Gut 400 Gäste folgten der Einladung. Unter ihnen befanden sich viele Mitglieder der Familie Adenauer, wie seine Tochter Libet Werhahn und sein Enkel Konrad Adenauer, Vertreter aus Bundes- und Landtag, Bürgermeister, kommunale Mandats- und Funktionsträger sowie einige Vertreter des diplomatischen Corps. Außerdem nahmen einige Schüler des Konrad Adenauer Gymnasiums in Langenfeld an der Veranstaltung teil. Viele von ihnen hatten sich bereits am Vormittag zur alljährlichen Kranzniederlegung am Grab Adenauers auf dem Waldfriedhof in Rhöndorf eingefunden.
Empfang auf dem Petersberg
Im fünfzigsten Jubiläumsjahr des Elysée-Vertrags stand der Empfang auf dem Petersberg ganz im Zeichen des von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle unterzeichneten Deutsch-Französischen-Freundschaftsvertrags.
Jürgen Rüttgers Ministerpräsident a.D. und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus begrüßte die Gäste auf dem Petersberg und setze seine Rede unter das Motto „Erbfeindschaft – Freundschaft – konföderative Strukturen“. Dabei beschrieb er den Kontext rund um die Entstehung des Vertrags und ging auf die wichtige Vorreiterrolle Deutschlands und Frankreichs in der Vergangenheit, heute und in der Zukunft ein. Er würdigte den Elysée-Vertrag als Meilenstein auf dem Weg zu Vergebung und Versöhnung zwischen den beiden Ländern und betitelte die deutsch-französische Freundschaft als Grundstein für das gemeinsame Haus Europa. Trotz aller positiver Entwicklungen gab er zu bedenken, dass, gerade im „Jubiläumsjahr nicht alles eitel Sonnenschein“ sei und eine Partnerschaft „immer wieder mit neuem Leben erfüllt, gepflegt und weiterentwickelt werden“ müsse. Um dies zu erreichen schlug er vor darüber nachzudenken, „die Gemeinschaft des Vertrags zu einer Gemeinschaft mit ‚konföderativen Strukturen’ fortzuführen“.
Diskussionsrunde mit deutscher, französischer und europäischer Beteiligung
In der anschließenden Diskussionsrunde wurden die deutsch-französischen Beziehungen aus deutscher, französischer und europäischer Perspektive betrachtet. Neben Yves Bur, dem ehemaligen langjährigen Vorsitzenden der deutsch-französischen Parlamentariergruppe, diskutierten Karl Lamers MdB a.D, Prof. Horst Teltschik, ehemaliger außen- und sicherheitspolitischer Berater von Bundeskanzler Helmut Kohl sowie Axel Voss MdEP gemeinsam mit der Moderatorin Dr. Hildegard Stausberg, diplomatische Korrespondentin für Außenpolitik der WELT, über die aktuelle Situation und die Perspektiven der deutsch-französischen Beziehungen.
Der französische Politiker Yves Bur sah die wichtigste Aufgabe für die deutsch-französische Zusammenarbeit in der Bereitschaft zur offenen Aussprache und gegenseitigem Kennenlernen. Aus seiner Erfahrung tragen gerade symbolische Treffen dazu bei, sich der Verantwortung für eine intakte Partnerschaft bewusst zu werden und diese aktiv zu unterstützen. Wichtig für die Festigung der Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich sei außerdem die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen François Hollande und Angela Merkel. Lamers, der das Verhältnis der beiden Länder aus deutscher Sicht betrachtete, war vor allem die Förderung einer gemeinsamen politischen Basis ein Anliegen. Neben einer gemeinsamen Geldpolitik sollten sich Deutschland und Frankreich über eine gemeinsame Wirtschaftspolitik, Sozialpolitik und eine Außenpolitik verständigen. Nur gemeinsam können die beiden Länder für sich und Europa in der globalisierten Welt Beachtung zu finden. Telschik vertrat eine ähnliche Position. Er forderte dazu auf, sich für Ideen und Vorhaben Partner zu suchen, um so dem Anliegen mehr Gewicht zu verleihen. Auch Adenauer und de Gaulle hatten eine gemeinsame Vision, die sie zusammen entwickelten und vertraten. Eine europäische Sichtweise auf die Situation legte Voss dar. Seiner Meinung nach arbeiten Abgeordneten im europäischen Parlament bereits kollegial zusammen und haben, neben der Vertretung ihrer nationalen Interessen, vor allem Europa im Kopf. Dennoch pflichtete er seinen Vorrednern bei, dass eine noch stärkere Zusammenarbeit zwischen deutschen und französischen Abgeordneten sinnvoll sei und gefördert werden müsse. Außerdem erinnerte er daran, sich nicht in kleinteiligen Diskussionen zu verlieren, sondern Europa als Ganzes zu verstehen.
„Die Freundschaft lebt“
Zum Abschluss des Symposiums würdigte Prof. Dr. Beate Neuss, stellvertretende Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, ein halbes Jahrhundert Elysée-Vertrag und dankte Rüttgers für seine Ausführungen zur Einbettung des Vertrags in den historischen Kontext sowie den Diskussionsteilnehmers für die Möglichkeit, einen Einblick in die unterschiedlichen Perspektiven auf die deutsch-französischen Beziehungen zu bekommen.
Neuss erinnerte daran, dass der Elysée-Vertrag eine Herzensangelegenheit Konrad Adenauers gewesen war und zum Herzstück der europäischen Einigung wurde. Trotz der damals gehegten Befürchtungen, der Vertrag könne sich negativ auf transatlantischen Beziehungen auswirken, habe er nicht nur das Fundament für eine gefestigte Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich gelegt, sondern auch die Entstehung der Europäischen Union gefördert. Diesen Gedanken lebendig zu halten und in die Zukunft zu tragen ist auch ein Kernanliegen der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Anlässlich des Jubiläums plant die KAS zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen, u.a. am 22. Januar in Berlin.
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