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Umgang mit Bevölkerungsalterung und -rückgang

Talente in den Regionen Europas nutzen

Anlässlich des Europäischen Tages der Demographie führte die Konrad-Adenauer-Stiftung am 15. Februar 2023 ein Fachgespräch zum Thema „Demographie: Umgang mit Bevölkerungsalterung und -rückgang“ durch. Bei der Veranstaltung diskutierten hochrangige Experten aus Wissenschaft, Politik und Verbänden über die Chancen und Herausforderungen des demographischen Wandels für Deutschland und die EU.

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Dr. Peter Fischer-Bollin, der Leiter der KAS-Hauptabteilung Analyse und Beratung, begrüßte die anwesenden und digital zugeschalteten Teilnehmer. Er verwies auf die Herausforderungen einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung und einer alternden Gesellschaft, die die gesamte Europäische Union betreffen. Bestimmte von urbanen Zentren abgelegene Regionen seien besonders von der Abwanderung junger, gut ausgebildeter Menschen und den damit verbundenen wirtschaftlichen Herausforderungen betroffen. Herr Dr. Fischer-Bollin betonte, dass sich die anschließende Expertendiskussion auch mit Fragen zur Zukunft der jüngeren Generationen befassen werde.

Die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Dubravka Šuica erläuterte zu Beginn ihrer Ausführungen die Rolle von Demografie als neuen Arbeitsschwerpunkt der Europäischen Kommission. In der im Januar 2023 veröffentlichten Kommunikation „Harnessing talent in Europe´s regions“ der Europäischen Kommission wird untersucht, wie der Wohlstand der europäischen Regionen in Zeiten des demographischen Wandels und der Abwanderung von Fachkräften aufrechterhalten werden kann. Während diese Megatrends generell ganz Europa betreffen, wurde in 46 europäischen Regionen (auf die 16 Prozent der EU-Bevölkerung entfallen) ein eklatanter Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter festgestellt, der durch einen Mangel an tertiärer Bildung noch verstärkt wird. Weitere 36 Regionen, die von der Abwanderung junger Menschen betroffen sind, laufen Gefahr, in eine so genannte „Talententwicklungsfalle“ zu geraten. Darüber hinaus stellte die Vizepräsidentin das Schlüsselelement der Mitteilung, den „Talentbooster-Mechanismus“, als Antwort der EU-Kommission auf diese Entwicklungen vor und erläuterte dessen Potenzial zur Unterstützung der europäischen Regionen und Mitgliedstaaten.

In Bezug auf die Situation in Deutschland führte Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, aus, dass die demographischen Herausforderungen aufgrund früherer Abwanderungsströme in den östlichsten Teilen Deutschlands nach wie vor sehr ausgeprägt sind. „Die langjährige Abwanderung hat nicht nur zu einer Ausdünnung der Bevölkerung geführt, sondern auch zu einer erheblichen Überalterung“, betonte sie. Nach den regionalen Vorausberechnungen des Instituts werden bis zum Jahr 2035 rund 60 Prozent aller deutschen Kreise Einwohner verlieren. Besonders betroffen ist Ostdeutschland, wo neben Berlin nur noch acht Großstädte wachsen, während alle ländlichen Kreise einen Rückgang verzeichnen werden. Vielen Regionen Ostdeutschlands werden bis 2035 bis zu einem Drittel der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter fehlen, aber auch Nordhessen, Südwestfalen, Teile von Rheinland-Pfalz und Teile Nordbayerns wird ein Bevölkerungsrückgang treffen.

Laut Dr. Harmut Berndt, dem Vorsitzenden der Bundesarbeitsgemeinschaft der LEADER-Aktionsgruppen in Deutschland, sind die ländlichen Räume und ihre jeweiligen Herausforderungen nicht nur europaweit, sondern auch innerhalb Deutschlands sehr unterschiedlich. Es gäbe daher nicht das eine Rezept, um alle Probleme zu lösen, sondern es müssten unterschiedliche Möglichkeiten berücksichtigt werden. „Wir müssen ein soziales Umfeld schaffen, in dem neue Projekte der Menschen von Grund auf unterstützt werden, in dem sie ein Umfeld vorfinden, das ihnen hilft, sich weiterzuentwickeln und ihre Region attraktiv zu gestalten“, argumentierte der Vorsitzende von LEADER in Deutschland. Er hob hervor, dass es viele verborgene Talente gebe, die gefördert werden könnten. Es sei daher wichtig, die Attraktivität der Regionen auf soziale Weise durch den Aufbau gesunder Gemeinschaften zu steigern.

In Bezug auf die Möglichkeiten, sozial kritische Infrastrukturen trotz eines Verlustes gebildeter junger Menschen aufrechtzuerhalten, betonte Vizepräsidentin Šuica, wie wichtig es sei, den anhaltenden Trend zur Verschlechterung der Infrastruktur umzukehren. In diesem Zusammenhang wies sie auf die Notwendigkeit hin, die Digitalisierung, Höherqualifizierung, Umschulungen und lebenslanges Lernen im Europäischen Jahr der Kompetenzen 2023 zu fördern. Die Bereitstellung einer sicheren und flächendeckenden digitalen Infrastruktur sollte laut Berndt als Aufgabe der nationalen und europäischen Ebene gesehen werden. Hinsichtlich der Möglichkeiten, die Herausforderungen anzugehen und die Folgen des demografischen Wandels in kleinen Gemeinden abzumildern, zeigte Frau Hinz das Potenzial von sich umkehrenden Wanderungsbewegungen und einer neuen Landlust auf. Die Möglichkeit des mobilen Arbeitens, Offenheit für Innovationen und Zugewanderten sowie der Austausch von Best-Practice-Beispielen zwischen den Regionen seien der Schlüssel zur Steigerung der Attraktivität von Regionen.

Schließlich wurde aus dem Publikum die Frage aufgeworfen, wie das Ziel, der Abwanderung von Fachkräften entgegenzuwirken, mit der Unterstützung von Drittländern in Zeiten einer alternden und schrumpfenden Bevölkerung in Europa in Einklang gebracht werden könne. Laut Vizepräsident Šuica sind eine optimale Nutzung von EU-Förderungsmitteln, Kohäsionspolitik, Robotik und künstlicher Intelligenz, aber auch die Steuerung der legalen Migration mit Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten die wichtigsten Ansätze, um Ungleichheiten in dieser Hinsicht auszugleichen.

Das Schlusswort wurde von der Bundestagsabgeordneten Dr. Ottilie Klein gehalten. „Viel ist erreicht, wenn wir akzeptieren, dass der demographische Wandel eine der großen Herausforderungen ist, die wir auf allen Ebenen politisch angehen müssen“, betonte Frau Klein. Sie verwies auf die Folgen des demographischen Wandels für die sozialen Sicherungssysteme und den wachsenden Fachkräftemangel in Deutschland. Die Abwanderung von Fachkräften könne jedoch nicht durch die Anwerbung von Arbeitskräften aus anderen europäischen Ländern gelöst werden, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen hätten. Daher müssten Lösungen auf europäischer Ebene gefunden werden, und sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene sei ein umfassender „kreativer Werkzeugkasten“ erforderlich.

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Natalie Klauser

Natalie Klauser

Demografischer Wandel und Integrationspolitik

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