Der Tagungsleiter, Ralf Altenhof, leitete in das Thema ein, indem er erklärte, dass die innere und äußere Sicherheit eine wesentliche Voraussetzung für die Freiheit der Bürger eines Landes sei. Wenn wir unsere Freiheit bewahren wollten, müssten wir auch in unsere Sicherheit investieren.
Im Anschluss an sein Plädoyer stellte Altenhof die Autorin und Thomas-Mann-Preis-Trägerin Nora Bossong vor. Die gebürtige Bremerin habe sich seit der russischen „Spezialoperation“ im Jahr 2022 im russisch-ukrainischen Krieg, welcher bereits seit 2014 andauert, auch intensiv mit militärischen Themen im generellen und der Rolle der deutschen Bundeswehr im spezifischen beschäftigt. Im Rahmen dieser Auseinandersetzung nahm sie auch als „Oberleutnant für zehn Tage“ an einer Art „verkürzten Grundausbildung“ teil und berichtete im Spiegel über ihre Erfahrungen.
Bossong erklärte, dass Pazifismus neu gedacht werden müsse. Zu Zeiten der aktiv angewandten Wehrpflicht sei die „Verweigerung aus Gewissensgründen“ als pazifistische Grundhaltung in der Gesellschaft weit verbreitet gewesen und Nicht-Verweigerer habe man in vielen Kreisen eher verwundert oder misstrauisch gegenübergestanden. Grundsätzlich habe man das Militär nicht gerne gesehen und dessen Notwendigkeit in einer modernen Welt infrage gestellt. Heute ließe sich diese „Passivität nicht mehr aufrechterhalten“ und auch die Bundesrepublik müsse die Landes- und Bündnisverteidigung ernst nehmen. Dies sei notwendig, weil autoritäre Staaten „wieder“ das Recht des Stärkeren anwenden würden und zunehmend ihre Interessen auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen versuchten. Unter solchen Rahmenbedingungen sei ein einseitiger Pazifismus nicht mehr tragfähig. Neben einem Wiederaufbau der Schlagfertigkeit des Militärs forderte Bossong jedoch auch ein erhöhtes Engagement der Bundesregierung in multilateralen Sicherheitsorganen wie dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, denn es gehe ihr nicht um die Einführung eines Militarismus, sondern um einen „neuen Pazifismus“, welcher die außenpolitischen Realitäten des 21. Jahrhunderts anerkenne.
Im Gespräch mit den Schülern erklärte Bossong, dass sie früher selbst eine starke Abneigung gegenüber der Bundeswehr verspürte, diese sich jedoch vor allem durch ihre eigenen Erfahrungen als ungerechtfertigt herausgestellten. Bei den Soldaten der Bundeswehr handele es sich eben nicht um „Waffennarren“. Auf die Frage, ob sie eine Wiederanwendung der Wehrpflicht befürworte, entgegnete Bossong zwar, dass die Wehrpflicht einige Vorteile habe, zum Beispiel bringe diese sehr verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Lebenslagen zusammen und könne durch die Vermittlung von soldatischen Werten wie Kameradschaft auch die Gesellschaft einen, aber sie sprach sich dennoch gegen eine Wehr- oder Dienstpflicht aus. Nicht nur würde sie selbst, wäre sie nochmals 18 Jahre alt, keinen Wehrdienst machen wollen, um ihre anderweitig gelegenen Interessen verfolgen zu können, sondern dürfe man auch den Schülern eine solch wichtige Zeit ihres Lebens nicht „wegnehmen“. Auf die Frage einer Schülerin nach dem Einfluss von künstlicher Intelligenz auf das Militär erklärte Bossong, dass ihr zwar „mulmig“ beim Gedanken daran sei, man die Implementation dieser Technik als Teil des Kriegsgerätes in der Zukunft nicht vermeiden könne, wenn man mit den anderen Mächten der Welt „mitziehen“ und somit die eigene Sicherheit weiterhin gewährleisten wolle.
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