Izveštaji sa događaja
Wir, das sind 15 Stipendiatinnen und Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) sowie französische Teilnehmende und Partner beim Europäischen Begegnungsseminar „Deutsch-französische Wege nach Europa“, organisiert von den Hauptabteilungen Begabtenförderung und Kultur, Europäische und Internationale Zusammenarbeit, Politische Bildung sowie Wissenschaftliche Dienste/Archiv für Christlich-Demokratische Politik der KAS. Mehr als 100 Jahre liegen der Beginn des Ersten Weltkriegs und die Schlacht von Verdun zurück. Was ist damals geschehen? Was müssen wir daraus lernen? Welche Botschaft gilt es, zu bewahren? Diese Fragen begleiten uns während des gesamten Aufenthalts.
Kaum eine halbe Stunde Autofahrt dauert es, und wir haben ein reizendes Hotel gegen die Schauplätze der Schlacht von Verdun ausgetauscht. Hier wohnen und diskutieren wir während unseres Aufenthaltes. Butte de Vauquois und Doppelhöhe „Toter Mann“, heißen unsere nahe gelegenen Ziele. Immer wieder lenken die geschulten Blicke des Militärhistorikers Markus Klauer sowie regionaler Gesprächspartner unsere Aufmerksamkeit auf die noch sichtbaren Spuren von Krieg und Zerstörung. Längst sind dichtes Gras und Moos über die Granattrichter gewachsen. Hohe Bäume wachsen dort, wo einst Dorfkirchen standen. Dabei war die Landschaft vor hundert Jahren nahezu vegetationslos. Ein geduckter Gang durch die gespenstischen, kilometerlangen Tunnelanalagen sowie dem Minenkrieg dienenden Kampfstollen auf der Höhe des einstmals existierenden Dorfes Vauquois lässt uns zumindest erahnen, wie das Leben der Soldaten damals ausgesehen haben muss.
Im Caureswald und an zahlreichen Festungsanlagen bei Verdun meinen wir, die Unmenschlichkeit des Krieges besonders eindrücklich, bisweilen hautnah spüren zu können. Die Verteidigung des Fort Douaumont war im damaligen Verständnis „100 000 Mann wert“. Eine für uns befremdliche Art und Weise, in Menschenleben „zu rechnen“. Die offizielle Zahl der Toten der Schlacht von Verdun wird mit mehreren hunderttausend angegeben. Doch viele Gefallene konnten bis heute nicht geborgen werden.
Aber auch Züge von Respekt lassen sich wiederfinden: Der französische Kommandeur Émile Driant führte im Caureswald ein französisches Bataillion an und kam beim Angriff der Deutschen gleich zu Beginn der Schlacht von Verdun ums Leben. Trotz der Feindschaft beerdigten ihn die Deutschen würde- und ehrenvoll.
Am 1. September 2017 scheint die Sonne friedlich auf die Granattrichter auf der Doppelhöhe „Toter Mann“. Zahlreiche Gäste aus Frankreich und Deutschland haben sich auf Einladung von Dr. Nino Galetti, Leiter des Auslandsbüros Frankreich der KAS, und Philipp Lerch, Leiter der KommunalAkademie der KAS, zur offiziellen Einweihung des neuen Rundwegs auf dem Schlachtfeld eingefunden: der Ehrenvorsitzende der KAS, Ministerpräsident a.D. Prof. Dr. Bernhard Vogel; der Sous-Préfet von Verdun Benoît Vidon; der Staatssekretär für Justiz und Europa im Saarland sowie KAS-Altstipendiat Roland Theis; die Abgeordneten der Assemblée Nationale Caroline Grandjean und Patrick Hetzel; der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Bernhard Kaster MdB; der Direktor der Mission Histoire des Conseil Général de la Meuse Colonel Alain Artisson; der Direktor des Gebeinhauses von Douaumont Olivier Gérard; der Direktor der Nationalen Forstbehörde in Verdun André Hopfner sowie zahlreiche örtliche Bürgermeister und Ehrenamtliche. Eingeweiht wurde ein Rundgang, der durch Kooperation und Zusammenarbeit vieler Partner, deutscher wie französischer, älterer wie jüngerer Menschen, darunter zahlreiche Stipendiatinnen und Stipendiaten der KAS, in den letzten drei Jahren unter Federführung des Auslandsbüros Frankreich und der KommunalAkademie der KAS entstanden ist. Unsere Aufgabe als Stipendiatinnen und Stipendiaten war es zuvor gewesen, die zehn großflächigen Informationstafeln im Wald auf der Doppelhöhe „Toter Mann“ aufzustellen, einzubetonieren sowie den Rundweg durch die Trichterlandschaft auszuschildern und gangbar zu machen. Die Texte und Bilder hatten Stipendiatinnen und Stipendiaten im vorherigen Jahr mit deutschen und französischen Kommunalpolitikern, Historikern und Journalisten konzipiert. An zehn verschiedenen Stellen erhält der Besucher in drei Sprachen einen Überblick über die Geschehnisse von damals, erfährt etwas über ausgewählte Soldatenschicksale am „Toten Mann“, aber auch über Flora und Fauna im ehemaligen Schlachtfeldbereich. Ein wirkliches deutsch-französisches Projekt, mit dem alle Beteiligten das Ziel verfolgen, an die gemeinsame Geschichte zu erinnern und vor allen Dingen einen Appell an die deutsche und französische Bevölkerung zu richten: Dass wir niemals vergessen, welch‘ grausame Geschichte die beiden Völker trennte - und heute verbindet. Dies verdeutlichten auch die zahlreichen Referenten bei dem anschließenden deutsch-französischen Empfang im benachbarten Ort Marre. Auch bei der „table ronde“, welche im Rahmen eines anschließenden deutsch-französischen Empfangs im Dorf Marre stattfand, stand die mahnende Botschaft „Nie wieder Krieg“ im Mittelpunkt.
Ein Ziel und ein Wunsch, den nicht zuletzt das Gebeinhaus in der Nähe des Fort Douaumont ausstrahlt. Diesen Ort besuchten der französische Staatspräsident François Mitterrand und der deutsche Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl im Jahr 1984. Es war ein einzigartiger Moment der deutsch-französischen Freundschaft, welche die beiden mit folgenden Worten beschrieben: „Wir haben uns versöhnt. Wir haben uns verständigt. Wir sind Freunde geworden.“ bzw. „Nous nous sommes reconciliés. Nous nous sommes compris. Nous sommes devenus amis.“ Auch uns ergreift der Ort und seine Aufforderung, niemals zu vergessen. Die Gebeine wollen gesehen werden, um zu verstehen.
Überall wo wir hinkommen, begegnen wir einer herzlichen Gastfreundschaft. Sofort verstehen wir, was François Mitterrand und Dr. Helmut Kohl damals gemeint haben. Auf Grundlage des gemeinsamen Erinnerns treffen wir engagierte Französinnen und Franzosen, die sich seit vielen Jahren dafür einsetzen, dass die Erinnerungen und vor allen Dingen die Orte, welche diese wachhalten, gepflegt werden. Sie haben selbst erlebt, dass die deutsch-französische Freundschaft nicht selbstverständlich ist. Ihre Familiengeschichten tragen die gemeinsame Geschichte in sich. Es sind unter anderem die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Dörfer rund um die kleine Stadt Verdun, die einen sehr wertvollen Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft leisten. Bürgermeister Guy Collinet ist einer dieser engagierten Franzosen. Er empfängt uns mit großer Freude in seinem kleinen Rathaus, der „Mairie“ von Aubréville. Wenn man ihn fragt, welchen Wunsch er an die junge Generation richten möchte, so antwortet er: „Macht Euch auf die Suche nach Euren Verwandten, spürt der Geschichte nach und tragt den Wert der Geschichte in die Zukunft!“
Auch die Bürgermeisterin des Ortes Forges-sur-Meuse, der ebenso wie Aubréville komplett zerstört und neben den ehemaligen Dorfstrukturen neu aufgebaut werden musste, legt uns jungen Europäern die deutsch-französische Freundschaft als sehr wichtige Aufgabe ans Herz. Wir müssen die gemeinsamen Gedenkorte besuchen, nicht nur darüber in Büchern lesen.
Mit diesen Eindrücken gehen wir in den Austausch miteinander. Deutsch-französische Freundschaft bedeutet für uns, voneinander zu lernen und einander zu ergänzen. Wir haben nicht nur ein freundschaftliches Verhältnis, wir stammen letztendlich alle aus derselben Wurzel. So drückt es unsere französische Kommilitonin aus, die in Metz Geschichte studiert und die Woche mit uns verbracht hat. Am Ende vieler Vorträge und langer Gespräche steht aber auch die Erkenntnis, dass es auch eine dezidiert französische und ebenso eine deutsche Identität gibt, die beide auf ihre einzigartige Weise zur Einheit in Vielfalt Europas beitragen.
Den aktuellen Herausforderungen können wir nur gemeinsam begegnen. Genau dazu haben wir im Geiste der Gründungsväter Europas – die Maison Robert Schuman in Scy-Chazelles hatten wir bereits auf unserer Anreise besucht – eine Deklaration verfasst. Unser Ziel ist es, den Austausch zu intensivieren, Bestehendes zu pflegen und unsere junge Generation auf die Bedeutung eines gemeinsamen Europas aufmerksam zu machen. Wenn wir eines aus diesen Tagen in Aubréville, in der Region um Verdun und auf dem „Toten Mann“, aber auch in Metz und Reims, unbedingt mitnehmen, dann, dass die deutsch-französische Freundschaft keine leere Phrase ist. Sie lebt, insbesondere durch das Engagement vieler Männer und Frauen beider Länder. Doch die Region lehrt uns auch, dass dieses Engagement keineswegs selbstverständlich ist.
Wer an Europa zweifelt, soll Soldatenfriedhöfe besuchen, das hat unter anderem Jean-Claude Juncker betont. Lasst uns gemeinsam der Toten gedenken, die im Ersten und im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren haben. Lasst uns aber nicht nur in die Vergangenheit schauen, sondern auch die Zukunft im Blick haben. Deutsch-französische Partnerschaften und Austausche müssen erlebt und kreativ gefördert werden. Mit diesem Gedanken trennen sich unsere Wege nach einer Woche intensiver deutsch-französischer Begegnungen zwar physisch, doch die deutsch-französische Freundschaft, sie bleibt in unseren Köpfen und Herzen.
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Hauptabteilung Politische Bildung
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