Im Rahmen der bundesweiten Kampagne ChancenZeit der Konrad-Adenauer-Stiftung diskutierten am 28. Juni 2023 rund einhundert Schülerinnen und Schüler im Gymnasium Großburgwedel über die Einführung eines verpflichtenden Gesellschaftsjahres.
Beide Durchgänge wurden jeweils von Gereon Kuriewicz, Referent des Politischen Bildungsforums Niedersachsen, eingeleitet. Dabei führte er in das Thema ein und stellte zudem das Format des World-Cafés vor. Nach seinen einführenden Worten folgten kurze Statements ausgewählter Vertreter aus den Bereichen Wohlfahrtsverbände, Bundeswehr und Politik.
Christina Körber, Leiterin der Freiwilligendienste beim DRK Niedersachsen, sprach sich gegen eine Verpflichtung aus. Es würde schon daran scheitern, dass keine Strukturen vorhanden seien, welche die große Masse zu erwartender junger Menschen auffangen könnten. Zudem sei fraglich, ob die Einsatzstellen von dem Engagement der jungen Menschen profitieren würden, wenn diese keine Lust auf ihre Tätigkeit hätten. Zielführender sei es, weiter auf Freiwilligkeit zu setzen.
Hauptmann Bujar Rrustemi, Jugendoffizier der Bundeswehr, sprach sich hingegen deutlich für eine Verpflichtung junger Menschen aus. Ein Gesellschaftsjahr sei schon alleine deshalb gut, weil man in diesem Jahr mit ganz anderen Personen und sozialen Gruppen zusammentreffe, als man sonst die Möglichkeit gehabt hätte. Zudem würde ein Gesellschaftsjahr auch die Möglichkeit bieten, in einen neuen Tätigkeitsbereich reinschnuppern zu können und womöglich erste berufliche Erfahrungen zu sammeln.
Ähnlich sprach sich auch Rebecca Schamber, Bundestagsabgeordnete der SPD, für ein Gesellschaftsjahr aus. Dieses Jahr böte großes Potenzial für die Weiterentwicklung junger Menschen und könnte womöglich auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Sie bezeichnete das Gesellschaftsjahr daher als „elegante Lösung“ für zahlreiche Probleme.
Als letzter Referent erklärte Dr. Hendrik Hoppenstedt, Bundestagsabgeordneter der CDU, er habe tatsächlich noch keine feste Meinung zu einem Gesellschaftsjahr und habe sich in der Vergangenheit stets gegen einen Zwang ausgesprochen. Er erhoffe sich daher von der folgenden Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern einen besseren Einblick in die Gedanken derjenigen, welche von der Einführung betroffen sein könnten wie auch weitere Argumente für oder gegen ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr zu finden.
Im Anschluss an die Statements gingen die Schülerinnen und Schüler in die gemeinsame Diskussion über. An insgesamt neun Tischen diskutierten sie in gemütlicher Café-Atmosphäre drei verschiedene Fragenkomplexe. Sie sprachen bspw. darüber, in welchem Bereich sie ein Gesellschaftsjahr absolvieren wollen würden oder wie lange dieses dauern sollte. Jeweils nach 25 Minuten wechselten sie die Tische und diskutierten in neuer Zusammensetzung über den nächsten Fragenkomplex. Wie die Schülerinnen und Schüler wanderten auch die Referenten von Tisch zu Tisch und beteiligten sich an den lebhaften Gesprächen. Die Schülerinnen und Schüler dokumentierten ihre Diskussion auf den Tischdecken, schrieben mit Eddings einzelne Gedankengänge auf und gaben hierdurch auch Impulse für die folgenden Gesprächsrunden.
Jeweils zum Abschluss der beiden Durchgänge wurden wieder alle Teilnehmer zusammengeholt. Zunächst berichteten die eingeladenen Referenten von ihren Eindrücken und erklärten, dass sie zuweilen ganz neue Argumente gehört und sich sehr über die unterschiedlichen Meinungen der Teilnehmer gefreut hätten. Es habe sich klar gezeigt, dass einige einer Verpflichtung sehr negativ gegenüberständen, jedoch andere sehr viel Potenzial in einem Gesellschaftsjahr sähen und einer Verpflichtung sehr aufgeschlossen gegenüber seien. Sie versprachen, die Gedanken der Schülerinnen und Schüler für ihre weitere Arbeit mitzunehmen. In Anschluss daran, stellten die Gastgeber der einzelnen Tische, Schülerinnen und Schüler die für die Betreuung der einzelnen Tische verantwortlich waren, die Diskussionsergebnisse zusammenfassend dar. Zum Abschluss nahmen alle Teilnehmer noch an einer kurzen digitalen Abstimmung teil und stimmten dabei u. a. darüber ab, ob ein Pflichtjahr eingeführt werden sollte und worin sie die größten Vor- und Nachteile sehen.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern und Referenten für die spannende Diskussion!
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