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Der Deutsche Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung gilt als "Oscar" für Lokaljournalisten. Bis zu 700 Bewerbungen gehen jedes Jahr bei der Jury ein. Dieses hohe Ansehen ist in erster Linie Dieter Golombek (73) zu verdanken. Er hat den Preis 1980 erfunden und war seither der Sprecher der Jury. Bei der Verleihung des Preises am Montag in Dresden wurde Golombek verabschiedet. Sein Appell zum Abschied: "Halten Sie die Qualität des Lokalteils hoch, er ist das Herz der Zeitung."
Der Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, Hans-Gert Pöttering, würdigte Golombek, der inzwischen den Beinamen "Mister Lokaljournalismus" trägt: "Seit 1980 gibt er dem Deutschen Lokaljournalistenpreis Gesicht und Profil." Golombeks Nachfolge tritt Heike Groll an, die seit mehreren Jahren bereits in der Jury sitzt. Sie arbeitet seit 2013 in der Chefredaktion der Volksstimme. Vorher war sie in gleicher Funktion beim Fränkischen Tag in Bamberg tätig. Lange Jahre war Groll verantwortliche Redakteurin bei der „Drehscheibe“. Dieser Pressedienst stellt monatlich herausragende Arbeiten aus deutschen Lokalredaktionen vor. Diese Erfahrung, so Pöttering, qualifiziere Heike Groll in hohem Maße für das Amt des Jurysprechers.
Als Golombek 1980 den Preis ins Leben rief, galten Lokaljournalisten als unterste Kaste. Neben den Kollegen im Politik-Ressort, Wirtschaft oder Feuilleton waren sie das fünfte Rad am Wagen. Dagegen arbeitete Golombek an. Er baute das Lokaljournalistenprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung / bpb auf, das sich für Fortbildung der Kollegen und mehr Qualität in der Lokalzeitung einsetzt. Und er wollte mit dem Preis ein Zeichen setzen: "Der Preis sollte zeigen, zu welchen Höchstleistungen Lokaljournalisten in der Lage sind."
Die Kriterien, die der promovierte Historiker und Journalist Golombek festlegte, sind anspruchsvoll. In die Auswahl kommen nur Zeitungen, die bürgernahe Konzepte umsetzen, schwierige Themen aufgreifen, sich zum Anwalt der Leser machen oder engagierten Service bieten.
Zugleich setzte er sich von Anfang an für eine unabhängige Jury ein. Denn die Tatsache, dass die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung den Preis auslobt, ließ viele Journalisten die Nase rümpfen. So prägte der Juryvorsitzende den Leitsatz: "Der Preis zeichnet journalistische Qualität aus und keine Gesinnung." Das war nicht selbstverständlich. Golombek erinnert sich, dass es immer wieder Beschwerden von CDU-Provinzfunktionären gab, weil die Jury allzu kritische Redaktionen auszeichnete. Aber die Stiftung habe die Jury stets verteidigt.
Die Geschichte des Preises ist ein Abbild der Themen, die in den vergangenen drei Jahrzehnten die Menschen bewegt haben. Die Redaktionen schrieben über Umweltschutz, Stadtentwicklung und Ausländer, beschäftigten sich mit Arbeitslosigkeit und demographischem Wandel, Gesundheit und Bildung, Bürokratie und Wohnungsnot. Sie arbeiteten historische Themen auf, von den Gräueln der Nazizeit bis zur Diktatur in der DDR. Und sie mischten sich ein, gaben den Bürgern eine Stimme, schufen ein Diskussionsforum vor Ort.
Golombek kennt allerdings auch die andere Seite: "Es gab und gibt viel journalistisches Elend." Immer wieder würden Artikel eingereicht, bei denen sich die Jury fragt, wie so etwas überhaupt gedruckt werden konnte. Daran habe sich in den letzten 30 Jahren nichts geändert.
Was sich aber geändert hat, sei das Bewusstsein in vielen Medienhäusern. "Es gibt immer mehr Chefredakteure, die konzeptionell denken, die Freiräume schaffen für wichtige und große Geschichten", sagt Golombek. So werde der Lokaljournalistenpreis mehr und mehr zum "Chefredakteurspreis". In den meisten Fällen werden heute ganze Redaktionen für ihre Gesamtleistung oder für Großprojekte ausgezeichnet. Golombek sieht diese Entwicklung zu einer konstanten Qualität sehr positiv. Das tue nicht nur den Zeitungen gut, sondern der Gesellschaft insgesamt: "Guter Journalismus ist ein Lebenselexier für die Demokratie."
Robert Domes