, Kultur und Kulinarik wieder ihren festen Platz beim Cafe Kyiv. Auf dem Skyrynya Pop-Up-Market und im Cafe Kyiv Bookstore konnten Besucherinnen und Besucher Antiquitäten, Mode und Schmuck im ukrainischen Design sowie Bücher mit Ukraine-Bezug entdecken. Auch die kulinarischen Highlights kamen nicht zu kurz: Die Restaurants Marone, Kashtan und Küche UA verwöhnten die Gäste mit traditionellen ukrainischen Spezialitäten wie Varenyky, Holubtsi und Syrnyky. Ein besonderes Highlight war die Virtual-Reality-Ausstellung „Living the War“ der Friedrich-Naumann-Stiftung. Sie bot eindrucksvolle Einblicke in das Leben der ukrainischen Bevölkerung während der russischen Invasion. DJ Yuriy Gurzy und TANKATAKA rundeten den Abend mit Musik und einer Akustik-Performance ab.
Die KAS beim Cafe Kyiv
Auch dieses Jahr war es uns wieder ein besonderes Anliegen, mit vielen eigenen Projekten und Aktivitäten aus den Fachbereichen Analyse und Beratung, Europäische und Internationale Zusammenarbeit sowie Wissenschaftliche Dienste aktiv zu sein.
Dazu zählte das Panel „Empowering Talent: Labor Market Integration of Ukrainian Refugees in Germany and Europe“, in dem die Panelistinnen über die Herausforderungen sprachen, die Ukrainerinnen und Ukrainern bei der Integration in den Arbeitsmarkt haben. Ein weiterer Schwerpunkt galt den Schicksalen ukrainischer Kinder. Zu Gast war Sabine Oelmann, die an dem Buch „Gestohlene Leben: Die verschleppten Kinder der Ukraine – 20 bewegende Schicksale“ von Tatjana Kiel und Wladimir Klitschko mitgewirkt hat. Für ihre Recherchen sprach sie mit Betroffenen – zurückgeführten Kindern sowie deren Angehörigen. Oelmann schilderte eindrucksvoll die traumatischen Erfahrungen dieser Kinder. Russland versucht, sie zu „russifizieren.“ Das ist ein Kriegsverbrechen, das nicht nur für die Kinder selbst, sondern auch für ihre Angehörigen psychologischer Terror ist. Sie erinnerte daran, dass die Vorfälle nicht immer ein glückliches Ende nehmen: Von den rund 19.500 verschleppten Kindern konnten bisher nur knapp 1.200 zurückgeführt werden.
Das Panel „Besatzung, Befreiung, Bestandserhaltung. Die Staatsarchive der Region Cherson und die Bewahrung des historischen Erbes der Ukraine“ machte eindrucksvoll klar: Archive sind nicht nur Bewahrer von Geschichte, sondern auch Zielscheiben im Krieg. Die Rettung der ukrainischen Archive ist mehr als ein historisches Anliegen – sie ist eine Frage der Zukunft. Besucherinnen und Besucher konnten dafür spenden.
#StandWithUkraine
Seit mehr als 1.000 Tagen kämpfen die Ukrainerinnen und Ukrainer unermüdlich für ihre und unsere Freiheit. Mit dem Cafe Kyiv, all seinen Gästen und Kooperationpartnern machten wir einmal mehr deutlich, dass wir an der Seite der Menschen in der Ukraine stehen. Denn wie sagte Konrad Adenauer? „Wir wählen die Freiheit.”
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Hauptabteilung Analyse und Beratung
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