Am 01. Oktober 2020 lud die Konrad-Adenauer-Stiftung Bremen in Kooperation mit dem Institut français Bremen ein zu einer Online-Veranstaltung zum Thema „Dokulive 70 Jahre Schuman-Plan“ mit Ingo Espenschied, Politologe und Multimedia-Spezialist. Die Veranstaltung fand online über die Plattform YouTube statt.
Zu Beginn führte Dr. Ralf Altenhof, Leiter des Politischen Bildungsforums Bremen, in die Thematik ein. Anlass für diese Veranstaltung sei der 9. Mai 1950 und dessen 70. Jahrestag. An diesem Tag schlug Robert Schuman die Schaffung eines gemeinsamen europäischen Marktes für Kohle und Stahl vor. Der 9. Mai 1950 werde somit faktisch als Gründung der Europäischen Union gesehen. Der Jahrestag biete die Möglichkeit, die Gründungsgeschichte Revue passieren zu lassen und einen Blick darüber hinaus zu werfen. Espenschied habe das innovative Format „Dokulive“ erfunden und bereits zu anderen Themen ähnliche Veranstaltungen durchgeführt.
Es handelte sich um einen Livestream, bei dem Ingo Espenschied mit Hilfe von historischen Bildern und Videos die Entstehung der Europäischen Union darstellte. Diese Dokulive-Veranstaltung thematisierte die ausschlaggebende Rolle des Schuman-Plans, welcher den Weg für die Zusammenarbeit der europäischen Staaten geebnet hat.
Espenschied begann mit der Geschichte Europas ab 1870 und erwähnte die bedeutendsten Ereignisse. So hob er hervor, dass Deutschland und Frankreich aufgrund des Konfliktpotenzials nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870 bis 1871 die Feindschaft in die Wiege gelegt worden wäre. Für die Überwindung dieser Feindschaft waren Robert Schuman und Konrad Adenauer zwei der wichtigsten historischen Figuren. Beide erlebten die deutsch-französische „Erbfeindschaft“ von Geburt an. Aufgrund der Biografien waren sie „Männer der Grenze“, so Espenschied.
Bis zu Schumans 32. Lebensjahr war er deutscher Staatsbürger und erst später erhielt er durch die Annexion Frankreichs von Elsass-Lothringen 1919 die französische Staatsbürgerschaft. 1948 wurde Robert Schuman französischer Außenminister. Ein Jahr später wurde Konrad Adenauer vom Bundestag zum ersten Bundeskanzler gewählt. Somit waren beide in der „Regierungsverantwortung“.
Durch die ungleiche Verteilung der Eisenerz- und Kohlevorkommen zwischen Deutschland und Frankreich und den notwendigen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg mussten beide Länder aufeinander zugehen. Jean Monnet entwickelte die Idee für eine europäische Montanunion, um für Frankreich und den Erbfeind Deutschland eine Win-Win-Situation zu schaffen. Mit dieser Idee ist er an Schuman herangetreten, Schuman wiederum unterbreitete Konrad Adenauer diesen Vorschlag in einem Brief. Adenauer antwortete noch am selben Abend des 08. Mai 1950 mit großer Zustimmung. Einen Tag später erhielt der Schuman-Plan die Zustimmung des französischen Kabinetts und Schuman verkündete diesen. Somit gilt der 09. Mai 1950 als Geburtsstunde des vereinten Europas, wie Espenschied zeigte.
Durch die Beteiligung von Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien, Luxemburg und der Niederlande sei eine Kehrtwende in den europäischen Beziehungen zu erkennen. 1957 trafen diese sechs Länder sich erneut und beschlossen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). So begann der schrittweise Aufbau dieser Gemeinschaft, die durch mehrere Erweiterungen und die erste Wahl des Europäischen Parlaments 1979 zur Europäischen Union wurde.
Espenschied warf die Frage nach der Rolle der USA in diesem Zusammenhang auf und erklärte, dass ihre Zustimmung notwendig gewesen sei und sie eine Vermittlerrolle zwischen Deutschland und Frankreich eingenommen hätte.
Abschließend betonte Ingo Espenschied, dass die europäische Entwicklung mit dem Schuman-Plan begonnen hätte und es sich um einen stetigen Prozess handelte. Am Ende der Veranstaltung bedankten sich Herr Altenhof und Frau Bluteau bei Ingo Espenschied und seinem Team sowie allen Zuschauern. Frau Bluteau plädierte für die deutsch-französische Zusammenarbeit.
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Politisches Bildungsforum Bremen
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