Watzke und Spahn bei der Ahauser Schlossrunde über die Wirtschaftsmacht Fußball: „Wo die wirtschaftliche Musik spielt, spielt auch die sportliche!“
Nach dreieinhalb Jahren Corona-Pause hat das Regionalbüro Westfalen der Konrad-Adenauer-Stiftung wieder die Ahauser Schlossrunde ausgerichtet. Weil 600 Anmeldungen jegliche Erwartungen übertrafen, fand die Schlossrunde erstmals nicht im Schloss selbst, sondern in der Ahauser Stadthalle statt. „Wir hatten so viele Anmeldungen, dass wir auch allen das Kommen ermöglichen wollten“, sagte Jens Spahn. Der BVB-Geschäftsführer Watzke war am Veranstaltungstag gerade erst aus London zurückgekommen, wo die Dortmunder am Vorabend äußerst unglücklich aus der Champions League ausgeschieden waren.
Also konnte Jens Spahn mit Watzke in dessen bewegten Dortmunder Lebenslauf eintauchen, der von Beginn an auch eng mit wirtschaftlichen Themen verknüpft war. Als er 2005 Geschäftsführer von Borussia Dortmund wurde, stand der Verein finanziell am Abgrund. „Wir haben damals eigentlich alle gedacht, dass wir das nicht mehr schaffen“, sagte Watzke in Ahaus über seine Startzeit in der Dortmunder Führung. Doch der Turnaround und die Rettung gelang – Borussia Dortmund wurde wieder zu einem der erfolgreichsten Vereine des Landes und Aki Watzke zu einem der mächtigsten Fußballfunktionäre überhaupt.
So saß der gebürtige Sauerländer am Mittwoch nicht nur als BVB-Geschäftsführer in Ahaus, sondern auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Fußball-Liga DFL und Vizepräsident des Deutschen Fußballbundes. Watzke verhandelt in all diesen Funktionen die großen Fragen im Fußball der Gegenwart und hat dabei auch schonmal auf die Unterstützung Spahns zählen dürfen.
Das Corona-Virus brachte etliche Fußballvereine in wirtschaftliche Bedroullie, allein den BVB hatte die Pandemie laut Watzke 151 Millionen Euro gekostet. Als es aber hart auf hart kam, konnte der deutsche Fußball jedoch auf Unterstützung der Politik setzen.
Deshalb ist Borussia Dortmund auch heute wieder in der Position, die wirtschaftlich übermächtigen englischen Vereine international herauszufordern. Deren finanzielle Dominanz beruht im wesentlichen auf Fremdinvestoren und höheren Fernsehgeldern - während Watzke in der DFL leidenschaftlich für den Erhalt der 50+1-Regel kämpft, wonach in Deutschland immer der Stammverein die Mehrheit der Stimmrechte halten muss. „Ich möchte einfach, dass die Entscheidungen über Borussia Dortmund auch in Dortmund getroffen werden“, sagte Watzke und erntete dafür in der Stadthalle großen Applaus. Das stützte die Kernthese des BVB-Geschäftsführers: Der Fußball ist vor allem in NRW und im Ruhrgebiet ein gesellschaftliches Kulturgut, das es zu schützen und zu pflegen gilt.
Dafür brauche es aber immer auch wirtschaftliche Voraussetzungen in der Umgebung, sagt Watzke, und verweist auf die 50er-Jahre, als Borussia Dortmund, Schalke 04 und Rot-Weiß Essen das Nonplusultra im deutschen Fußball waren: „Damals hat durch den Bergbau die wirtschaftliche Musik Deutschlands in NRW gespielt, und deshalb dann auch die sportliche! Heute ist in beiden Belangen Bayern weiter vorne.“
Dennoch steht Watzkes Borussia in dieser spannenden Saison mit an der Tabellenspitze, was Anlass zum Träumen gibt. So fragte Spahn zum Abschluss der Ahauser Schlossrunde an Watzke gerichtet: „Wenn der BVB Deutscher Meister wird, kommst du dann nochmal wieder?“. „Ja“, sagte Watzke grinsend, „dann bringe ich die Schale mit!“
Wir danken Nelis Heidemann für das Verfassen dieses Berichts.
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