Geprägt von einer Kindheit in der Pfalz als „Grenzlandbewohner“ zu Frankreich und katholisch sozialisiert, sammelte er erste berufliche Erfahrungen im Auswärtigen Amt. Zunächst nach Marseille (1954–1956), von 1958 bis 1963 nach Paris entsandt, trug er mit seinen Analysen dazu bei, das bis dahin spannungsreiche deutsch-französische Verhältnis von einer versöhnlichen Grundeinstellung hin zur bilateralen Völkerverständigung zu entwickeln. Auf seinem sich anschließenden Dienstposten in Moskau standen dagegen die sowjetische Außen- und Deutschlandpolitik im Fokus seiner Berichte. Nach seiner Versetzung in die Zentrale des Auswärtigen Amtes konzentrierte sich sein Aufgabengebiet auf abrüstungspolitische Themen, wie den Atomwaffensperrvertrag, und stand damit ganz im Zeichen der Entspannungspolitik.
Während seiner Zeit im diplomatischen Dienst baute er bereits erste Verbindungen zur Politik auf. Er beriet einzelne Unionspolitiker wie Rainer Barzel oder Karl Theodor von und zu Guttenberg. Unter dem aufstrebenden Ministerpräsidenten Helmut Kohl konnte Alois Mertes in seiner Funktion als Bevollmächtigter des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund inzwischen direkt Einfluss nehmen, vor allem auf die Haltung der Union zu den Ostverträgen. Als er 1972 ein Mandat im Deutschen Bundestag errang, begann sich seine politische Karriere zu entfalten. Sie erreichte ihren Höhepunkt, als er zehn Jahre später zum Staatsminister im Kabinett von Helmut Kohl ernannt wurde.
Alois Mertes hat in den 1970er und frühen 1980er Jahren die Außen- und Deutschlandpolitik von CDU und CSU maßgeblich mitkonzipiert und den Weg zu einer Wiederannäherung von Union und FDP insbesondere auf dem Feld der Außenpolitik in Zeiten des Ost-West-Konfliktes eingeleitet. Vor allem aber trat er als Mahner hervor. Die Spaltung Deutschlands und Europas verstand er als Problem mangelnder Freiheit und fehlenden Selbstbestimmungsrechtes, die es zu überwinden galt. In diesem Sinne wirkte er auch als Verbindungsmann und Vermittler zwischen der katholischen Kirche, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz auf der einen Seite und dem Auswärtigen Amt bzw. der CDU auf der anderen Seite.
Auf der Grundlage eines umfangreichen Nachlasses wird in der vorliegenden Arbeit das diplomatische sowie politische Denken und Handeln von Alois Mertes analysiert. Dabei werden auch die wesentlichen außen- und innenpolitischen Debatten der Bundesrepublik Deutschland vom Ende der 1960er bis Mitte der 1980er Jahre beleuchtet.
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In der Reihe „Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte“ veröffentlicht das Archiv für Christlich-Demokratische Politik seit 1980 wissenschaftliche Studien zur Christlichen Demokratie, Darstellungen zur Geschichte der Bundesrepublik und der CDU sowie Biographien wichtiger Repräsentanten. Zu den 50 bisher erschienen Büchern zählen auch Quelleneditionen, wie Protokolle von Parteigremien oder Tagebücher von einflussreichen Politikern. Die Publikationen sind im Buchhandel erhältlich.
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Editor
Günter Buchstab, Klaus Gotto, Hans Günter Hockerts, Rudolf Morsey und Hans-Peter Schwarz
ISBN
978-3-7700-1912-0
erscheinungsort
Düsseldorf Deutschland
preis
49,00
seitenzahl
571
Dr. Wolfgang Tischner
Leiter Publikationen/Bibliothek