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Vor wenigen Wochen haben die mexikanischen Streitkräfte den mächtigen Chef des Sinaloa-Kartells, Joaquín «El Chapo» Guzmán, gefasst. Wie beurteilen Sie den derzeitigen Stand der Dinge im Kampf gegen die organisierte Kriminalität in Mexiko?
Die Sicherheitslage ist und bleibt die Achillesferse der Regierung. Die Macht der Drogenkartelle ist noch immer sehr groß. Die Festnahme von Guzmán war spektakulär, aber sie ändert nichts an den kriminellen Strukturen im Land. Sein Nachfolger dürfte schon feststehen und die Geschäfte weiterführen.
Wie haben sich die Drogenkartelle zuletzt entwickelt?
Im Grunde sind diese Organisationen mit der Bezeichnung Drogenkartell nicht mehr treffend beschrieben. Einige erwirtschaften mit dem Drogenschmuggel mittlerweile nur noch einen Bruchteil ihrer Umsätze. Sie sind in den Menschen- und Organhandel eingestiegen, sind in Produktpiraterie und Rohstoffhandel verwickelt und halten halblegale Beteiligungen beispielsweise im Glücksspielgeschäft.
Betrifft uns in Europa eigentlich, was in der mexikanischen Unterwelt vor sich geht?
Auf jeden Fall. Das Sinaloa-Kartell soll in 50 Staaten aktiv sein. Es gibt Hinweise darauf, dass die Organisation auch in den Menschenhandel in Osteuropa verstrickt ist. Grenzen spielen für diese Gruppen keine Rolle, der Drogenhandel ist längst international. Die mexikanischen Kartelle haben in den vergangenen Jahren einen Prozess der Internationalisierung und Diversifizierung durchgemacht. Die Globalisierung hat auch die organisierte Kriminalität erfasst.