Die in Teilen der tschetschenischen Gemeinschaften feststellbare Tendenz zur Isolation stellt eine wachsende Herausforderung dar. Treibender Faktor dieser Entwicklung ist die Überlebensstrategie, die in einigen dieser Gemeinschaften als Ergebnis einer Reihe kollektiver Verfolgungserfahrungen verankert ist. Vor allem die russischen Kriege in Tschetschenien führten zur Bildung von Diaspora-Gemeinschaften in mehreren europäischen Ländern, darunter auch in Deutschland. Isolation und geringe Integrationsbestrebungen bzw. -möglichkeiten bilden für verschiedene antidemokratische Akteure einen Nährboden, um Einfluss zu nehmen.
Neben der zunehmenden Isolation prägt aktuell auch ein Generationenkonflikt die tschetschenischen Gemeinden. In dessen Schatten bringen sich Akteure der Organisierten Kriminalität ebenso in Stellung wie Salafisten und das Kadyrow-Regime in Grosny. Besonders unter jungen Tschetscheninnen und Tschetschenen können salafistische Influencer Anhänger gewinnen und Diskurse prägen. Ausgehend von Russland bzw. Tschetschenien kommt es darüber hinaus zu immer aggressiveren Versuchen der Einflussnahme. Das Kadyrow-Regime verfolgt dabei eine Doppelstrategie, die auf eine Neukonstruktion der tschetschenischen Identität und gleichzeitig auf massive politische Gewalt bis hin zu Morden setzt. Diese gewaltsame Diasporapolitik hemmt die Integration und demokratische Öffnung der tschetschenischen Gemeinschaften zusätzlich.
Angesichts der zunehmenden Isolation signifikanter Teile der tschetschenischen Gemeinschaften in Deutschland, dem Aufstieg salafistischer Akteure sowie der gewaltsamen Diasporapolitik Kadyrows sind sowohl sicherheitspolitische als auch integrationspolitische Gegenmaßnahmen nötig. Nicht zuletzt verdeutlicht auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, dass das Konfliktpotential zwischen den verschiedenen tschetschenischen Fraktionen auch die tschetschenischen Diaspora-Gemeinden erfassen kann.
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