Den vierzig Zuhörenden, unter anderem aus Sofia und Salzburg, Bonn und Berlin, aus Irland, Norwegen und Brasilien, verriet der Autor, wie. Er habe aus dem Lesen von Krimis viel gelernt. Kein Wunder. Der Literaturpreisträger der Konrad-Adenauer-Stiftung (1999) lebt in Münster, und in seinem Arbeitszimmer dort las er zwei Kapitel aus seinem Roman.
Der beschäftigt sich mit dem Schicksal von Richard Morjan. Eine typische Spinnen-Figur mit Unternehmungsgeist, Geschick, Ausdauer, die den Polykrisen der „Zeitenwende“ und der eigenen Misere trotzt. Die Handlung setzt am 14. Februar 2022 ein, zehn Tage vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, während der vierten Coronawelle. Morjans Ehefrau hat ihn mit der gemeinsamen Tochter verlassen, seine Speditionsfirma musste er verkaufen. Mit Küchenkurierdiensten hält er sich über Wasser. Da sucht ihn ein Unbekannter auf, um ihm Erinnerungen aus seiner Kindheit, Jugend und Studienzeit zu verkaufen, Fotos und Filme, die ihm unbekannt, manchmal verstörend und unlieb sind. Und auf seine abgebrochene Künstlerlaufbahn hinweisen, einen blinden Fleck in seinem Selbstbild.
Im Gespräch mit dem Literaturreferenten der Stiftung erläuterte Burkhard Spinnen, was seine Figuren mit ihm zu tun haben („un- oder teilrealisierte Möglichkeiten“ seiner selbst), wie der ursprüngliche Romantitel lautete („Nachspielzeit“) und weshalb eine schlechte Zeit gut für einen spannenden Plot könne. Keine falschen Spuren habe er in seinem Roman gelegt. Das unterscheidet Spinnens Roman vom Münsteraner „Tatort“.
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