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Publikime

Des Wählers Herz

Emotionale Parteienbewertung aus repräsentativen und qualitativen Umfragen

Die Wahlforschung steht vor großen Herausforderungen: Dynamiken der Wahlentscheidung sind immens und alte Gewissheiten brüchig. Das Wahlverhalten ist individueller geworden. In dieser Studie wird mit neuen Ansätzen der Frage nach den emotionalen Beziehungen von Wählerinnen und Wählern zu Parteien nachgegangen. Mit einem Methodenmix aus repräsentativen Umfragen und offenen Tiefeninterviews lassen sich stabile emotionale Muster bei den Wahlberechtigten finden.

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In einer repräsentativen Umfrage kann sich die große Mehrheit der Wählerinnen und Wähler vorstellen, mehrere Parteien zu wählen. Nur wenige Wählerinnen und Wähler haben keine alternative Wahlpräferenz. Bezogen auf die Anhängerschaften können sich zwischen 24 Prozent (der SPD-Wählerinnen und -Wähler) und 33 Prozent (der CDU-Wählerinnen und -Wähler) vorstellen, nur eine Partei zu wählen. Den größten Anteil von Anhängerinnen und Anhängern ohne Zweitwahlabsicht hat mit 50 Prozent die AfD.

Bei den Anhängerinnen und Anhängern der Union könnten Grüne und FDP von der alternativen Wahlabsicht profitieren. In der SPD-Anhängerschaft liegen Grüne und Union bei den Zweitwahlabsichten vorn. In der AfD- und der FDP-Anhängerschaft gibt es die größte Zweitpräferenz zugunsten der Union. In der Anhängerschaft der Linken liegen Grüne und Sozialdemokraten bei der alternativen Wahlabsicht vorn, bei den Grünen-Wählerinnen und -Wählern tendieren die meisten zur SPD. Union und Linke könnten leicht profitieren.

Bei in Tiefeninterviews getesteten Begriffen – die nicht repräsentativ sind - ergeben sich einige unerwartete Befunde. Viele Begriffe werden parteipolitisch klar zugeordnet. Andere Begriffe wecken keine Assoziationen mit Parteien. Mit den Begriffen populistisch und liberal können besonders viele Befragte nichts anfangen, wobei bei liberal häufig die FDP genannt wird. Die Begriffe christlich und konservativ werden stark mit der CDU in Verbindung gebracht, wobei konservativ ein eher negatives Image hat. Den Begriff Mitte teilen sich CDU und SPD, die SPD wird häufig genannt, wenn nach bürgerlich gefragt wird. Bei dem Begriff „Nazi“ denken Befragte an AfD und NPD. Die Grünen werden erwähnt, wenn nach nachhaltig gefragt wird.  

Die emotionale Verortung der Parteien spaltet das Parteiensystem in die Anhängerinnen und Anhänger der AfD und aller übrigen Parteien. Alle Anhängerinnen und Anhänger bewerten ihre eigene Partei positiv. In allen Anhängerschaften wird die AfD mit den Begriffen Angst, Empörung, Wut und Verzweiflung in Verbindung gebracht, außer selbstverständlich bei den Anhängerinnen und Anhängern der AfD. Bei einigen Abweichungen im Detail verbinden Anhängerinnen und Anhänger ihre eigene Partei mit den Wörtern Hoffnung, Sicherheit, Vertrauen, Zuversicht und Zufriedenheit. Diese positiven Emotionen weckt auch die AfD in ihrer Anhängerschaft. Alle anderen Parteien werden von den AfD-Anhängerinnen und -Anhängern mit Angst, Empörung, Wut und Verzweiflung assoziiert.

Lesen Sie hier die gesamte Studie als PDF.

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personi i kontaktit

Dr. Viola Neu

Dr

Stellvertretende Leiterin Analyse und Beratung,
Leiterin Wahl- und Sozialforschung

viola.neu@kas.de +49 30 26996-3506

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