„Kunst ist eine Anmaßung und auch eine Zumutung.“ Mit diesen Worten zitierte Norbert Lammert, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, die Kuratorin und Kulturmanagerin Hortensia Völckers in seiner Laudatio. Kunst sei eben nicht einfach nur Entertainment oder Erbauung, sondern auch Herausforderung und damit essenziell für eine gesunde Kulturszene in der Gesellschaft. Wie wichtig dieser Leitsatz für das Wirken von Hortensia Völckers für den deutschen Kulturbetrieb und damit für das gesellschaftliche Leben in Deutschland ist, zeigte die Hommage in einem Abend voller Kunst und Kultur in Anwesenheit von wichtigen Persönlichkeiten der Kulturszene aus ganz Deutschland.
Zusammengekommen waren die mehr als 200 geladenen Gäste in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung, um wie jedes Jahr eine Persönlichkeit zu ehren, die sich besonders um das Kulturleben und die Kunst in Deutschland verdient gemacht hat. Dass die Hommage 2023 an die Kulturmanagerin am Tag nach ihrer Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz stattfand, unterstrich den hohen Stellenwert der Arbeit von Hortensia Völckers.
Immerhin 20 Jahre hatte Hortensia Völckers erfolgreich die Kulturstiftung des Bundes seit ihrer Gründung als künstlerische Leiterin angeführt. „Die Kulturstiftung ist ein anspruchsvolles Instrument. Und es gab nicht nur Enthusiasten dieser Idee bei der Gründung in 2002. Aber inzwischen hat die Stiftung eine hohe Reputation“, lobte Norbert Lammert, die gebürtige Argentinierin. Wie wichtig die Stiftung in der deutschen Kulturlandschaft geworden ist, zeigt ein Blick auf deren Arbeit. „Die Zeit heute Abend würde nicht ausreichen, eine Liste mit erfolgreichen Projekten vorzutragen“, erklärte der Vorsitzende der KAS. Insgesamt 4.000 Projekte habe die Kulturstiftung in den 20 Jahren verwirklicht. „Das sind 200 pro Jahr, 4 pro Woche.“
„Das kann ich gar nicht annehmen“, sagte Völckers nach der Veranstaltung. Sie verspüre eine tiefe Dankbarkeit, dass sie so viele Jahre für dieses Land arbeiten konnte und betonte, dass ohne ihr tolles Team all das nicht möglich gewesen wäre. „Auch wenn es vielen manchmal seltsam vorkam, so durfte ich einfach ausprobieren. Und das ist es, was man braucht: die Kraft und Fantasie der Kunst und Kultur, um diese nicht ganz einfachen Zeiten, die jetzt kommen, zu bewältigen.“
Wie Hortensia Völckers die Kulturstiftung zu dem gemacht hat, was sie heute ist, daran erinnerten zahlreiche Weggefährten der Kulturmanagerin. Mut, Neugier sowie eine Mischung aus Esprit und Schalk, seien die drei Eigenschaften gewesen, mit welchen sie die Stiftung großgemacht habe, erklärte die ehemalige Kulturstaatsministerin Christina Weiss und lobte damit die Herangehensweise der Kulturmanagerin: „Sie hat die Stiftung immer als eine Art Labor verstanden.“ Ihre Devise sei es gewesen, die Kreativität der Künste zu entfesseln, „denn nur so kann es zu Denkveränderungen in der Gesellschaft kommen“, gab die ehemalige Kulturstaatsministerin Weiss zu bedenken.
Der Erfolg der zahlreichen Projekte gebe ihr Recht, erklärte auch Bernd Neumann und nannte exemplarisch das JeKi-Programm. Unter dem Motto „Jedem Kind ein Instrument“ wurden ausgehend von Bochum bis heute Millionen von Kindern in ganz Deutschland der Zugang zu Musik ermöglicht.
„Diese Huldigung zeigt, welchen Stellenwert Kultur in diesem Land hat. Es war eine Verneigung vor einer Frau, die die Kultur mitgeprägt hat auf einem guten Weg, von dem man manchmal Angst hat, er wird langsam verbaut“, erklärte Peter Raue, Kunstmäzen und langjähriger Weggefährte sowie Freund von Hortensia Völckers und sprach damit auf die Aussage an, die auch Norbert Lammert anfangs zitiert hatte.
„Kunst ist eine Anmaßung und auch eine Zumutung. Beides muss man bereit sein zu ertragen, vielleicht sogar zu lieben. Es ist erschreckend, wie wenig Spielraum für Komplexität es im Moment gibt, wie selten man bereit ist, die Kunst als Zumutung noch auszuhalten.“ Diesen Mut habe Hortensia Völckers jedoch immer aufgebracht. Von der Tanzbiennale München über die Documenta X bis zur Leitung der Bundeskulturstiftung in zwei Jahrzehnten: Hortensia Völckers hat Zeichen gesetzt für die gesellschaftspolitische Dimension von Kunst und Kultur und hat kreative Prozesse ermöglicht.
Mut bewiesen auch die Künstlerinnen und Künstler des Abends, erklärte Dr. Hans-Jörg Clement, Leiter der Kultur-Abteilung und Kurator der KAS, bei seiner Moderation des Abends. So sei es nicht besonders naheliegend, Bach und Tango zusammenzubringen. Aber der Cellist Maciej Kulakowski sowie Omar Massa am Bandoneon stellten sich der Herausforderung und entführten das Publikum gemeinsam mit dem Tanzpaar Lavinia Torrebruno & Chiche Núñez in die malerische Welt des Tangos. In Anlehnung an Hortensia Völckers früheren sportlichen Ambitionen im argentinischen Schwimmkader rundete der Autor John von Düffel das Programm mit einer Lesung aus seinem Buch Schwimmen ab.
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