kurzum
Bola Tinubu
Der 70-jährige Moslem Tinubu stammt aus dem Südwesten des Landes. Seit dreißig Jahren politisch aktiv, war er nach Tätigkeiten als Wirtschaftsprüfer zunächst Senatsmitglied. Während der Militärdiktatur Anfang der 1990er Jahre setzte er sich für die Rückkehr zur Demokratie ein. Von 1999–2007 baute er als Gouverneur von Lagos seinen massiven Einfluss auf die politischen und wirtschaftlichen Geschicke der Finanzmetropole auf. Tinubu kam eine Schlüsselrolle bei der Entstehung des APC 2013 zu, dessen Parteivorsitzender er seitdem ist. Die Wahl Tinubus als Präsidentschaftskandidat des APC wurde von parteiinternen Machtkämpfen und mehreren Kabalen begleitet. Dennoch setzte er sich gegen den Vizepräsidenten und Senatspräsidenten, mehrere Gouverneure und einen Minister durch und gewann am Ende mit deutlich mehr Stimmen als alle übrigen Kandidaten zusammen.
Abubakar Atiku
Der 75-jährige PDP-Kandidat Atiku ist ebenfalls Moslem, stammt aus dem Norden des Landes und ist wie Tinubu seit über drei Jahrzehnten politisch aktiv. Als erfolgreicher, aber sehr umstrittener Geschäftsmann hat er sich ein immenses Vermögen aufgebaut. Atiku war von 1999–2007 als Mitglied der PDP Vizepräsident Nigerias. In seiner Laufbahn versuchte er insgesamt fünf Mal, Präsident unter der Ägide verschiedener Parteien zu werden. 2018 kehrte er nach vier Jahren beim APC zur PDP zurück und trat erfolglos gegen den letztlich wiedergewählten Präsidenten Buhari an. Auch Atiku setzte sich gegen mehrere starke Kandidaten durch. Seine größten Konkurrenten waren ein einflussreicher Gouverneur aus dem ölreichen Nigerdelta und der ehemalige Senatspräsident Bukola Saraki, der mit einem starken programmatischen Profil in den Wahlkampf gegangen war.
Ausblick
Die Ergebnisse der Vorwahlen wurden sehr gemischt aufgenommen. Viele junge Menschen sehen sich in ihrer Hoffnung auf einen politischen Aufbruch enttäuscht und rechnen angesichts zwei betagter Politikgrößen mit einem Fortbestand der Elitenpolitik. Einen Generationenwechsel wird es jedenfalls weder mit Tinubu noch Atiku geben. Welcher der beiden Kandidaten am Ende die Wahl für sich entscheiden wird, ist offen. Dem erfolgreichen Geschäftsmann Atiku schreiben viele Nigerianer die nötigen Managementfähigkeiten zu, das Land besser zu organisieren und zu führen. Tinubu ist hingegen sehr gut mit den Machteliten des Landes vernetzt und gilt dadurch als besonders einflussreich. Die politischen Verhandlungen sind nach den Vorwahlen gleichwohl nicht abgeschlossen: Beide Kandidaten sind nun auf der Suche nach ihrem potenziellen Vizepräsidenten. Auch hier kann es noch zu weiteren politischen Machtkämpfen kommen. Bisher ist in Nigeria die ungeschriebene Praxis des Zonings üblich, wonach von den beiden Präsidentschafts- und Vizepräsidentschaftskandidaten einer Partei jeweils eine Person aus dem muslimischen Norden und eine aus dem überwiegend christlichen Süden Nigerias stammen soll, um ein Machtgleichgewicht zwischen beiden Regionen zu gewährleisten.