In diesem Jahr stand der Alfred-Delp-Tag zum Thema „Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine: Welche Position sollten die EU und Deutschland beziehen?" ganz im Zeichen des brutalen russischen Angriffskrieges in der Ukraine. In ihrer Begrüßung erläuterten der Direktor des Kollegs Pater Marco Mohr und der Leiter der politische Bildungsforen Nord der Konrad-Adenauer-Stiftung Christian Schleicher die Schrecken des Krieges in der Ukraine und die Konsequenzen, die weit über die Grenzen der Ukraine hinweg einen gewaltigen Umbruch bedeuten. Umso wichtiger sei es erstmals nach der coronabedingten Unterbrechung gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung ein anspruchsvolles Rahmenprogramm im Rahmen des Delp-Tages zu kreieren, betonten Marco Mohr und Christian Schleicher.
Das anschließende Podiumsgespräch wurde von Dr. Philipp Dienstbier, Referent für transatlantische Beziehungen der Konrad-Adenauer-Stiftung, moderiert. Die Gesprächsteilnehmer waren Alena Epifanova, Research Fellow der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, der Jugendoffizier der Bundeswehr aus Potsdam Hauptmann Norman Sehmisch und Rafael Loss, Mitglied im European Council on Foreign Relations. Im Kern ging es um die Entwicklung des russischen Angriffskrieges, insbesondere mit Blick auf die Folgen für die EU und Deutschland.
Große Einigkeit herrschte unter den Gesprächsteilnehmern, dass der Ausbruch des Krieges nicht unvorhersehbar gewesen sei. Spätestens seit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim, dem gewaltsamen Separatistenkonflikt im Donbas und dem Kaukasuskrieg habe sich Putin nicht nur als Handelspartner disqualifiziert, sondern auch seine wahren Ambitionen hinsichtlich einer angestrebten Hegemonialstellung Russlands offenbart. Trotzdem habe insbesondere Deutschland mit Blick auf das billige Gas zu lange ein partnerschaftliches Verhältnis zum Kreml gepflegt.
Der Systemkonflikt mit einem nach Macht strebenden Russland auf der einen Seite und einer EU der gleichberechtigten Mitgliedsstaaten auf der anderen Seite nannte Rafael Loss eine „intellektuelle Zeitenwende“. Auch mit Blick nach China gelte es die fundamental unterschiedlichen Werte- und Demokratievorstellungen zu bemerken.
Deshalb betonten die Gesprächsteilnehmer die Wichtigkeit entschiedener Sanktionen gegen Russland und eine Lieferung von schlagkräftigem Waffensystemen, wie Schützenpanzern und Kampfpanzern. Hier erwarteten die Podiumsteilnehmer gerade von Deutschland weniger Zögerlichkeit.
Trotzdem seien die westlichen Sanktionen gravierender als der Kreml suggerieren möchte. So ordnete Alena Epifanova mit ihrer technologischen Expertise gerade die digitalen Sanktionen gegen Russland als sehr wirksam ein, da sie Russland in die digitale „Steinzeit“ zurückbeförderten.
Auch eine Generalmobilmachung könne sich Putin innenpolitisch nicht leisten. Für den Fall, dass auch in Bevölkerungszentren im westlichen Russland wehrfähige Männer eingezogen und Verlustmeldungen von der Front eintreffen würden, rechnet Alena Epifanova mit erheblichem Gegenwind gerade in den urbanen Ballungszentren.
Dass eine Generalmobilmachung überhaupt thematisiert wird, zeigt wie schleppend die russische Invasion verläuft. Hauptmann Norman Sehmisch benannte strategische Fehler der russischen Streitkräfte, warnte aber auch vor verfrühter Entspannung, da Russland noch Mittel in der Hinterhand habe. Der Jugendoffizier erklärte ebenfalls die Entwicklung der Bundeswehr: Mit Beginn des Krieges liege der Fokus wieder auf Landes- und Bündnisverteidigung, statt auf Interventionen und Krisenbekämpfung. Diesem Auftrag könne die Bundeswehr in ihrem gegenwärtigen Zustand allerdings nicht gerecht werden.
Dass die Veranstaltung sehr dynamisch und interaktiv verlief, war der regen Partizipation der Schülerinnen und Schüler des Canisius-Kollegs zu verdanken. Für sie waren insbesondere die Fragen, warum Deutschland nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim keine entschiedeneren Maßnahmen gegenüber Russland eingeleitet hat und die Frage nach einer Wiedereinführung der Wehrpflicht von Bedeutung. Auch einige anwesende ukrainische Schülerinnen und Schüler konnten mit der Frage, weshalb Hürden in Bezug auf Ausbildung und Studium für sie bestehen, einen kritischen Akzent setzen.
Insgesamt stand die Veranstaltung im Tenor der großen Solidarität mit der Ukraine und in der Übereinkunft, dass die EU und Deutschland noch mehr leisten können, um die Brutalität des Angriffskrieges einzudämmen. Anknüpfend an den Tag der Konrad-Adenauer-Stiftung, bei dem sich schon zuvor viele junge Menschen mit dem Krieg auseinandergesetzt haben, zeigte auch der diesjährige Alfred-Delp-Tag, dass in der jungen Generation großes Interesse, aber auch Verständnis und Sachverstand über die Konsequenzen des Russland-Ukraine-Krieges besteht.
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