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Die dynamischste islamistische Bewegung unserer Zeit

Stresstest für die Freiheit - Panel 1

"Was können wir tun, um das Volk vor terroristischen Anschlägen zu schützen, und was sollten wir nicht tun, um die Freiheitsrechte nicht zu gefährden? Beeinflusst die Frage nach mehr Sicherheit, den Freiheits- und Demokratiegedanken?"

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In Zeiten einer permanent hohen terroristischen Bedrohungslage müssen die freien Gesellschaften des Westens eine gesellschaftliche Widerstandsfähigkeit entwickeln, um der Herausforderung angemessen begegnen zu können, ohne zugleich grundlegende Freiheitsrechte und unsere Art zu leben aufzugeben. Mit dieser Forderung eröffneten der stellv. Generalsekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr. Gerhard Wahlers, und die Direktorin des Ramer Institute/American Jewish Commitee, Deidre Berger, das 2. Expertenseminar der KAS und des AJC zu Islamistischem Extremismus.

Zu den Herausforderungen, denen sich die westlichen Gesellschaften in diesem Zusammenhang stellen müssen, zählt u.a. auch, der Radikalisierung junger Menschen effektiv zu begegnen. „Radikalisierung steht im Zusammenhang mit der eigenen Identität“, erklärte Aaron Zelin, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Washington Institute for Near East Policy. Gerade junge Menschen in sogenannten Identitätskrisen – schwache Persönlichkeiten, Menschen mit sozialen Problemen oder familiären Schicksalsschlägen - seien leichte "Beute" für extremistische Gruppierungen, wie Al Qaida oder den sogenannten Islamischen Staat (IS). Ideologie spiele dabei eine entscheidende Rolle, jedoch festige sich diese erst, wenn die jungen Menschen bereits radikalisiert seien.

Terroristischen Gruppen gelinge es leicht, über Online-Plattformen, aber auch im realen Leben persönliche Beziehungen aufzubauen, die den Betroffenen häufig fehlten. Sie zeigten Mitgefühl, gäben Halt und böten ein Zugehörigkeitsgefühl, das einem Familienersatz gleich, der gerade jungen Menschen in krisenhaften Zeiten ihres Lebens häufig fehlte.

Berna Kurnaz, Mitarbeiterin des Beratungsnetzwerks Kitab in Bremen, erklärte, wie wichtig nicht nur die Beratung Angehöriger, sondern auch direkt betroffener junger Menschen sei. Dieser Aspekt stellt eine der Besonderheiten des Netzwerkes dar. In einer akzeptierenden Grundhaltung würden Identitätsfragen individuell analysiert und diskutiert: Wer bin ich? Warum nehme ich mich nicht als einen selbstverständlichen Teil der Gesellschaft wahr? Welche Funktion habe ich in der Welt? „Demokratisch und freiheitlich denkend wird man nicht geboren, sondern dazu erzogen“, so Kurnaz. Hier Hilfestellung zu leisten, sei eine ganz zentrale Aufgabe aller relevanten Akteure in diesem Bereich.

Häufig betreffe die Radikalisierung Menschen, die bereits in zweiter oder dritter Generation in Deutschland leben, so Referatsleiterin „Gesellschaftliche Integration“ bei der Integrationsbeauftragten im Bundeskanzleramt in Berlin, Honey Deihimi. Auch sie betonte, dass die Frage des Zugehörigkeitsgefühls zur Mehrheitsgesellschaft zentral sei im Kontext von Radikalisierungsprozessen junger Erwachsener. Um auch jungen Menschen mit Migrationshintergrund ein solches Gefühl des "Dazugehörens" vermitteln zu können, bedürfe es v.a. der Stärkung der interkulturellen Kompetenz in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens, v.a. von Lehrern an Grund- und weiterführenden Schulen. Auch sei die Gleichbehandlung des Islams - bspw. durch schulischen Religionsunterricht - zentral, um ein Gefühl von Gleichwertigkeit und Akzeptanz zu stärken. Um diese Maßnahmen effektiv zu implementieren, bedürfe es weiterer gezielter Investitionen im Bereich der Prävention. Auch dürfe der Staat nicht vergessen, bereits Radikalisierte zu resozialisieren.

„Wir sind stets reaktiv. Es passiert etwas und wir reagieren. Jedoch, sollten wir den Ereignissen nicht immer hinterher hinken“, betonte Deihimi. „Wir brauchen Wissensvermittlung zur Vorbeugung, sowie strukturelle Veränderungen, und nicht zuletzt Finanzen, um Präventionsmaßnahmen weiter zu stärken.“

Vier Phänomene bringen zum Ausdruck, dass die salafistische Bewegung die dynamischste islamistische Bewegung unserer Zeit sei, die zudem eine unglaubliche Anziehungskraft, vor allem auf junge Menschen, entfalten könne, erklärte Thomas Volk, der Koordinator für Islam und Religionsdialog der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin.

Zwischen 2011 sei die Zahl der in Deutschland lebenden Salafisten von 3.800 auf 8.350 im Januar 2016 angestiegen - Tendenz steigend, so Volk. Die überwiegende Mehrzahl der Salafisten seien puristische oder pietistische. Sie verfolgten ihre eigene Ideologie, seien jedoch überwiegend antimilitant. Bei der zweiten Gruppe, der politischen Salafisten, stehe die Islamisierung der Gesellschaft im Mittelpunkt. Die kleinste, aber gefährlichste Gruppe sei die der jihadistischen Salafisten. Diese griffen zur Waffe, um ihre Ziele durchzusetzen.

Über 900 Personen aus dieser Szene seien bislang aus Deutschland als sogenannte Foreign Fighters ausgereist. Mindestens 100 Deutsche seien im Einzugsgebiet des IS ums Leben gekommen und mindestens ein Drittel sei zurückgekehrt. Bleibe auch für den Koordinator Islam die Frage nach dem Umgang mit Rückkehrern, denn auch Deutschland sei von erhöhter terroristischer Gefahr betroffen.

Thomas Volk erläuterte verschiedene Formen des Jihad, die wiederum ein besseres Verständnis des gesamten Phänomens ermöglichten:

Pop-Jihad

Das Phänomen des Pop-Jihad bringe zum Ausdruck, dass es sich ganz stark um eine Jugend- und Protestkultur handele. Vor allem 15-25 jährige Menschen, die sich mehrheitlich in Identitätskrise befänden, lehnten sich hier gegen die ältere Generation auf. Die "Alten" (hiermit seien häufig die Mitglieder der ersten Einwanderergeneration gemeint) hätten sich zu sehr an die westliche Gesellschaft angepasst, die wahren Werte des ursprünglichen Islam seien so verlorengegangen.

Online-Jihad

Der Online-Jihad mache deutlich, dass es sich um eine medial geführte junge Aktivistenszene handele, die hochprofessionell mit modernen Online-Kommunikationsmedien operiere: Kontaktaufnahme über soziale Medien – Radikalisierung über Youtube Videos.

Jihad-Ehe

Die Jihad-Ehe bezeichne den zunehmenden Trend unter jungen Frauen, die sich bereitwillig aus europäischen Ländern aufmachten, um - mehrheitlich mit gefälschten Unterschriften ihrer Eltern - nach Syrien oder den zu Irak reisen und dort an der Seite eines sogenannten Gotteskriegers bzw. nach dessen Ableben zu Ruhm, Anerkennung und Ehre in der islamistischen Szene zu gelangen.

Economic Djihad

Das Phänomen des "Wirtschaftsjihads" mache seit einigen Wochen deutlich, das islamistische und vor allem salafistische Gruppen ganz gezielt das europäische und westliche Finanz- und Wirtschaftssystem destabilisieren wollen, um so den „Ungläubigen“ Schaden zuzufügen.

Mehr präventive Maßnahmen

Um die weitere Ausdehnung des islamistischen Milieus in Deutschland verhindern zu können, so Volk, müsse gerade in der islamischen Theologie eine historisch kritische Koranexegese vorangetrieben werden. Die Schriften des frühen 7. Jahrhunderts müssten progressiv ausgelegt und interpretiert werden dürfen, „so dass irregeleitete Extremisten nicht auf das Bezug nehmen können, was vermeintlich unhinterfragbar in den Texten steht.“ Unter staatlicher Aufsicht müsse ein der friedlichen und freiheitlich demokratischen Grundordnung kompatibles Islamverständnis gelehrt werden. Es solle menschenfreundliche und –feindliche Aussagen in islamischen Schriften erkennen, jedoch die menschenfreundlichen Aspekte des Islams in den Vordergrund rücken. Darüber hinaus betonte Volk, dass es starken Bedarf an einer muslimischen Seelsorge - u.a. auch in Gefängnissen - gäbe. Und auch muslimische Schüler sollten mittels offiziellem muslimischen Religionsunterricht Anerkennung erfahren, um auch hier ein friedliches Islamverständnis zu erzielen.

Zudem solle Deutsch als Predigtsprache in Moscheen dienen und auch Islamunterricht müsse in deutscher Sprache und von deutschen Lehrkörpern an Schulen unterrichtet werden. Als Gegennarrative zu islamistischen Tendenzen müssten Online-Angebote in Kooperation mit den Lehrstühlen der Islamwissenschaft und islamischer Theologie geschaffen werden. „Es sollten kurze, jugendgerechte Erklär-Videos, über friedlich gelebten Islam, produziert werden, sodass dieser auch als eine Bereicherung für unsere Gesellschaft gesehen werden kann.“

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