Fehlende Geschäftsmodelle und Infrastrukturdefizite
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Dr. Peter Fischer-Bollin, Leiter der Hauptabteilung Analyse und Beratung. Er betonte die Bedeutung langfristiger, technologiebasierter Lösungen für schwer vermeidbare Emissionen und unterstrich, dass das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 nur mit ergänzenden Instrumenten wie der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) erreichbar sei. Aber auch Herausforderungen wie soziale Akzeptanz, fehlende Geschäftsmodelle und Infrastrukturdefizite wurden thematisiert. Der Gründer und Geschäftsführer von EPICO KlimaInnovation, Dr. Bernd Weber, hob die Bedeutung von Planungssicherheit für Unternehmen hervor und kritisierte die verpassten Chancen der letzten Legislaturperiode. Zudem forderte er eine Verstetigung der Klimaschutzverträge und betonte, dass CCS ergänzend zur Emissionsvermeidung notwendig sei.
Löschel fordert integrierte Planung und differenzierte Bilanzierung
In seiner Keynote Speech betonte Prof. Dr. Andreas Löschel von der Ruhr-Universität Bochum, dass Kohlenstoffmanagement ein integraler Bestandteil einer konsistenten Klimapolitik ist, die bis 2045 Netto-Null-Emissionen und ab 2050 negative Emissionen anstrebt. Er unterschied klar zwischen CO₂-Nutzung (CCU), Abscheidung und Speicherung (CCS) und direkten CO₂-Entnahmen (CDR) und wies darauf hin, dass der regulatorische Rahmen für Speicherung und Transport in Deutschland derzeit unzureichend sei. Prof. Löschel identifizierte CCS zudem als mittelfristig wichtigste Option, insbesondere für industrielle Restemissionen, und plädierte für mehr Offenheit gegenüber Onshore-Speicherung sowie eine integrierte Planung für Strom-, Wasserstoff-, Erdgas- und CO₂-Netze. Er kritisierte die aktuelle ETS-Abbildung von CCU-Prozessen und forderte eine differenzierte Bilanzierung.
CCS als Schlüssel zur Industrieemissionsreduktion: Notwendigkeit einer technologieoffenen und innovativen Herangehensweise
Alexandra Decker von CEMEX Deutschland und Gerrit Riemer von thyssenkrupp Steel Europe betonten beide die Notwendigkeit von CCS als ergänzende Maßnahme zur Emissionsreduktion in der Industrie. Decker berichtete, dass ihr Werk in Rüdersdorf bereits erhebliche Emissionsminderungen erzielt habe, jedoch weitere Reduktionen nur durch CCS möglich seien. Sie hob die wirtschaftlichen Herausforderungen und Risiken bei der Umsetzung von Klimaschutzverträgen hervor und plädierte für grüne Leitmärkte, um CO₂-arme Produkte wettbewerbsfähig zu machen. Riemer verwies auf die Bedeutung von Wasserstoffprojekten im Duisburger Werk, betonte jedoch, dass ein Rest von 5 bis 10 % Emissionen verbleiben werde, selbst wenn alle Anlagen mit Wasserstoff betrieben würden. Er zeigte sich offen für CCS als ergänzende Option und forderte eine integrierte Netzplanung, um zukünftige CCS-Bedarfe zu berücksichtigen. Beide Vertreter der Industriebranche unterstrichen die Notwendigkeit einer technologieoffenen und innovativen Herangehensweise, um die Klimaziele zu erreichen.
Politische Perspektiven auf CCS: Notwendigkeit einer technologieoffenen Förderung
Die Bedeutung von CCS als ergänzende Maßnahme zur Emissionsreduktion betonten auch Andreas Jung (CDU) und Helmut Kleebank (SPD), jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Jung bekräftigte das Ziel der CO₂-Reduktion und forderte Offenheit gegenüber Onshore-CCS, da dies kostengünstiger sei als der Export von CO₂. Er sieht in CCS eine Chance, Deutschland als Technologieführer zu positionieren, und plädierte für privatwirtschaftliche Infrastrukturmodelle mit staatlichem Rahmen, ähnlich dem Wasserstoff-Kernnetzmodell. Kleebank hingegen rückte stärker die Rahmenbedingungen in den Fokus und betonte, dass CCS keine Ausrede für geringere Innovationsanstrengungen oder Rückschritte beim natürlichen Klimaschutz sein dürfe. Er zeigte sich offen für Onshore-Optionen bei regionaler Akzeptanz und unterstützte staatliche Vorfinanzierung aus Sondervermögen, um strukturschwächere Regionen anzubinden. Beide Politiker unterstrichen die Notwendigkeit einer technologieoffenen Förderung, wobei Kleebank zusätzlich auf die Risiken durch hohe Energiepreise in Deutschland hinwies.
Priorisierung der Emissionsvermeidung und gesellschaftliche Akzeptanz von CCS
Jörg-Andreas Krüger, Präsident des Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) sprach sich in seiner Rede für ein striktes Primat der Emissionsvermeidung aus. Er warnte vor den sogenannten „Lock-in-Effekten“, die durch frühzeitige Investitionen in CCS entstehen könnten, insbesondere im Energiebereich. Krüger betonte, dass natürliche Senken wie Moor- und Waldschutz volkswirtschaftlich effizienter sein könnten. Er bezeichnete Onshore-CCS als „hochsensibles Thema“ und unterstrich die Notwendigkeit, gesellschaftliche Akzeptanz aktiv zu erarbeiten. Dafür plädierte er für Dialogformate auf lokaler Ebene, da die Menschen wissen wollen, wie ihre Heimat in Zukunft aussehen wird. Krüger zeigte Verständnis für industriepolitische Zwänge, forderte jedoch eine Priorisierung der günstigeren und nachhaltigeren Optionen.
Zeit zu handeln!
Die Veranstaltung zeigte deutlich, dass CCS und CCU wichtige Instrumente zur Erreichung der Klimaneutralität sind. Die Diskussionen unterstrichen die Notwendigkeit einer integrierten Planung und die Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, um eine nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Klimapolitik zu gestalten. Es ist nun unerlässlich, das entsprechende Gesetz zu verabschieden, um die Rahmenbedingungen für CCUS zu optimieren und die Potenziale vollständig auszuschöpfen.
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Political Academy in Sidirokastro, Serres
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