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„Appetit Putins ist möglicherweise unbegrenzt“

Beim Start der Lesereise des Vorsitzenden steht die Krim-Krise im Mittelpunkt

Auf Geburtstagen, Beerdigungen und Buchvorstellungen gehört es sich, nur Gutes zu sagen. Diese Regel war am Sonntag bei der Präsentation der Autobiografie von Dr. Hans-Gert Pöttering unnötig – gewährt das knapp 600 Seiten starke im Böhlau Verlag erschienene Werk mit dem Titel „Wir sind zu unserem Glück vereint. Mein europäischer Weg“ doch ohne Zweifel einen fundierten und spannenden Einblick in den Prozess der europäischen Einigung. Es ist ein ehrliches Buch, das jede Verklärung vermeidet, schon weil sein Autor ein Mann mit klarer Haltung ist, der auch Missstände beim Namen nennt.

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Nachdem die Biografie bereits vorab in Berlin durch den früheren Präsidenten Frankreichs, Nicolas Sarkozy, und vor drei Tagen innerhalb der Leipziger Buchmesse vorgestellt worden war, erfolgte mit der Veranstaltung in Bersenbrück vor über 200 Zuhörern in Pötterings alter Schule nun der Startschuss der bundesweiten Lesereise. Und das aus gutem Grund, ist Pöttering in der Stadt im Nord-Westen Niedersachsen doch geboren worden. Hier spielte er den Faust in Goethes Urfaust, hier begann seine atemberaubende politische Karriere, hier wurde er mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet, die, laut Pöttering „schönste Auszeichnung, die ich in meinem Leben erfahren durfte.“

Wie aktuell der Inhalt des Buches ist, zeigt sich am Beispiel der Krim-Krise und des Referendums dort über einen Beitritt zu Russland an diesem Tag. Pötterings lebenslanger Einsatz für Frieden und Freiheit, für Menschenrechte und Demokratie spiegeln sich deutlich wieder, wenn er sagt, Russland müsse für sein Vorgehen eine entschlossene friedliche Antwort gegeben werden, weil es gegen Völkerrecht verstoße und den Frieden weltweit gefährde. Durch den Versuch, sich die Krim einzuverleiben, sei der Friede in Europa bedroht. „Europa wurde herausgefordert, weil Putin sich das nimmt, was er haben will“, so Pöttering, der warnte, dass „der Appetit Putins möglicherweise unbegrenzt sei“. Aufgrund der Expansionspolitik Russlands, sei man klug beraten, die ehemaligen Länder der Sowjetunion, Estland, Lettland und Litauen, wo, wie auf der Krim, viele Russen leben, vorsorglich zu schützen. „Wir werden nicht tatenlos zusehen wie europäische Werte und Interessen verletzt werden, aber es wird Abwägungen geben müssen.“ Pöttering schloss eine kriegerische Auseinandersetzung kategorisch aus. Allerdings kann er sich neben den bereits beschlossenen Sanktionen weitere psychologische Zeichen, wie etwa ein erweitertes Einreiseverbot oder der Sperre von Konten vorstellen. Um Putin eine Lehre zu erteilen, müssten zudem die Anstrengungen unabhängiger vom russischen Gas zu werden, erhöht werden.

Auch wenn das Verhältnis zu Russland derzeit auf einem Tiefpunkt ist, so bleibe eine Partnerschaft mit Europa von übergeordneter Bedeutung, wenn auch nicht um jeden Preis. Selbiges gelte auch für China oder die USA. Pöttering sagte, man werde niemals schweigen, wenn die Prinzipien der EU nicht eingehalten werden wie im Falle der Menschenrechtsverletzungen in China oder wenn Vertrauen zerstört werde, wie durch den Abhörskandals des NSA.

Vielleicht wird es irgendwann einen zweiten Teil der Biografie geben. Stoff genug dafür gebe es wohl. Sicher ist, dass, bis es soweit ist, das Haus der europäischen Geschichte in Brüssel seine Türen geöffnet haben wird. Die Herzensangelegenheit Pötterings wird ab 2015 an die Erfolge aber auch Krisen Europas und an die europäischen Einigungsprozess erinnern. Denn, so Pöttering, wer seine Geschichte nicht kenne, der wisse nicht, woher wir kommen und wohin wir gehen.

Das Buch „Wir sind zu unserem Glück vereint. Mein europäischer Weg“ ist im Handel erhältlich. Leseproben finden Sie hier.

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Dr. Karolina Vöge

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Oldenburg Deutschland

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