Nach Begrüßung und inhaltlicher Einführung durch Moderatorin Marion Sendker gewährte die deutsch-israelische Autorin und freie Journalistin Sarah Levy Einblick in ihr Leben zwischen Israel und Deutschland. Der barbarische Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 stelle hier eine tiefe Zäsur dar.
Sie beschrieb zunächst ihre Faszination von Israel als multiethnischer Gesellschaft, in der sich die ganze Vielfalt jüdischer Identitäten zeige und sich jeder ganz individuell frage, was es bedeute, Jude und Israeli zu sein.
Dass hieraus auch innerisraelische Spannungen entstünden und sich eine Radikalisierung der Innenpolitik vollzogen habe, habe sie indes auch zweifeln lassen: „Ist das noch mein Land?“ Aber im Fall der Fälle habe sie ja noch ein anderes: Deutschland. Doch seit dem 7. Oktober gelte diese Überzeugung nicht mehr.
Nach Tagen der ständigen Angst und verstörenden Nachrichten sowie leben im Safe Room, sei es ihr und ihrer Familie gelungen, nach Deutschland zu fliegen. Doch auch hier hätten sie nicht das Gefühl gehabt, sicherer leben zu können. Sehr eindrücklich schilderte Sarah Levy ihre Erlebnisse, das ständige Bedrohungsgefühl. Nach einem Monat sei der Entschluss gefallen, nach Israel zurückzukehren und trotz dauerhaftem Raketenbeschuss dort sei die Erleichterung bei der Ankunft groß gewesen. Hier könne man mit den Nachbarn über die eigenen Erschütterungen reden.
In Deutschland finde das israelische Trauma indes kaum Beachtung, sei kein Platz für israelisches Leid. Es gäbe nicht die Fähigkeit, Empathie für beide Seiten zu empfinden. Es herrschten nach wie vor Vorurteile und latente bis manifeste antisemitische Einstellungen in Teilen aller gesellschaftlichen Milieus. Es sei viel mehr Aufklärung, Sensibilisierung und Bewusstmachung von Vorurteilen nötig; vorhandene Projekte erreichen oft nicht die, die sie erreichen müssten. Jeder einzelne könne und müsse etwas tun – widersprechen, wenn antisemitische Sätze fallen, angegangenen Personen zur Hilfe kommen. Sarah Levys Appell: „Wir müssen unsere Werte verteidigen und: wählen gehen.“
Das ganze Gespräch können Sie hier sehen.
Seit 2018 koordiniert Sarah Levy das Projekt stopantisemitismus.de, das dabei hilft, Antisemitismus im Alltag zu erkennen und gegen ihn vorzugehen. 2019 wanderte sie nach Tel Aviv aus und schrieb darüber in ihrem 2022 erschienenen Buch „Fünf Wörter für Sehnsucht - Von einer Reise nach Israel und zu mir selbst" (Rowohlt Polaris).
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