Als hartnäckig und beständig erwiesen sich die Landesbeauftragte und Leiterin unseres Politischen Bildungsforums Frau Dr. Vöge und der amtierende Bundesvorsitzende des Studentenverbandes RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten) Sebastian Mathes im Gespräch am Abend des 12. August 2020. Doch auch wenn die Leitung zwischen Fulda und Hamburg bei unserem Instagram-Live Gespräch regelmäßig aufgrund eines technischen Problems auf der Seite von Instagram abbrach, ließen sich beide nicht aus dem Konzept bringen und widmeten sich fokussiert dem inhaltlichen Gespräch.
Sebastian Mathes übernahm 2019 den Bundesvorsitz des 1951 gegründeten Verbandes. Einst ein Counterpart zur 68er-Bewegung nimmt der RCDS, als größter politischer Studentenverband, weiterhin eine bedeutsame Rolle in Deutschlands Hochschullandschaft ein. Der RCDS ist die starke Stimme gegen Extremismus an deutschen Universitäten und sieht sich besonders seiner Rolle als Bollwerk für die Freiheit der Demokratie an den Hochschulen verpflichtet. Neben der Verbandsarbeit berichtete Sebastian Mathes über seine Tätigkeit in den CDU-Bundesfachausschüssen als Vertreter der StudentInnen in Deutschland. Im Mittelpunkt standen hierbei zuletzt die Nachbereitung von Anträgen des Bundesparteitages und die Gestaltung des neuen CDU-Grundsatzprogramms. Die Ausschüsse sind grundsätzlich als beratende Gremien des Bundesvorstandes und als Impulsgeber für die Zukunft der Partei anzusehen.
Gezielt sprachen Herr Mathes und Frau Dr. Vöge über die Partizipation und Repräsentation von jungen Akademikern in der politischen Sphäre. Die zuletzt lauter gewordene Systemkritik steht einer gesamtgesellschaftlich hohen Zustimmungsrate zu unserer Regierung gegenüber. Sebastian Mathes mahnte an, dass die Debattenkultur, als wichtigste Grundlage der Demokratie, zunehmend verloren gehe. Der Prozess des Schwindens von Diskursräumen ist vor allem an Hochschulen bemerkbar. Veränderungen, die sich aus dem Bologna-Prozess ergeben haben, führten zu einem Studium verstanden als Durchgangsstation für einen schnellen und erfolgreichen Abschluss. Die massive Entwicklung der Studentenzahlen habe zwar zu einer heterogeneren Gruppe der Studentenschaft geführt, aber auch den vertieften Austausch von Lehrenden und Studenten deutlich verringert.
Die Bedenken des Erfolges der steigenden Tendenz zur „Durchakademisierung“ verknüpfte Sebastian Mathes mit einem Plädoyer für das duale Ausbildungssystem. Die dynamischen Veränderungen des Arbeitsmarktes erfordern in Zukunft eine Bereitschaft zu einem lebenslangen Lernen. Hochschulabsolventen haben zwar bewiesen, dass sie sich in unterschiedliche Themenfelder einarbeiten können und daher eine hohe Anpassungsfähigkeit an die immer schneller werdenden Transformationsprozesse der heutigen Arbeitswelt für sich beanspruchen können, dennoch müssen Fachkräfte verstärkt auf dem Ausbildungsmarkt heranwachsen. Viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt, während die Hörsäle im Land voller werden. Dieses Ungleichgewicht gilt es zu beheben.
Die Definition des Elitenbegriffs möchte Sebastian Mathes nicht auf AkademikerInnen beschränken. Für ihn sind Menschen, die Verantwortung für andere in unserer Gesellschaft übernehmen, der Inbegriff von Elite. Als langfristige Reaktion auf die Corona-Pandemie wünscht sich der RCDS-Vorsitzende ein Ausbau hybrider Modelle zwischen Präsenz- und Onlineoptionen in den Hochschulen. Der Bildungsföderalismus ist dabei Teil der Lösung. Individuelle Anpassungen der Hochschulen auf die wirtschaftlichen, standortpolitischen Voraussetzungen vor Ort haben sich in der Vergangenheit bewiesen. Die Verknüpfung mit der Wirtschaft gewährleitet eine Hochschulausbildung in Kooperation und mit gezielter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Arbeitsmarktes in den Regionen vor Ort.
Am Ende bleibt Zeit für drei gezielte Bigpoints der Zukunft:
1. Sebastian Mathes wünscht sich eine intensive Debatte über unser Schul- und Bildungssystem, einhergehend mit einem gezielteren Erwartungsmanagement von Abschlüssen der akademischen Landschaft.
2. Forschung und Entwicklung sind als Innovationsgeber die elementaren Ressourcen unserer Wirtschaftskraft in Deutschland und verdienen von der Politik eine besondere Aufmerksamkeit.
3. Nicht zuletzt muss jeder Einzelne für den Erhalt einer starken, vielfältigen und respektvollen Debattenkultur in unserer Gesellschaft einstehen.
Verfasst von: Tom Lotz
Veröffentlicht von: Dr. Karolina Vöge
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Politisches Bildungsforum Hamburg
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