Отчёты о мероприятиях
Autor: Oliver Ruf (Promotions-Stipendiat der KAS)
„Auch ein Text ohne Sprachfehler ist noch nicht gut: Die Sprache wird steril, wenn der Autor den Stoff zu sehr kontrolliert, und beliebig, wenn er es zu wenig tut. Sie wird gewunden und schwerfällig, wenn er etwas verbergen will. Sie wird vage, wenn er aus Faulheit oder Unsicherheit ohne konkrete Vorstellung die Seiten füllt.“ Petra Morsbach, 1956 in Zürich geboren und heute am Starnberger See als freie Autorin lebend, wirbt in ihrem Essay „Warum Fräulein Laura freundlich war“ (2006) für die „Wahrheit des Erzählens“. Arbeit an der Sprache ist für sie Arbeit an der Wahrheit. Diesem Postulat eines verantwortungsbewussten Umgangs mit der Sprache ist es geschuldet, dass Petra Morsbach jetzt, im eindrucksvollen Ambiente des Musikgymnasiums Schloss Belvedere in Weimar, den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung erhalten hat.
Zur Begründung der Wahl griff Bernhard Vogel, Ministerpräsident a.D. und Vorsitzender der Stiftung, eine Formulierung aus der Satzung des Preises auf, in der es heißt, „der Freiheit“ solle „das Wort“ gegeben werden. Diese Anforderung erfülle Morsbachs Werk ohne Unterlass; der Wunsch der Stifter an die Preisträger, als Orientierungsinstanzen zu fungieren, zum Verständnis der Lebenswirklichkeiten beizutragen, den Sinn von Freiheit neu zu wecken, Formen der Unfreiheit aufzuzeigen und somit – aus künstlerischer Sicht – „Aufspürer von Freiheit“ zu sein, dies repräsentiere Petra Morsbach in vorbildhafter Weise. Sie dringe in Lebenswelten ein, stelle die Menschen als Personen dar, die sich Ziele setzen und diese auch erreichen können, und halte den Menschen in seiner widersprüchlichen Einheit fest im Griff. Verwunderung und Bewunderung für ein solches freiheitsliebendes Wesen sei hier spürbar, ihr Oeuvre könne als Zubehör der „humanen Aufgabe“ gelten. Dieter Althaus, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, betonte denn auch, wie sehr Morsbach dazu beitrage, dass politisch-gesellschaftliche Bedeutsamkeit literarisch wirksam werde.
In seiner Laudatio auf Petra Morsbach diskutierte Jiří Gruša, Direktor der Diplomatischen Akademie Wien und Präsident des Internationalen PEN, Wert und Mehrwert dieses Werkes; ins Zentrum rückten dabei vor allem Bemerkungen zu Morsbach Romandebüt „Plötzlich ist es Abend“ (1995), das Hans Magnus Enzensberger mit Döblin verglich und zu einem großen Publikumserfolg avancierte; der Roman thematisiert am Beispiel der Popentochter Ljusja die moderne russische Geschichte. Gruša fand sich darin selbst an vielen Stellen wieder, sprach sogar von einem „Wiedererwachen unter Dornen“. Noch nie habe er eine derart packende Schilderung der vita sowjetica in Händen gehalten. Das „Unbehagen mit dem Unbenannten“ – so auch der Titel seiner Rede – bilde den Kern des Buches. Die Sprache werde von Morsbach im Allgemeinen als Erkenntnisinstrument verwandt, Individualität als kreative Kraft. Diese Schreibart verstehe Sprache als unfertiges Produkt – ein Ergebnis, das Morsbach eigene essayistische Arbeit unterstreicht, und ein Befund, der ebenfalls für ihre folgenden Werke „Opernroman“ (1998), „Geschichte mit Pferden“ (2001) und „Gottesdiener“ (2004) zutrifft.
Petra Morsbach bedankte sich mit einer Rede, die Einblicke in ihr literarisches Leben erlaubte; sie erinnerte an die lange Entstehungszeit ihres ersten Romans, nicht ohne ihre beruflichen Tätigkeiten als Musiktheaterregisseurin zu erwähnen. Dabei rückte sie insbesondere den Schreibprozess, das Werden von Literatur ins Zentrum: Eines Tages vor bald 17 Jahren glaubte sie zu wissen, wie der Roman zu schreiben sei, den sie seit langem schreiben wollte. „Das war während eines Spaziergangs an einem frischen Morgen, ich erinnere mich an die Konturen der Wolken und eine bereifte Wiese. Auf einmal hatte ich den Tonfall. Sätze um Sätze strömten mir durchs Hirn, und ich ging nach Hause und schrieb sie auf.“ Morsbach bot nachfolgend weitere Seitenblicke, auf bürgerliche Miseren, auf höchste Anspannungen bis hin zur völligen Erschöpfung, auf einen langen, beschwerlichen Schreibprozess, an dessen Anfang und Ende im besten Fall eine Vision stehe, die einen „heiter und unbeirrbar“ mache und „enorme schöpferische Durchschlagskraft“ verleihe.
In ihre Dankesrede schloss sie am Ende all diejenigen ein, die zu dem „unglaublichen Glück“ beitrugen, das ihr den heutigen Preis bescherte: Eltern, Geschwister, Lebensgefährte, Lehrer, Verleger, Lektoren, letztendlich auch die Jury-Mitglieder des KAS-Literaturpreises, die, neben der Vorsitzenden Birgit Lermen, Gerhard Lauer (Göttingen), Jochen Hieber (Frankfurt a.M.), Sebastian Kleinschmidt (Berlin) und Christine Lieberknecht (Erfurt) umfasst.
Ein Preis sei ein bisschen wie das Erreichen eines Ufers, so Morsbach zum Abschluss. Sie sei auf ihrem „abenteuerlichen Ritt über den Bodensee nicht spurlos verschwunden, wie es jederzeit hätte passieren können“, sondern werde „mit Scheinwerferlicht“ und „freundlichsten Worten“ empfangen. Und mit einem musikalischen Rahmen, den die KAS-Stipendiaten Eva Wenniges (Mezzosopran), Friederike Wildschütz (Klavier) und Sebastian Dietrich (Viola) mit Stücken u.a. von Brahms und Beethoven gestalteten, was gerade auch der musikalischen „Vergangenheit“ von Petra Morsbach aufs Angenehmste entsprach.
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