Título único
„Ich denke, dass es ein Auftakt sein kann, ein erster Schritt, um überhaupt wieder Gesprächskanäle aufzubauen“, findet Samse. Bei Zwischenfällen habe man bisher zum Megafon gegriffen, um über die Demarkationslinie hinaus die andere Seite zu kontaktieren. Jetzt haben die Koreaner „die brachliegenden Telefonleitungen wieder intakt gesetzt.“
Vorbild dafür sei auch die Politik der beiden deutschen Staaten zu Zeiten der Teilung. Auch damals habe der Sport Brücken gebaut, sagt Samse: „Es gab zum Beispiel den deutsch-deutschen Sportkalender, da gab es dann eine ganze Reihe Veranstaltungen – in den 70er und 80er Jahren einige hundert Veranstaltungen – bei denen Ost- und Westdeutsche seinerzeit zusammengekommen sind.“
Dieses Modell hätten die Südkoreaner im Blick, sie „versuchen Sport und Sportpolitik zu nutzen, wenn man bei anderen Themen, bei der Sicherheitspolitik, bei militärischen Fragen ohnehin, aber eben auch bei ökonomischen Fragen, nicht zueinander findet.“ Und Olympia sei „ein vortrefflicher Ansatz“, meint Samse.
Gerade 2017 sei ein konfrontatives Jahr für die koreanische Halbinsel gewesen. Obwohl sich die Südkoreaner an die Bedrohung aus dem Norden gewöhnt hätten, „war letztes Jahr gewisse Anspannung zu spüren“, berichtet Samse. Daran habe auch der Besuch von US-Präsident Donald Trump nicht viel geändert. Dieser hätte zwar eine „eine vielbeachtete, und für viele Beobachter hier sehr seriöse und sehr durchdachte, Perspektiven aufzeigende Rede gehalten.“ Dennoch werde er kritisch und skeptisch gesehen, und die Südkoreaner nähmen nicht mehr alles ernst, was er sagt: „Das ist ein Problem für Alliierte, die auf so enge Zusammenarbeit angewiesen sind“, resümiert Samse.
Das vollständige Interview mit Stefan Samse zu den Gesprächen zwischen Nord- und Südkorea vor den Olympischen Winterspielen können Sie auf der Website des NDR nachhören.
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