Das Arabische Erwachen oder der Arabische Frühling hat die geopolitische Landschaft verändert.
Auf einen Blick
- Der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 markiert eine tiefgreifende Zäsur für die Region, deren Konsequenzen noch nicht vollumfänglich absehbar sind.
- Seit dem Beginn des sogenannten Arabischen Frühlings 2011 haben annähernd alle Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas einschneidende politische und gesellschaftliche Veränderungen erlebt, die jedoch nicht zu Demokratie und Freiheit, sondern häufig zu neuen Konflikten, Radikalisierung, Frustration und Instabilität führten.
- Gleichwohl finden gesellschaftliche und ökonomische Transformationen durchaus statt. Als Motor gelten mittlerweile die Königshäuser sowie autokratisch ausgerichtete Regime, die ihre Länder unter anderem auf eine Zeit nach der Energiewende vorbereiten.
- Die Konrad-Adenauer-Stiftung beobachtet, analysiert und begleitet die anhaltenden Transformationsprozesse in der Region durch die Arbeit ihrer Auslandsbüros vor Ort und aus der Zentrale in Berlin.
Inhalt
1. Der 7. Oktober 2023: Angriff auf Israel und neue regionale Dynamiken
2. Scheitern der Demokratiebewegungen nach dem sog. Arabischen Frühling
3. Vom „Willen des Volkes“ zur Modernisierung von oben
4. Andauernde Übergangsprozesse
5. Unsere Angebote und Projekte zum Thema
6. Publikationen, Veranstaltungen und Medienbeiträge zum Thema
Der 7. Oktober 2023: Angriff auf Israel und neue regionale Dynamiken
Der brutale Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel stellt eine Zäsur für die MENA-Region - mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die einzelnen Länder - dar und hat viele sich abzeichnende Entwicklungen umgekehrt. Die regionalen Annäherungsprozesse und die Aussichten auf eine neue stabile und friedliche Ordnung sind vorerst eingefroren. Dazu gehören u.a. die Normalisierungsbestrebungen zwischen einigen arabischen Ländern und Israel im Rahmen der Abraham-Abkommen. Es zeichnet sich eine neue und dauerhafte regionale Polarisierung und multipolare Ausrichtung ab. Länder wie Russland, China und die Türkei haben in den vergangenen Jahren deutlich an Einfluss gewonnen, während Europa und Deutschland eine immer geringere Rolle spielen.
Scheitern der Demokratiebewegungen nach dem sog. Arabischen Frühling
Nahezu alle Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas haben in den vergangenen Jahren starke gesellschaftliche und politische Wandlungen erlebt. Angefangen mit dem sogenannten Arabischen Frühling, der im Dezember 2010 im tunesischen Hinterland mit einer Protestwelle begann und rasant Städte wie Tunis, Kairo oder Damaskus erreichte. Die Forderungen der vorwiegend jungen Demonstranten nach „Brot, Freiheit, Würde“ auf der Avenue Bourguiba in Tunis und dem Tahrir-Platz in Kairo fanden Widerhall in weiten Teilen der arabischen Welt und führten zu umfassenden politischen Umbrüchen in der Region. Innerhalb eines Jahres wurden die autoritären Herrscher in Tunesien, Ägypten, Libyen und im Jemen, die ihre Länder jahrzehntelang regiert hatten, gestürzt.
Die Hoffnungen auf eine Demokratisierung in der Region haben sich nicht bewahrheitet. In vielen Ländern ist eine Re-Autokratisierung zu beobachten. Vielerorts brachen zudem gesellschaftliche Konflikte auf, welche politische Gewalt und Instabilität zur Folge hatten.
Vom „Willen des Volkes“ zur Modernisierung von oben
Maßgebliche Treiber gesellschaftlicher Transformation in der Region sind vor allem die Königshäuser sowie autokratisch ausgerichtete Regime, um ihren Gesellschaften wirtschaftliche Perspektive und Stabilität zu bieten.
Die vom saudischen Kronprinz Mohamed Bin Salman initiierte „Saudi Vision 2030“, die ein vormals abgeschottetes Land schrittweise für Investoren, Touristen und auch die eigene Gesellschaft, zum Beispiel durch internationale Sportereignisse, geöffnet hat, steht sinnbildlich für viele Initiativen der Golfmonarchien, die sich auf die Zeit nach der Energiewende vorbereiten. Ähnlich ambitioniert liest sich die Entwicklungsstrategie Marokkos, die das nordafrikanische Land umfassend gesellschaftlich und wirtschaftlich transformieren soll.
Andauernde Übergangsprozesse: Die Konrad-Adenauer-Stiftung beobachtet und begleitet den Prozess intensiv
Die Auseinandersetzung zwischen Bürgerinnen und Bürgern im Nahen Osten und Nordafrika und ihren politischen Eliten über die Anforderungen an einen modernen Staat und die Zukunft ihrer Gesellschaften setzt sich indes fort. Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) begleitet diesen andauernden Transformationsprozess über die Arbeit ihrer Auslandsbüros in der Region und aus der Zentrale in Berlin.
Die in unseren Veranstaltungen angesprochenen Grundsatzfragen behalten auch weiterhin ihre Brisanz: Wie kann der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern insbesondere nach dem 7. Oktober befriedet werden? Wo bestehen Kooperationsmöglichkeiten und Gesprächsräume, um wirtschaftliche Transformation und eine gemeinsame Sicherheitspolitik zu erarbeiten? Welche Einflüsse haben Ereignisse in der Region auf Migrationsdynamiken im Mittelmeerraum? Welche Rolle spielt die Region für die Energiesicherheit Europas und Deutschlands? Wie können Partizipation und Repräsentation in den Gesellschaften der Region von Europa und Deutschland unterstützt werden?
Unsere Angebote und Projekte zum Thema
Ausgewählte Webseitenprojekte
Zu ausgewählten Problemlagen und Konflikten in der MENA-Region erstellt die Konrad-Adenauer-Stiftung regelmäßig informative Übersichtsseiten, auf denen unsere Expertinnen und Experten Sie mit aktuellen Beiträgen und Einschätzungen auf dem Laufenden halten.
Der Konflikt im Jemen
Von der Öffentlichkeit nur wenig beachtet, tobt im Jemen infolge des durch den Arabischen Frühling angestoßenen Transitionsprozess ein blutiger Bürger- und Stellvertreterkrieg. Das gewaltsam ausgetragene Mächteringen hat in den letzten Jahren zu einer humanitären Großkatastrophe geführt, bei der es derzeit kaum Hoffnung auf ernthafte Besserung gibt. Die Problem- und Konfliktlage ist und bleibt komplex. Dennoch bemüht sich die Konrad-Adenauer-Stiftung darum, den Konflikt im Jemen umfassend zu analysieren und Experten und Entscheidungsträger aus Deutschland und der Region zusammenzubringen, um nach politischen Lösungsansätzen zu suchen.
Podcasts
Die Konrad-Adenauer-Stiftung veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen Podcast-Folgen, die sich den Entwicklungen im Nahen Osten und Nordafrika widmen.
Berlin Mideast Podcast
Mit unser regionalen Podcast Reihe „Berlin Mideast Podcast“ betrachten und analysieren wir in unregelmäßigen Abständen die aktuelle Lage und wichtige Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten. Besonderes Augenmerk legen wir hierbei auf Themen wie die Stellung der Frau in der islamischen Welt oder die Rolle arabischer Armeen in den politischen Systemen der Region. Natürlich betrachten wir auch die situativen Fort- und Rückschritte mehr als eine Dekade nach Beginn des „Arabischen Frühlings“.
Virtuelle Kunstausstellung
Mit der virtuellen Kunstausstellung „Arts and Politics“ hat die Konrad-Adenauer-Stiftung gemeinsam mit ihrem Partner, der „I Have Learned Academy“ eine Plattform bereitgestellt, auf der Kunstschaffende aus dem Nahen Osten und Nordafrika Werke präsentieren, die sich schwerpunktartig mit den Problemen und Herausforderungen in ihrer Region auseinandersetzen.
Arts and Politics
„Arts and Politics“ ist eine virtuelle Kunstausstellung, welche sich über Installationen, Graffities und Videos den aktuellen gesellschaftlichen Trends im Nahen Osten und Nordafrika nähert. Künstlerinnen und Künstler aus dem Libanon, Jordanien, dem Irak, Syrien und Tunesien erzählen mit ihren Werken von den Herausforderungen ihrer Heimatländer.