Správy z podujatí
Nur zufällig stieß Sigrid Falkenstein auf das Schicksal ihrer Tante Anna (genannt Änne) Lehnkering: Die Nationalsozialisten hatten sie als „schwachsinnig“ eingestuft, dann sterilisiert und später vergast. Falkensteins „private Spurensuche“ brachte sie dazu, ein Buch über die Lebensgeschichte ihrer Tante zu schreiben, sowie eine Internetseite zu veröffentlichen. Auf dieser Geschichte beruht das Stück des mini-art Theaters aus Bedburg-Hau, das jetzt in der Konrad-Adenauer-Stiftung aufgeführt wurde.
Mehr als 300.000 Menschen wurden von 1940 bis 1945 als behindert und psychisch krank eingestuft und aufgrund dessen systematisch in Gaskammern im Rahmen der „Aktion T4“ ermordet. Doch „viele Geschichten sind nicht aufgearbeitet worden“, resümierte Rita Schropp, Referentin der Politischen Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung. Viele Opfer seien nur Zahlen oder eine Akte im Archiv, weniger ein Individuum oder ein Gesicht. Durch das Buch und das Theaterstück wird hier einem Opfer, Änne, ihre Menschlichkeit und ihre Würde zurückgegeben, so Schorpp. Falkenstein wurde durch ihr großes Engagement für das Gedenken an die Opfer der Euthanasie zu einer „Ansprechpartnerin für die Angehörigen“.
„Ännes letzte Reise“
In der theatralen Lesung schlüpften zwei Schauspieler in verschiedene Rollen: in die von Änne, ihrer Mutter und ihrer Brüder, aber auch in die von Tätern, wie den Ärzten und Krankenschwestern – Täter, die die Euthanasie als „Gnadentod“ bezeichneten und als „fortgeschrittene Humanität“ anpriesen. Geräusche, Musik, Licht, Ton, aber auch bearbeitete Dias mit Bildern von Änne und ihrer Familie untermalen und begleiten die Lesung.
Ännes „letzte Reise“ ist eine Zugfahrt in die Tötungsanstalt. Im Stück wird dies beklemmend durch ein Rattern des Zuges verdeutlicht. Änne wurde nur 24 Jahre alt. 1940 war sie Patientin in der Heil- und Pflegeanstalt Bedburg-Hau und wurde am 7. März 1940 in der Tötungsanstalt Grafeneck ermordet.
Vermittlung eines „todgeschwiegenen“ Themas
In der anschließenden Diskussion mit den beiden Schauspielern Crischa Ohler und Sjef van der Linden stellt Falkenstein zunächst fest, dass in vielen Familien die Euthanasie von den Angehörigen verschwiegen wurde. Es war ein Tabuthema. Gründe sieht sie dabei unter anderem in einer „Schlussstrichmentalität“ nach dem Krieg sowie in Scham und Schuldgefühlen. Aber „man muss sprechen über diese Dinge und die Geschichte aufarbeiten“, so Falkenstein. Die Menschen müssten auf das Thema aufmerksam gemacht werden und das „ungerechte Totschweigen“ sollte enden.
Die Schauspieler und Leiter des Theaters mini-art schrieben das Theaterstück mit dem „kostbar zusammengestellten Material“ von Falkenstein und nach „mühsamen Recherchen“. Deren Theater richtet sich schwerpunkmäßig an Kinder und Jugendliche. Durch das Stück wollten sie diesen die Geschichte vermitteln und erhielten von den Jugendlichen nur positive Rückmeldungen. Diese sagen, dass die Geschichte für sie nun ein Gesicht bekäme, so Ohler. Es sei eine Geschichte, die für viele stehe und so ein „Gefühl für Schicksale“ entstehen ließe.
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