Správy z podujatí
Die Identität spielt in Geigers Werk eine zentrale Rolle. Philipp, die Hauptfigur aus „Es geht uns gut“, stellt er als trägen Helden dar, dem das Gefühl von Identität dem der Ratlosigkeit gewichen ist. In „Alles über Sally“ schildert er die Identitätsproblematik einer modernen Frau. Wie sein Vater durch Alzheimer langsam seine Identität verliert, beschreibt er sehr eindrucksvoll in „Der alte König in seinem Exil.“ Mit diesem Bestseller, der 2011 erschien, hat er seinem Vater, der vor zwei Jahren gestorben ist, ein Denkmal gesetzt.
In „Selbstporträt mit Flusspferd“ erzählt Geiger die Geschichte von dem 22-jährigen Julian, einem Wiener Studenten der Veterinärmedizin, der den Schmerz nach der Trennung von seiner Freundin zu verwinden hat. Auf der Suche nach Halt und Orientierung nimmt er schließlich einen Ferienjob als Pfleger eines Zwergflusspferdes an, das bei einem Professor der Tiermedizin im Garten lebt. Die routinierte Pflege erlaubt einen strukturierten Tagesablauf und eine willkommene Ablenkung von seinen Identitäts- und Alltagssorgen. Julian beginnt sich mit dem lethargischen Gemüt des Tieres zu identifizieren und übt sich wie das Flusspferd in Dauerpassivität und Vor-Sich-Hin-Vegetieren. Geiger hat sich nach langer und intensiver Suche ganz bewusst für dieses seltene und spezielle Tier als Gegenpol zu unserer hektischen Zeit und leistungsorientierten Gesellschaft entschieden, da es einfach, beruhigend und lässig ist und in seiner ganzen Natürlichkeit auch für all das steht, was heute außer Mode ist. Dies beschrieb er einmal sehr treffend in einem Interview: „Es ist dick, träge, hässlich, verschlossen: kein Facebook-Kandidat.“ Mit diesem Buch trifft er den Zeitgeist, indem er ein Thema aufgreift, das wie Studien aufzeigen, hoch aktuell ist. Sie unterstreichen, dass die Generation Y Angst vor dem Leben hat und oftmals die Zeit zwischen 20 bis 30 nicht als Phase des Aufbruchs, sondern als Zeit der Krise auffasst. Geiger macht deutlich, dass auch die Langsamkeit ihre Vorzüge hat.
In dem Gespräch mit Professor Dr. Michael Braun führte Arno Geiger, angesprochen darauf, warum Romane Zeit bräuchten, aus, dass man für weite Sprünge einen großen Anlauf benötige. „Schreiben ist für mich stets auch Entdeckung und ich muss mich den Dingen langsam annähern“, so der Autor. Er betonte, dass er sich durch das Schreiben immer weiterentwickle.
Für viel Erheiterung sorgte die Wiedergabe der Reaktion seines Vaters, als er ihm 2011 mitteilte, dass er den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung erhalten habe.
„Du Papa, wir haben den Preis der Konrad-Adenauer-Stiftung bekommen.“
„Und was hat er (gemeint ist Konrad Adenauer) dazu gesagt?“
„Ich glaube, er findet es gut.“
poskytla
Politisches Bildungsforum Berlin
O edícii
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