Das erklärte Autor Steffen Schroeder in Lesung und Gespräch. Er muss es wissen. Er spielt seit 2012 erfolgreich die Rolle eines Fernsehoberkommissars in der Freitagabendserie SOKO Leipzig. Er engagiert sich als Botschafter des Weißen Rings für Opfer von Kriminalität und für die Bekämpfung von Rechtsextremismus in der Organisation EXIT-Deutschland. Und er hat ein Buch über seine Begegnung mit einem Mörder geschrieben: „Was alles in einem Menschen sein kann“. Es beginnt praktisch da, wo die Folgen der TV-Krimiserie aufhören: im Gefängnis, in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel.
Ulrike Hospes, Leiterin des Büros Bundesstadt Bonn der KAS, begrüßte eingangs 150 Zuhörer, die sich aus dem Rheinland und aus Berlin, aus Serbien, Österreich, Spanien, Schweiz und Italien zugeschaltet hatten. Mit der oben genannten Umfrage führte sie ins Zentrum des Themas: Warum sollte man mit einem Mörder sprechen? Die Frage polarisiert. Im Gespräch mit dem Literaturreferenten der Stiftung Michael Braun und dem Kölner Germanisten Christof Hamann erläuterte Steffen Schroeder, wie und warum er sich aus Interesse für Opfer und Täter von Kriminalfällen als ehrenamtlicher Vollzugshelfer gemeldet hatte. Vom Mai 2013 bis zum Mai 2016 besuchte er alle zwei bis drei Wochen Micha, der seit 17 Jahren mit „lebenslänglich“ im Gefängnis sitzt; er hatte einen brutalen Mord im Skinhead-Milieu und andere Gewaltdelikte verübt. Aus den Gesprächen mit Micha hat Steffen Schroeder – auf Anregung seines Schauspielerfreundes Michael Degen – das Tagebuch einer ungewöhnlichen Begegnung gemacht. Es ist ein eindringliches Täter-Psychogramm und eine packende Erzählung über Schuld und Sühne, Justizvollzug und Gefängnisalltag.
Den Täter zur Schuld tragen, dabei könne ein Vollzugshelfer helfen. Aber, so viel wurde im Gespräch klar, es ist schwer, den „Kreislauf der Gewalt“ zu durchbrechen. Auch im Gefängnis gibt es Gewalt, Drogenmissbrauch, Suizid. Aber eben auch die Möglichkeit zur Kommunikation und Empathie mit der Außenwelt. Je mehr Kontakt nach „draußen“ der Häftling habe, so Steffen Schroeder, um so erfolgreicher würde, nach der Entlassung, seine Wiedereingliederung verlaufen. Eine der Publikumsfragen am Ende lautete: „Wie wird man Vollzugshelfer?“ Steffen Schroeders Buch Begegnung mit einem Mörder gibt darauf viele Antworten. Und stellt weitere Fragen.
Hinweis: Etliche Fragen aus dem Publikum konnten aus Zeitgründen während der Lesung nicht mehr beantwortet werden. Steffen Schroeder hat sich indessen freundlicherweise dazu bereit erklärt, diese Fragen nachträglich zu beantworten. Sie finden die Fragen und Antworten hier.
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Büro Bundesstadt Bonn
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