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Bismarck – Adenauer – Kohl

autori Hanns Jürgen Küsters

Herausforderungen und Perspektiven

Schon zu ihren Lebzeiten verkörpern sie deutsche Geschichte: der Reichsgründer Otto von Bismarck, der Gründungskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer, und der Kanzler der deutschen Einheit, Helmut Kohl. Sie alle empfanden den Auftrag, die Deutschen zu vereinen, als Maxime ihres politischen Handelns. Alle hatten sie mit erheblichen Schwierigkeiten beim Zusammenwachsen des Landes zu kämpfen.

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In einer Veranstaltung unter Leitung von Prof. Dr. Hanns Jürgen Küsters, Sankt Augustin, und Prof. Dr. Ulrich Lappenküper, Friedrichsruh, diskutierten Historiker am 15. März über die drei bedeutenden Staatsmänner und arbeiteten Gemeinsamkeiten und Differenzen heraus. Dr. Rudolf Seiters, Mitglied der Konrad-Adenauer-Stiftung und Kuratoriumsvorsitzender der Otto-von-Bismarck-Stiftung, wies daraufhin, dass jeder zu seiner Zeit im richtigen Augenblick die „gegebene historische Chance konsequent genutzt hätte“. Otto von Bismarck zur Gründung des Deutschen Reiches 1871, Konrad Adenauer zur Schaffung eines freiheitlichen demokratischen Staates 1949 und Helmut Kohl zur Wiederherstellung der deutschen Einheit 1990.

Idee der deutschen Einheit

Prof. Dr. Andreas Wirsching, Augsburg, stellte in seinem Vortrag über die Idee der deutschen Einheit den Landespatriotismus, den föderalen Aufbau, die kleindeutsche, borussische Vorstellung der deutschen Nation und die europäische Idee der deutschen Einheit, der sich Adenauer und Kohl verschrieben hatten, als die zentralen Elemente der Einigungsidee heraus. Sie habe sich durchgesetzt, weil es die Beschränkung auf die kleindeutsche Lösung (ohne Österreich) gab und die duale Struktur von nationaler Einheit und föderalem System über die Weimarer Republik bis zur Bundesrepublik Deutschland erhalten geblieben sei. Basis Deutschlands sei weder eine Verfassung noch ein Revolutionsmythos wie in den Vereinigten Staaten und Frankreich gewesen, sondern die Verbindung mit der europäischen Idee eines Zusammenschlusses der westlichen Demokratien zur Sicherung der Freiheit.

Wandel des internationalen Staatensystems

Auf die Einflüsse des internationalen Staatensystems ging Prof. Dr. Eckart Conze, Marburg, ein. Er setzte zwei Zäsuren: 1871 sei die durch den Wiener Kongress 1815 geschaffene Ordnung mit ihrem Mächte-Konzert zerfallen und durch ein multilaterales Vertragsrecht ersetzt worden. Der gesellschaftliche, ökonomische und politische Wandel sowie die Suche nach einer Mächtebalance hätten einen verschärften Nationalismus und eine militärische Dynamik produziert, die eine multilaterale Ordnung nicht erlaubte. Erst nach der Zäsur des Jahres 1945, den Erfahrungen nach 1918 und die Absage Adenauers an den Machtstaat sei in Zeiten des Ost-West-Konflikts die Hinwendung Deutschlands zum Westen erfolgt. Deutschland war geteilt, weil die Welt geteilt war und nicht umgekehrt. Adenauer betrieb die Abkehr von der Bismarckschen Schaukelpolitik und der Mittellage-Vorstellung deutscher Außenpolitik. Westintegration bot Sicherheit und schuf neue Traditionslinien. Nach 1990 habe sich Deutschland zu einer kontinentalen Großmacht entwickelt und sich in eine neue gesamteuropäische Ordnung eingebettet. Begleitet wurde diese Entwicklung von einer Tendenz zur Renationalisierung, auch in den anderen westeuropäischen Staaten, weil die Hegemonie der Vereinigten Staaten nach dem Ende des Ost-West-Konflikts eine neue Weltordnung und veränderte Strukturbedingungen geschaffen habe. Die Leistungen Adenauers und Kohls haben darin bestanden, dass kein Weg mehr hinter 1945 zurückführte.

Innenpolitische Faktoren

Die innenpolitischen Faktoren der deutschen Einigung untersuchte Prof. Dr. Dominik Geppert, Bonn. Er stellte die unterschiedlichen Ziele heraus, die Bismarck mit der Vorrangstellung Preußens im Deutschen Reich intendierte, Adenauer mit der Überwindung des NS-Staates und Kohl mit der Überwindung des Ost-West-Gegensatzes. Alle drei hatten die jeweiligen „ancien régimes“ zu überwinden und den passenden institutionellen Rahmen zu finden. Dabei stellte sich Bismarck gegen die Parteidemokratie, die für Adenauer und Kohl unverzichtbarer Bestandteil der Einheit Deutschlands war. Ähnlicher seien ihre wirtschaftspolitischen Vorstellungen gewesen, die marktliberale Lösungen auf der Grundlage der Freihandelsdoktrin vorsahen. Sie waren mit Währungsreformen bei Adenauer und Ludwig Erhard hinsichtlich der Einführung der D-Mark und bei Kohl hinsichtlich der Einführung der D-Mark in der DDR und später des Euros verbunden. Aufgrund der ökonomischen Schocktherapien, zu denen sich Adenauer und Kohl bekannten, seien Akzeptanzschwierigkeiten programmiert gewesen. Die Integration der alten Eliten sei eng mit der Frage nach dem Umgang mit den beiden Diktaturen auf deutschem Boden verknüpft. Während Bismarck Militär und Beamtenstand übernahm, gab es mit dem Aufbau der Bundeswehr nur teilweise personelle Kontinuitäten zur Wehrmacht. Bei der Wiedervereinigung 1990 sei der Elitenaustausch schnell vollzogen worden. Als Fazit hielt Geppert fest: Die innenpolitische Einigung sei in diesen Umbruchzeiten jeweils die Stunde der Exekutive gewesen: bei Bismarck zur Machtsicherung, bei Adenauer zum Aufbau einer parlamentarischen Demokratie und bei Kohl zur Justierung eines soliden gesamtdeutschen Fundaments.

Die Rolle der Publizistik

Prof. Dr. Frank Becker, Münster, untersuchte den Einfluss der Publizistik in der Phase der Reichsgründung 1871 und betonte Bismarcks Bestreben, die Entscheidungsprozesse durch Kanalisierung des Depeschenverkehrs zu lenken. Die Kriegsberichterstattung habe er mit strategischer Umsicht gehandhabt und sei ein entscheidendes Kriterium für die Einigung gewesen. Dabei habe er sich in der öffentlichen Darstellung weitgehend zurück genommen, jedoch alle wichtigen Fäden in Händen behalten. Die Einigung sei auch publizistisch das Werk des Zusammenspiels von Bürgertum und Adel gewesen. Becker wies auf die Rolle der Publizistik bei den Montagsdemonstrationen und dem Fall der Mauer hin und betonte die Rolle einzelner Schriftstücke. Eine gewisse Parallelität bestünde in der herausragenden Rolle der Emser Depesche und des Zettels, der zur Erklärung Schabowskis über die Reisefreiheit am 9. November 1989 führte. Mediale Inszenierung sei bei der Reichsgründung ebenso wichtig gewesen wie beim Treffen von Kohl und Gorbatschow im Kaukasus. Die Medien hätten dabei jeweils Katalysatorwirkung entfaltet.

Risikobereitschaft

In seinem abschließenden Vortrag betonte Prof. Dr. Arnulf Baring, Berlin, die hohe Risikobereitschaft der drei Staatsmänner: Bismarck mit seiner Bereitschaft zur kleindeutschen Lösung, Adenauer mit seiner Politik der Westbindung, die viele damals für Utopie hielten, Kohl mit der Beseitigung der DDR. Alle hätten große innenpolitische Schwierigkeiten zu überwinden gehabt: Bismarck gegenüber den Fürsten, Adenauer mit seiner Option Freiheit vor Wiedervereinigung und Kohl mit seiner Tatkraft, gegen die SPD mit Unterstützung der USA das „window of opportunity“ zu nutzen. Adenauer und Kohl hätten im Gegensatz zu Bismarck gut daran getan, eine Großmachtrolle Deutschlands abzulehnen und Bescheidenheit als neue Rolle Deutschlands zu propagieren. Heute zeigten sich stärker als vor zwanzig Jahren Kontinuitätslinien, die vom Deutschen Reich in das heutige Deutschland hineinreichten. Das Deutsche Reich habe rechtliche und politisch-föderale Fundamente geschaffen, die bis heute wirkten. Gleichwohl habe es mit Adenauers Westpolitik und der Bonner Republik auch erhebliche Umorientierungen gegeben.

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erscheinungsort

Berlin Deutschland