Die Veranstaltungsreihe „Entwurzelung“ wurde am 22. Juni 2023 im Barockschloss Rammenau zum Thema „Klimawandel, Gartenwandel, Interessenwandel - Umgang mit Gartenanlagen“ fortgeführt. Diese findet in Kooperation mit den staatlichen Schlössern, Burgen und Gärten Sachsen statt. Zu Gast waren die Referentinnen Frau Dipl. Ing. Henrike Schwarz, Referentin für Gartendenkmalpflege am Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Frau Johanna Leissner, Koordinatorin der Forschungsallianz Kulturerbe bei der Fraunhofer-Gesellschaft. Moderiert wurde die Veranstaltung von Herrn Philipp Sattler, dieser ist Geschäftsführer des Initiativbündnisses Historische Gärten im Klimawandel.
Luisa Tiesies, freiwilligendienstleistende im Politischen Bildungsforum Dresden der Konrad-Adenauer-Stiftung hat diese Veranstaltungsreihe mitkonzipiert und eröffnete die Veranstaltung. Nachdem sie die Referentinnen und den Moderator vorstellte, umriss sie das Thema und übergab an Frau Schuster vom Schlösserland Sachsen, welche zur Begrüßung ein Grußwort hielt.
Frau Schwarz begann anschließend mit ihrem Inputvortrag und ging von der Würdigung der Garten- und Parkanlagen über, zu den Problemlagen, bis hin zu den möglichen Lösungsansätzen. Durch intensivere Sonneneinstrahlung, immer spätere Fröste, Hitzewellen, Trockenheit oder die Abwesenheit von Wasser werden die Vegetationsbestände geschwächt. Veranschaulicht wurde dies durch Garten- und Parkanlagen aus Sachsen in der Power Point Präsentation. Zum Beispiel der Park in Nischwitz wurde hervorgehoben, in welchem große ausgewachsene Rotbuchen vertrocknet sind. Auch durch die Massenvermehrung von Käfern kam es in den letzten Jahren zu massiven Baumverlusten. Deshalb wird ein neuer Umgang immer wichtiger und die Ernährung des Bodenlebens, sowie eine bewusstere Wassernutzung gewinnen immer mehr an Bedeutung. Nach Frau Schwarz müssten Gärten nach ihren Risikogebieten klassifiziert werden, um auf diesem Gebit einheitliche Lösungen zu finden. Außerdem müsste eine Würdigung der Parkanlagen geschehen, denn gleichzeitig würden die Gärten aufwändig und kostbarer, sodass ein neues Bewusstsein dafür in der Gesellschaft geschaffen werden muss. Wenn es keine Insekten, kein Wasser und keine Kultur mehr gibt, dann gibt es auch keine Zukunft. Nach ihrer Meinung gibt es kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsdefizit.
Frau Leissner verfolgt eine andere Strategie. Sie versucht andere Regionen zu untersuchen, welche ähnliche klimatische Begebenheiten schon als Voraussetzung in ihrer Pflanzenwelt haben um herauszufinden, was man von diesen lernen kann und im gleichzeitig wie andere Regionen von der eigenen profitieren können. Sie hat an einem Bericht der EU UMK Expertengruppe der Mitgliedsstaaten mitgearbeitet und wies explizit darauf hin, dass jedes PPM CO2 zähle, dass nicht in die Atmosphäre abgegeben würde. Um die klimatischen Begebenheiten zu verstehen zeigte Frau Leissner in ihrer Power Point Präsentation die klimatischen Begebenheiten der letzten Millionen Jahre. Erst seit den letzten 10 000 Jahren gibt es ein stabiles Klima. Genau das, hebe aber das Problem hervor. Erst durch das stabile Klima konnte eine derartige Entwicklung des Menschen voranschreiten, wenn durch den Menschen selbstverursachte klimatische Begebenheiten entstünden die außerhalb der lebenswerten Verhältnisse liegen würden, wäre dies selbstverursachte Zerstörung. Es fehle an Bewusstsein von Kultur, Klima und Mensch nur als Zusammenspiel funktionieren. Aufgrund dieser Problematik haben sich 25 EU-Länder und 3 assoziierte Länder dafür entschieden Delegierte zu entsenden. Deutschland war das weltweit erste Land, welches für dieses Thema ein politisches Mandat erteilte. An der großen Teilhabe ist das Bewusstsein der Länder erkennbar. Die Ergebnisse wurden in einem Bericht festgehalten. Außerdem erklärte Frau Leissner, dass durch immer höhere Temperaturen die Korrosionsprozesse schneller werden. Deshalb müsse die Frage gestellt werden wie man mit Verlusten an Monumenten und Gartenanlagen umgehe.
Nach diesen beiden Inputvorträgen stellte Herr Sattler den beiden Referentinnen Fragen, um die Diskussionsrunde zu eröffnen. Frau Schwarz vertrat den Standpunkt, dass es wichtig sei, die Anpassungsstrategien der hiesigen Pflanzen zu bevorzugen, statt andere Pflanzenarten in das heimische Gebiet zu pflanzen. Außerdem müsse das Wasser des Winters aufgefangen werden, wie in einer Schwammstadt und nicht einfach in die Flüsse abgeleitet werden. Frau Leissner wies außerdem darauf hin, dass es wichtig sei, in Projekten und Forschung Fehler zuzulassen, denn dadurch könne erst auf die besten Ergebnisse zurückgegriffen werden. Herr Sattler fragt nach, ob es zu wenig Gelder gäbe oder woran es liege, dass das Problem zwar feststünde, aber keine Lösungen erzielt würden. Gibt es keine emotionale Bindung zu diesem Thema? Frau Schwarz meint es wird unter anderem mit emotionalisierten Bildern gearbeitet, um die Menschen zu erreichen. Die Lebensgrundlagen müssten aber in erster Linie geschützt werden, das heißt das Bodenleben müsse ernährt werden, um wiederum die Pflanzen zu ernähren. Dieses Interesse an Kultur und dessen Werte müssen stärker verbreitet und bewusstgemacht werden.
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