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10. Belter-Dialoge

Konrad-Adenauer-Stiftung erinnert seit 10 Jahren an Widerstand in der DDR

Verschiedene Zeitzeugen, Sachsen-Anhalts Ministerpräsident und die Rektorin der Universität Leipzig erinnern am vergangenen Donnerstag bei den zehnten Belter Dialogen an Widerstand und Zivilcourage in der DDR

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Von Sophie Richter

Im Alten Senatssaal der Universität Leipzig herrscht absolute Stille. Feierlich eröffnet Veranstalter und Leiter der Konrad Adenauer-Stiftung Sachsen Dr. Joachim Klose die Jubiläumsveranstaltung der Belter Dialoge. Zum zehnten Mal richtet die Stiftung die Belter Dialoge aus, die an den Widerständler Herbert Belter erinnern.

Belter kam 1949 als Student an die Universität Leipzig, um Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftswissenschaft zu studieren. In der DDR leistete er gewaltfreien Widerstand in der nach ihm benannten Belter-Gruppe. Zwei Jahre nach seinem Studiumsbeginn wurde er zum Tode verurteilt und in Moskau erschossen. Sein Name steht seitdem symbolisch für Widerstand und Zivilcourage in der DDR.

In dem prunkvollen Senatssaal unter einem goldenen Kronleuchter mahnen die Redner, sich für die Demokratie einzusetzen, damit in Deutschland keine erneute Diktatur entstehen kann. Am Pult stehen unter anderem die Zeitzeugen und Mitglieder der Belter-Gruppe Prof. Dr. Werner Gumpel und Dr. Peter Eberle, sowie Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff. Sie alle wollen einen Impuls zur Zivilcourage und zum Widerstand geben.

Mit einem Vortrag zum Thema „Wissenschaft und Subjektivität – Aus Stalins Lager zur politischen Systemanalyse“ steigt Gumbel in den Dialog ein. „Geistige Befreiung der Menschen bedeutete in der DDR die Verbannung der Menschen“, sagt der 87-Jährige, der zusammen mit Belter in Leipzig studierte. Wenn die Stasi vermutete, dass jemand Widerstand leistet, sei er sofort festgenommen worden. Gumpel sagt dazu: „Die Grunddevise lautete: Erst einmal verhaften, einen Grund dafür finden wir dann schon.“ Der Münchener wurde zusammen mit Belter und weiteren Anhängern der Belter-Gruppe im Oktober 1950 an den sowjetischen Geheimdienst ausgeliefert. Am 28. April 1951 wurde Belter in Moskau erschossen. Die Belter Dialoge finden jedes Jahr um seinen Todestag statt.

Während der Vorträge ist es mucksmäuschenstill in dem großen Saal, der von goldenen Verzierungen an den Wänden geschmückt wird. Das Publikum im Rentenalter hört aufmerksam zu und nickt verhalten. Manchmal wechselt jemand vorsichtig seine Sitzposition auf den samtroten Stühlen. Sobald die Reden beendet sind, lebt die Geräuschkulisse auf. Es wird nachgefragt, diskutiert und gelacht. So auch bei der Rede von Zeitzeuge Eberle. Er lässt Erinnerungen an alte Bilder in den Köpfen der Zuschauer wieder aufleben: „1950 waren es nur wenige, vielleicht einige hunderte Studenten und Dozenten, die eine freiheitliche Demokratie forderten. 1953 Tausende vielleicht Zehntausende. 1989 waren es Hundertausende, die die Mauer zum Einsturz brachten.“ Auch über 60 Jahre später rufen diese Erinnerungen viele Emotionen bei dem studierten Zahnmediziner hervor. Am Ende seiner Rede zückt er ein Stofftaschentuch: „Auch wir von der Belter-Gruppe sind stolz darauf, in der Reihe derer zu stehen, die mithalfen und sei es nur mit einem kleinen Mosaikstein, dass die Freiheit und Widervereinigung Wirklichkeit wurde. Unser Traum ging in Erfüllung.“ Lange wird der Raum durch einen kräftigen Applaus des sichtlich bewegten Publikums erfüllt. Die anschließenden Diskussionen werden weit in die Pause hinein getragen.

Der Nachmittag steht im Zeichen der heutigen Erinnerungskultur. Der Schriftsteller Dr. Klaus-Rüdiger Mai spricht darüber, wie die Gegenwart das Bild von der DDR verändert. Roland Jahn, der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, referiert bei der abendlichen Festveranstaltung über die heutige Bedeutung der ehemaligen Stasi-Akten. Sie seien eine wichtige Ergänzung zu den Erzählungen der Zeitzeugen und den Gesprächen innerhalb der Familie, sagt er. Dazu spricht auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff während seiner Rede am Nachmittag. Die heutige Erinnerungskultur liege immer noch in unserer Verantwortung. „Wir müssen dazu beitragen, dass wir so etwas nie wieder erleben. Heute sind noch viele Zeitzeugen in unserer Runde. Aber wir müssen diese Verantwortung auch unseren Kindern übertragen“, sagt Haseloff. Die Rektorin der Universität Leipzig Prof. Dr. Beate Schücking schließt sich dieser Aufforderung bei der Festveranstaltung am Abend an: „Buchwissen allein genügt nicht.“

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