รายงานสถานการณ์ในประเทศ
Dabei ist das Ausmaß der Zerstörung immens, das über zwei Wochen nach der Flutkatastrophe immer deutlicher wird. Die Todeszahlen steigen weiter, und in Aceh werden nach Presseangaben immer noch jeden Tag etwa 4.000 Leichen unter den Trümmern gefunden und in Massengräbern bestattet.
Die indonesische Regierung geht davon aus, dass es mindestens drei Monate dauert, bis die Provinzen Aceh und Nord-Sumatra von Schutt und Trümmern befreit sind, wobei die Anstrengungen vor allem der zerstörten Infrastruktur, wie z.B. Brücken und Strassen, gelten sollen. Obwohl etwa 200 Lastwagen für den Abtransport der Trümmer bereit stehen, geht man davon aus, dass es allein einen Monat dauern wird, bis die Aufräumarbeiten in Banda Aceh, der Hauptstadt der Provinz, beendet sind. Um wieder Zugang zu Meulaboh, einer der am schwersten betroffenen und von der Außenwelt völlig abgeschnittenen Städte, zu bekommen, hat die Regierung drei transportable Übergänge aus Eisen geschickt, die die zestörten Brücken vorläufig ersetzen sollen.
Ein grosses Problem stellt auch die Verwaltung Acehs dar, die nach dem Verlust von etwa 900 Mitarbeitern nicht mehr funktionsfähig ist und momentan weder ihre Pflichtaufgaben noch eine Rolle bei der Koordination der Hilfsmassnahmen übernehmen kann. Erst fast zwei Wochen, nachdem der Tsunami die Region verwüstete, wurde im Gouverneursbüro von den verbleibenden 468 Beamten der Dienst wieder aufgenommen. Vor Dienstbeginn gab es eine bescheidene Zeremonie vor dem Amtssitz, bei der die Beamten ihrer 900 Kollegen gedachten, deren Schicksal größtenteils immer noch ungeklärt ist. An der Zeremonie nahmen auch 200 von der Zentralregierung ausgesuchte Studenten einer Hochschule für Verwaltung teil, die dabei helfen sollen, die geordnete Administration der Provinz allmählich wieder zu
gewährleisten. Das Innenministerium beauftragte daneben noch einige Beamte aus dem mittleren Dienst, die acehnesische Verwaltung zu unterstützen. Der stellvertretende Gouverneur von Aceh äußerte die Hoffnung, dass die Wiederaufnahme der Verwaltungsvorgänge der Provinz helfe, wieder zum normalen Leben zurückzukehren.
60% der Bürofläche in den Verwaltungsgebäuden sind noch benutzbar, da sie sechs Kilometer von Meer entfernt liegen und daher meist nur das Erdgeschoss zerstört wurde, so dass die Beamten in den höheren Stockwerken arbeiten können.
Die Menge der Geld- und Sachspenden für die Opfer des Tsunami in Aceh überstieg die Erwartungen bei weitem, jedoch sind die Kapazitäten nicht vorhanden, die Hilfsgüter schnell und effizient zu verteilen. Es sind nicht genug Kleinflugzeuge vorhanden, um die Güter in die betroffenen Regionen zu bringen. Dazu kommt, dass viele Gegenden nur mit einem Helikopter oder auf schwierigen Landwegen erreicht werden können; dies scheitert jedoch oft an der zerstörten Infrastruktur oder daran, dass nicht genug Benzin vorhanden ist.
Niemand weiss, ob die Lebensmittel, die aus der Luft abgeworfen werden, in sämtliche notleidenden Gegenden gelangen. In manchen Regionen ist die Verteilung des Essens organisiert; in anderen Gegenden finden Kämpfe um die Lebensmittel statt, sobald sie abgeworfen werden. Ausserdem führt ein Mangel an Koordination unter den Hilfskräften dazu, dass niemand genau weiss, wie regelmässig einige der Siedlungen Hilfsgüter erhalten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass mehrere der über 200 Kommunen im unmittelbaren Krisengebiet nicht regelmässig Hilfe erhalten.
Dazu kommt, dass die Regierung den Helfern in Aceh jetzt harte Einschränkungen auferlegt:
Der Chef des indonesischen Militärs sagte, Sicherheitskräfte könnten die Sicherheit von über 2.000 internationalen zivilen Helfern vor Übergriffen durch die separatistischen Rebellen der Acehnesischen Befreiungsbewegung (GAM) nicht gewährleisten. Ausländische Helfer ausserhalb der Provinzhauptstadt Banda Aceh müssten sich daher beim indonesischen Militär (TNI) registrieren und sich die Erlaubnis holen, die Stadt zu verlassen, so dass die Soldaten dabei ihre Sicherheit gewährleisten könnten. Die Militärführung bestätigte, dass indonesische Soldaten noch immer in Kämpfe involviert seien: man wolle aber nicht, dass irgendeinem Fremden etwas zustösse. Eine weitere denkbare Massnahme sei, dass auf jedes Flugzeug oder Schiff, das mit Hilfsgütern nach Aceh kommt, ein Verbindungsoffizier des Militärs abkommandiert wird, bei dem sich alle Helfer eine Zulassung holen müssen.
In Jakarta hiess es, die Entscheidung des Militärs, die Bewegungsfreiheit der internationalen Helfer einzuschränken, sei aus Sicherheitsgründen getroffen worden. Diese Massnahmen seien nicht als Einschränkung gedacht, sondern dienten dazu, die Sicherheit der „ausländischen“ Freunde zu gewährleisten.
Schon vor der Katastrope war der Zugang zu Aceh besonders für Ausländer schwierig, da die Regierung eine grosse Militäroffensive gegen die Mitglieder der acehnesischen Befreiungsewegung durchführte. Dies änderte sich, als Hilfe für die Opfer des Tsunami benötigt wurde. Ein Sprecher der renommierten Nichtregierungsorganisation „International Crisis Group“ (ICG) sagte, die angebliche Bedrohung durch die Rebellen sei vor allem ein Versuch des Militärs, seine Kontrolle über Aceh wiederzuerlangen. Was die Rebellen wollten, sei eine internationale Präsenz in Aceh, die für eine möglichst lange Zeit erhalten bleibe. Es würde den Rebellen nur selber schaden, Angriffe auf Ausländer zu starten.
Der Kommandeur der GAM bestätigte, dass die Guerillas die Sicherheit aller Ausländer in Aceh garantierten und ihnen freien Zugang zu allen Gegenden gewähren würden.
Der Koordinator für die Hilfsmassnahmen der Vereinten Nationen sagte, es gebe keine Bedrohnung für Hilfsorganisationen. Es sein normal, dass eine Regierung wissen wolle, wo sich Personen auf ihrem Staatsgebiet aufhielten. Die Einschränkungen würden jedoch mir Sicherheit noch mehr Verwirrung in den ohnehin schon chaotischen Hilfsversuchen stiften.
Doch dies ist nicht die einzige unverständliche Entscheidung des indonesischen Staatsapparates, die angesichts der Katastrope in Aceh und Nord-Sumatra getroffen wurde:
Dutzenden indonesischen Flüchtlingen wurde die Einreise nach Batam, einer indonesischen Insel östlich von Sumatra und unweit des Stadtstaates Singapur, verweigert, da sie die Bestimmungen, die in den Einreisevorschriften der Provinz bzw. der Stadt festgelegt sind, nicht erfüllten. Es klingt unfassbar, aber diese Menschen wurden in ihrem eigenen Land abgewiesen. Die Ablehnung gilt sogar für Flüchtlinge, die in Batam bei Verwandten unterkommen wollten. Die entsprechende kommunale Verordnung besagt, dass jeder Besucher über Ausweisdokumente verfügen und sowohl ein Ticket zur Ausreise aus Batam als auch einen bestimmten Geldbetrag vorweisen muss. 35 indonesische Flüchtlinge mussten daher vorübergehend in einer Transit-Halle in Batam untergebracht werden, bis sie am nächsten Morgen per Schiff dorthin zurückgebracht werden konnten, wo sie hergekommen waren. Der Bürgermeister von Batam sagte am gleichen Tag, er wisse von Flüchtlingen, die angeblich in Batam Verwandte suchen, jedoch wollte er an den Vorgaben festhalten. Ein Grund: Einreisende hätten mehrfach behauptet, Opfer des Tsunami zu sein, wobei sich jedoch später herausgestellt habe, dass sie nur nach Jobs suchten.
Während den Flüchtlingen die Einreise nach Batam schwer gemacht wird, hat die australische Regierung beschlossen, die Einreise für Flüchtlinge aus den Kriesengebieten erheblich zu erleichtern. Normalerweise nimmt Australien Flüchtlinge auf einer jährlich neu festgelegten Quoten-Basis auf; angesichts einer Katastrophe solchen Ausmasses soll die bisher festgelegte Zahl jedoch erheblich nach oben korrigiert werden.
Nachdem durch die Flutkatasptrohe in Aceh etliche Kinder zu Waisen geworden sind, stehen viele wohlmeinende Familien aus aller Welt Schlange, um ein acehnesisches Kind zu adoptieren. Kritiker warnen jedoch, dass diese Familien es sich sehr gut überlegen sollten, ob es sinnvoll ist, ein traumatisiertes Kind, das seine Familie, seine Freunde und sein Zuhause verloren hat, auch noch aus der gewohnten Umgebung und seiner Kultur herauszureissen.
Abgesehen davon, dass sich nach Presseberichten schon viel mehr Familien um die Adoption eines Kindes beworben haben, als es nach derzeitigem Kenntnisstand überhaupt Waisen in Aceh gibt, wird dies nicht ohne weiteres möglich sein, da laut Warnungen internationaler und indonesischer KInderschutzorganisationen die Gefahr besteht, dass die Kinder in die Hände von Kinderhändlern fallen. Um solche Gefahren kurzfristig zu unterbinden, ist es im Moment niemandem erlaubt, Kinder aus der Provinz Aceh heraus zu bringen. Langfristig können solche Delikte nur durch das akkurate Sammeln der vollständigen Daten der Kinder verhindert werden.
Ausserdem wollen islamische Parteien und Organisationen verhindern, dass Kinder aus Aceh von Ausländern adoptiert werden, da diese den Kindern den christlichen Glauben näherbringen würden. Es gab sogar Berichte, wonach christliche Missionare in die Gegend gekommen seien, nur um acehnesische Kinder mitzunehmen, was jedoch von Nathan Setiabudi, dem Vorsitzenden der indonesischen Gemeinschaft der Kirchen (PGI), entschieden abgestritten wurde. Es sagte, falls irgendwelche christlichen Gruppen, ob innerhalb oder ausserhalb der PGI, solchen Aktivitäten nachgingen, solle dies sofort gemeldet werden.
Die meisten Kinder hoffen jedoch immer noch, Familienmitglieder wieder zu finden. Der nächste Schritt ist nun zu versuchen, diese Kinder und ihre Familien wieder zu vereinigen. Die UNICEF schätzt die Anzahl der Waisenkinder auf 35.000, während die Nationale Kommission für den Schutz von Kindern davon ausgeht, dass es sich um 100.000 Kinder handelt. Die meisten der vaterlosen, mutterlosen und verwaisten Kinder leben im Moment in improvisierten, vorläufigen Unterkünften. Einige von ihnen wohnen auch bei Leuten, die sie auf der Strasse gefunden haben. Freiwillige fangen nun an, die Daten aller Kinder in den Flüchtlingslagern zu erfassen. Eltern, die ihre Kinder vermissen, können
dann an bestimmten Stellen nachfragen, ob ihr Kind gefunden wurde.
Die Ehefrau von Präsident Susilo Bambang Yudhoyono, Kristiani, hatte ebenfalls vor, ein Kind zu adoptieren, den 13-jährigen Muhammad Dede. Diese scheinbar noble Tat wirkte auf den zweiten Blick eher als eine PR-Massnahme, die angesichts der sinkenden Popularität Yudhoyonos getroffen wurde. Nachdem bekannt wurde dass Mitglieder der Familie des Jungen in Aceh noch leben, wurde Muhammad nach Hause zurückgebracht, und die Regierung hofft nun, dass möglichst viele, die trotz allem schon ein acehnesisches Kind mitgenommen haben, diesem Beispiel folgen werden.
Ein Sprecher der Nahdatul Ulama, der grössten muslimischen Organisation des Landes, sagte, man habe schon mindestens 40 islamische Internate vorbereitet, die an die 1000 Waisen aufnehmen könnten, während andere Organisationen Waisenhäuser für mindestens 2000 Kinder aufgebaut hätten. Für die langfristige Lösung der Probleme plant das Sozialministerium ein Pflegeeltern-Programm, so dass die Kinder nicht entwurzelt werden, sondern möglichst bei Verwandten in Aceh aufwachsen können.
Schon wenige Tage nach der Tsunamikatastrophe sind auch, wie nach jedem tragischen Ereignis und wie z.B. auch nach den Terroranschlägen vom 11.September 2001 die professionellen internationalen und indonesischen Verschwörungstheoretiker wieder da. Sie werfen Regierungen Verschleierung und Vertuschung vor und verdächtigen u.a. Außerirdische, den Versuch unternommen zu haben, die Erdrotation zu korrigieren. Sowohl in Bars als auch in Chatrooms im Internet fragt man sich, wer oder was das Seebeben verursacht hat und warum die Regierungen in den Stunden vor dem Eintreffen der Flutwelle nicht schneller reagiert haben. Es werden viele Fragen aufgeworfen, wieso ausgerechnet die USA ein Kriegsschiff zur Katastrophenhilfe nach Aceh entsenden und warum ein Kommandeur geschickt wird, der schon im Irak-Krieg im Einsatz war. Auch ist den Verschwörungstheoretikern nicht entgangen, dass das Seebeben im Indischen Ozean genau ein Jahr nach dem schweren Erdbeben in Bam im Iran stattfand. Kann das alles Zufall sein? Zu den beliebtesten Theorien gehört auch die, dass Ökowaffen getestet wurden, die durch elektromagnetische Wellen Erdbeben und Vulkanausbrüche auslösen können. Ein Spezialist des philippinischen Instituts für Vulkanologie und Seismologie sagte, die Idee, Öko-Waffen zu benutzen, um ein Erdbeben oder Tsunamis auszulösen, sei absurd: Es sei zwar möglich, mit einer riesigen Explosion Wellen zu erzeugen, jedoch könnten diese niemals das Ausmass der Tsunami-Wellen erreichen, die sich mit enormer Geschwindigkeit Tausende von Kilometern weit bewegt haben.
Da Aceh nur mit 2.1 % an Indonesiens Bruttoinlandsprodukt beteiligt ist, wird Indonesiens Gesamtwirtschaft wahrscheinlich nicht substanziell unter den Katastrophenfolgen leiden. Darüber hinaus sind Acehs gewinnbringende Industriezweige, die Förderung von Öl und Gas, nicht von dem Unglück betroffen. Auch die Verschiffung von flüssigem Erdgas ist nicht unterbrochen worden. Diese beiden Industriezweige, die gut die Hälfte von Acehs Wirtschaftskraft ausmachen, werden nicht beeinträchtigt. Auch das Wissen, dass Häfen und Flughäfen nicht betroffen sind, stärkt den Optimismus und die Hoffnung, dass der Einfluss des Tsunami auf die Wirtschaft nicht von langer Dauer sein wird. Verschiedene Studien geben sogar Grund zu der Annahme, dass sich nach einer Naturkatastrophe das Wirtschaftswachstum sowohl in den betroffenen Gegenden als auch auf nationaler Ebene erhöht. Trotz der kurzzeitigen negativen Auswirkungen sollte mittelfristig das Wachstum durch den Wiederaufbau von Infrastruktur und Gebäuden wieder angeregt werden. Hiervon werden Bau- und Transportunternehmen sowie die Stahl- und Zementindustrie in wesentlichem Masse profitieren.
Die Auswirkungen für die indonesischen Versicherungsunternehmen sind ebenfalls eher mässig, da die meisten betroffenen Betriebe und Einzelpersonen in Aceh nicht gegen Katastrophen dieser Art versichert sind. Auf dem Finanzmarkt gab es ebenfalls keine Panik: der Wert der Rupiah ist weitgehend gleich geblieben. Die Inflation, die im Dezember mit 6.4 % höher war als erwartet, ist auf den Plan der Regierung zurückzuführen, die Benzinpreise zu erhöhen und hat mit dem Tsunami nichts zu tun.
Der Pariser Club, die Versammlung der internationalen Gläubigerstaaten u.a. Indonesiens, hat beschlossen, den vom Tsunami betroffenen Staaten ein Schuldenmoratorium zu gewähren, wobei dies den indonesischen Haushalt nicht langfristig entlasten würde. Daher hofft die Regierung auf einen Schuldenerlass. Trotz allem wurde den Ländern, die sowohl Finanzhilfen als auch Zahlungsaufschub für Schulden oder Schuldenerlass angeboten bekommen, von unabhängigen Beobachtern nahegelegt, das Kleingedruckte in jeder Verinbarung gen au zu lesen. Ein Professor der Australian National University warnte die betroffenen Staaten: Menschen, die Geld geben, sind niemal völlig uninteressiert. So sei es beispielsweise üblich, dass in Verträgen über Wiederaufbauhilfe die Aufträge Firmen aus dem Geberland zugesprochen werden, so dass die Unternehmen der entsprechenden Branche in der betroffenen Nation meist leer ausgehen würden. Auch müsse man, realistisch gesehen, davon ausgehen, dass sich einige der grosszügigen internationalen Hilfsversprechen nicht mehr in Geld verwandelten, sobald der Bedarf an humanitärer Hilfe gedeckt sei.
Bei den Acehnesen als besonders strenggläubigen Moslems wird nun früher oder später die Frage aufkommen, warum Allah die Region auf diese Weise bestraft hat. Lag es am islamischen Fundamentalismus? Oder war ihr Handeln, ganz im Gegenteil, noch lange nicht fundamentalistisch genug? Beide Versionen sind bereits in der öffentlichen Diskussion Indonesiens, und es ist nicht ausgeschlossen, dass sich aufgrund der Erfahrung dieser Katastrophe religiöser Eifer in der Bevölkerung Acehs durchaus noch erhöhen wird.
Von der Beantwortung dieser Frage wird viel für den Rest des Landes und für den Islam in der Politik abhängen.
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