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"Was in Syrien passiert, geht uns alle an"

Nächte des Ramadan 2013

Flucht, Vertreibungen, Tote - die Situation in Syrien verschärft sich und ein Ende des Konflikts scheint nicht in Sicht. Über mögliche Perspektiven für eine interreligiöse Aussöhnung diskutierten Vertreter von muslimischen Verbänden, NGOs und Syrien-Experten bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. Hilfe aus dem Ausland sei dringend notwendig, lautete der Tenor. Doch am Ende werde der Konflikt wohl noch Jahre andauern.

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Seit 1970 ist die Assad-Familie in Syrien an der Macht und sie habe eine „Securitocracy“ errichtet, sagte Salam Kawakibi. „Alle Bereiches des öffentlichen Lebens wurden vom Sicherheitsapparat kontrolliert und die Religionsgemeinschaften durch organisierte Korruption seitens der Regierung unterwandert“, so der für die Arab Reform Initiative arbeitende Syrer. Syrien sei über Jahrzehnte ein Stasi-Land gewesen, in dem Menschen verfolgt und eingesperrt wurden, attestierte Aiman Mazyek. Der Westen habe zwar immer wieder Kritik geübt aber oftmals auch weggeschaut, weil das Regime Maßnahmen wie die Privilegien für Christen taktisch eingesetzt habe, um die westlichen Länder zu beruhigen, so der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland. „Als Stasi-Land konnte Syrien aber keine Demokratie lernen und braucht angesichts des derzeitigen Ordnungsvakuums heute Hilfe von außen.“ Werde die Staatengemeinschaft weiterhin nicht aktiv, sei das unterlassene Hilfeleistung, die den Terrorismus stärke.

"Es war kein Aufstand, der sich nach außen richtete"

Dieser Ramadan sei bereits der dritte in Folge, der im Zeichen der Gewalt in Syrien stehe, sagte Carsten Wieland. Heute käme es in weiten Teilen des Landes zu Kollektivstrafen, Folter und zerstörerischer Gewalt. „Die Hälfte aller Unterkünfte ist zerstört und es stellt sich die Frage, was am Ende vom alten Syrien erhalten bleiben kann“, so der Syrien-Experte und Buchautor. Wichtig sei es, die Chronologie der Entwicklung nicht zu vergessen, denn anfangs habe es sich wie bei den anderen Staaten des Arabischen Frühlings um friedliche Demonstrationen vieler sozialer Gruppen und Schichten gehandelt. „Es war also kein Aufstand der sich etwa anti-israelisch oder anti-amerikanisch nach außen richtete sondern einer, der sich nach innen gegen die eigene Regierung gerichtet hat.“ Dieser friedliche Widerstandsdiskurs habe ein schnelles Ende genommen, als Assad gewaltsam gegen das eigene Volk vorging.

Die derzeitige Situation sei besonders für Christen schwierig, da Teile der Opposition ihnen das Existenzrecht absprechen wollen, sagte Madlen Vartian. Assad habe ihnen in Anlehnung an den traditionellen Islam dieses Existenzrecht gewährt, wenn auch Christen als Menschen zweiter Klasse gewertet worden seien. „Syrische Christen sind heute sicher nicht für Assad, aber es geht hier nicht um die Entscheidung für eine Seite sondern um eine, die ihnen die Existenz in Syrien ermöglicht“, so die Sprecherin des Christlich-Alevitischen Freundeskreises.

"Stärkere Intervention der Staatengemeinschaft wäre nötig"

Diese Sonderbehandlung der Christen unter Assad werde nun von Teilen der Opposition gegen sie verwendet und als Kollaboration ausgelegt, glaubt Daniyel Demir. Radikalisierte Kräfte fänden daher einen guten Nährboden vor und es komme vermehrt zu Sexsklaverei, Vergewaltigungen und Enthauptungen, so der Bundesvorsitzender Bundesverband der Aramäer in Deutschland. „Eine stärkere Intervention der Staatengemeinschaft wäre nötig, denn wir fürchten, dass in Syrien eine Situation entstehen könnte, die die Massenflucht seinerzeit aus dem Irak noch übertreffen könnte.“

Die Lage sei schwierig, aber es gebe keine systematische Christenverfolgung in Syrien, beschwichtigte Lamya Kaddor. „Solange jedoch keine Hilfe von außen kommt, sind die Islamisten auf dem Vormarsch, denn sie sind die Einzigen, die aus Sicht der Bevölkerung vor Ort für Hilfe sorgen“, so die 1. Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes. Heute seien die Syrer nicht mehr vereint und darin liege das größte Problem, vor dem Syrien derzeit stehe, glaubt Atefeh Sadeghi vom Institute for Interreligious Dialogue. „Denn Frieden in diesem geschundenen Land kann am Ende nur von innen heraus gefunden werden.“

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