Zu Beginn leitete Ralf Altenhof, Leiter des Politischen Bildungsforums Bremen, thematisch in die Veranstaltung ein. Er erläuterte, dass heutzutage nicht einmal politisches Spitzenpersonal wisse, wer für die Soziale Marktwirtschaft verantwortlich zeichne: Im Deutschen Bundestag habe eine bekannte Grünen-Politikerin die These vertreten, dass die Soziale Marktwirtschaft in den 1960ern von der SPD eingeführt wurde. Daher sei es besonders wichtig heute noch über die Soziale Marktwirtschaft zu sprechen, zumal Ludwig Erhard am 4. Februar 2022 125 Jahre alt geworden wäre. Anschließend stellte er den Vortragenden, Roland Koch, und die Moderatorin, Ursula Weidenfeld, vor.
Koch berichtete, dass Ludwig Erhard immer im Ringen mit der Politik gestanden habe: Er habe die Fähigkeit gehabt, seine Ideen so populär wie möglich darzustellen, während er seine Grundsätze stets bewahrt habe. So habe Erhard die Soziale Marktwirtschaft erfolgreich einführen und etablieren können. Außerdem, so Koch, sei Erhard ein Pragmatiker gewesen. Es habe ihn nicht lange am Schreibtisch gehalten, sondern er habe stets das Bedürfnis gehabt, rauszugehen und mit seiner Politik aktiv zu gestalten.
Erhard habe erfolgreich das Grundprinzip „Wenn wir die richtigen Eckpunkte festlegen, macht der Markt den Rest“ durchgesetzt. Dabei betonte Koch für die Soziale Marktwirtschaft, „das Modell des Wirtschaftswunders“, vier von diesen Eckpunkten.
Der erste Punkt sei die Konsumentensouveränität. Der Verbraucher, so Koch, sei immer schlauer als der Planer im Ministerium und solle daher durch seine Entscheidungen die Menge und Art der Güter auf dem Markt regulieren. Der nächste Aspekt sei eine Rahmenordnung, die von einem starken Staat geschaffen werde. Dazu gehörten u. a. eine gute Infrastruktur, eine faire Wettbewerbsordnung und sozialer Ausgleich. Als drittes, meinte Koch, bräuchte es eine stabile Währung.
Aus diesen drei Punkten folge schließlich der letzte Eckpunkt: die Freiheit des Einzelnen bzw. des Marktes. Diese Freiheit sei zugleich „eine große Lust und eine große Verpflichtung“.
Auch heute vertraut Koch auf die Soziale Marktwirtschaft. Er meinte, dass nur das Vertrauen in die „Kraft der Sozialen Marktwirtschaft“ als Antwort auf den Klimawandel infrage käme, Verbote und Gebote hingegen lehnt er ab. Mit einer Form der CO2-Bepreisung, wie in etwa der Vergabe von CO2-Zertifikaten oder der Einführung einer CO2-Steuer, könne die Soziale Marktwirtschaft auch im Sinne der Ökologie genutzt werden. Im Gespräch mit Frau Weidenfeld räumte er ein, dass die Politik bereits vor über dreißig Jahren hätte handeln müssen. Eine CO2-Bepreisung heute sei viel teurer als damals, zusammen mit einem notwendigen sozialen Ausgleich müsse diese aber dennoch eingeführt werden.
Der Landesvorsitzende des Wirtschaftsrats Bremen Jörg Müller-Arnecke bedankte sich abschließend bei Roland Koch für die Einordnung Ludwig Erhards in die Soziale Marktwirtschaft, bei der Moderatorin und den Teilnehmern für die Fragen, welche die Diskussion zu einem spannenden wirtschaftspolitischen Gespräch machten, sowie bei der KAS als Kooperationspartner.
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