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Plädoyer für gesellschaftliche Vielfalt

Tag der KAS 2011 - Najem Wali liest aus "Engel des Südens"

Er erinnerte sich an eine Jugend unter Palmen, bei der Rückkehr fand er aber nur Wüste vor: 24 Jahre nach seiner Flucht aus dem Irak ist der Schriftsteller Najem Wali im Jahr 2004 in das von langen Kriegen gezeichneten Land zurückgereist. Die Eindrücke dieses Aufenthalts haben viel zur Entstehung seines neuen Buchs „Engel des Südens“ beigetragen. In der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung hat der in Berlin lebende Autor aus diesem Buch gelesen und über seine Erlebnisse im Irak berichtet.

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„Die Veränderungen gegenüber meinen Erinnerungen aus der Kindheit sind immens. Seit meiner Flucht hat das Land fast nur Kriege erlebt, die Menschen und die Natur sind verzweifelt“, so Wali über die Eindrücke seiner Reise. Um Wege für seine Panzer zu schaffen, ließ der frühere irakische Diktator Saddam Hussein rund sieben Millionen Palmen abholzen – eine von Walis wichtigsten Kindheitserinnerungen ist damit an vielen Stellen des Landes verschwunden.

Der 1956 in Basra geborene Schriftsteller erinnert in „Engel des Südens“ daher bewusst an eine Phase, die er die „Goldene Zeit“ des Irak nennt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war dort ein relativ friedliches Zusammenleben zwischen Arabern und Juden möglich, das Wali exemplarisch an der Geschichte des jüdischen Arztes Dawud Gabbay und seiner Tochter Malaika erzählt. Ein gutes Ende kann diese Geschichte jedoch nicht nehmen: Wachsender Antisemitismus machen die Familie zu einer Zielscheibe für Verfolgung und Gewalt.

Wali beschreibt mit großer Erzählfreude, er verwebt unterschiedliche Schicksale und bindet dabei immer wieder autobiographische Elemente ein. Der Erzähler des Buchs, Harun, ist ebenfalls ein irakischer Schriftsteller, der aus dem Exil zurückkehrt. Wie Wali findet auch er eine irakische Gesellschaft vor, die große Schwierigkeiten bei der Integration von Minderheiten hat. „Ich nenne die Diktatur ein Frankenstein-Labor, das die Minderheiten gegeneinander ausgespielt hat. Frankenstein ist nun schon ein paar Jahre weg, aber die Auflösung des Labors dauert immer noch an“, kommentiert Wali diese Situation.

Er hege aber auch Hoffnung, sagt er im Gespräch mit dem Publikum. Seit 2003 gebe es eine Öffnung der irakischen Gesellschaft, gerade auch durch neue Medienangebote. Bei seiner Reise besuchte er in Bagdad eine Straße voller Buchläden. Er kam nur langsam voran, viele Leute erkannten ihn vom Autorenportrait seiner Bücher.

Die verkauften sich auch schon zu Zeiten der Diktatur gut, wie Wali erzählt, allerdings nur unterhalb der Ladentheke. Denn die Bücher von Exilirakern waren verboten. Um ganz sicher zu gehen, band der Buchhändler die kopierten Seiten daher in ein Cover, das keinen Verdacht erwecken würde: Es handelte sich um den Einband der Romane, die Saddam Hussein selbst schrieb.

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Andreas Kleine-Kraneburg

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07.09.2011.
Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V.
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