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Renaissance der Atomkraft?

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Führt der Russlandkrieg in der Ukraine und die Energiewende in Deutschland zu einer Renaissance der Atomkraft?

Zusammen mit Gästen aus der Wissenschaft haben wir uns der Energietransformation und der potentiellen Rolle der Atomkraft bei der deutschen und europäischen Energiewende gewidmet.

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Der Russlandkrieg in der Ukraine hat neben sicherheitspolitischen Fragen auch das Thema der deutschen und europäischen Energiepolitik wieder auf die Agenda gebracht. Die starke Abhängigkeit von russischem Gas und Öl soll drastisch reduziert werden, was nun die Frage nach sinnvollen und bezahlbaren Alternativen aufwirft. Dies gilt umso mehr, da das langfristige Ziel einer klimaverträglichen Energiepolitik weiterhin ein zentraler Aspekt der deutschen und europäischen Klimapolitik darstellt. Angesichts dieser Entwicklungen ist es wichtig, über die künftige Stromerzeugung sowie den damit verbundenen Energiemix zu sprechen. Hierzu haben wir uns mit Herrn Dr. Michael Pahle unterhalten, der die Arbeitsgruppe für Klima-und Energiepolitik am Potsdam-Institut für Klimafolgeforschung leitet. Weiterhin konnten wir Professor Joachim Weimann von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg begrüßen, der dort den Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre innehat und sich mit der Energiewende aus der Perspektive der Wirtschaftspolitik beschäftigt hat.

Weimann begann seinen Impulsvortrag mit einer Auflistung der Ziele der deutschen Energiepolitik. Hierzu zählen die Klimaneutralität, der Ausstieg aus Atomkraft und Kohleverstromung sowie die Abkehr von russischem Gas und Öl. Stattdessen sollen Mobilität, Heizung und Industrie auf elektrische Energie sowie Wasserstoff und erneuerbare Energien umgestellt werden. Angesichts des aktuellen Stands der Energiewende, ist eine solche Transformation sehr ambitioniert und kostenintensiv. So betrug der Anteil der Erneuerbaren 2018 lediglich 13,8% am Primärenergieverbrauch in Deutschland. Mineralöl hatte dagegen einen Anteil von 34%, Erdgas von 23,4%, Braun- und Steinkohle von 22,2% und Kernenergie noch einen Anteil von 6,3%. Da Deutschland nur 20% seines Endenergiebedarfs über elektrischen Strom deckt, beträgt der Anteil der Erneuerbaren Energien am Energieverbrauch bislang nur 8%.

In diesem Zusammenhang würde der Ausstieg aus der Atomkraft einen Wegfall von 69 TWh (Leistung von 2021) bedeuten und müsste ebenfalls durch andere Energieträger aufgefangen werden. Problematisch ist bei der Substituierung durch Erneuerbare Energien, der geringe Wirkungsgrad, der sich zwar nicht aus der Energieerzeugung selbst, aber aus der notwendig werdenden Speicherung der volatilen Einspeiser ergibt. Bei der Methode Power-to-Gas-to-Power gehen etwa 75% der Energie verloren. Dasselbe gilt für die Herstellung von Wasserstoff aus Erneuerbaren. Eine weitere Herausforderung ergibt sich durch die geringe Grundlastfähigkeit der Wind- und Solarenergie, die ohne Kohle- und Atomenergie nur über Gaskraftwerke aufgefangen werden kann. Für Gas besteht wiederum eine sehr starke Abhängigkeit, da Deutschland etwa 55% des eigenen Verbrauchs über Russland deckt.

Für einen kosteneffizienten Klimaschutz, sollte daher die nationale Perspektive zugunsten eines internationalen Ansatzes aufgegeben werden. Nur durch eine grenzübergreifende CO2-Vermeidung, können die Vermeidungskosten pro Tonne CO2 minimiert werden. Nach der Betrachtung der innerstaatlichen Ebene, lenkte Michael Pahle den Blick auf die europäische Ebene der Energiepolitik. In Hinsicht auf die Atomkraft, zeigt sich hier ein europäischer Trend zum Ausbau der Atomenergie, z. B. in Frankreich, Finnland und Polen. Der deutsche Atomausstieg ist hier eher die Ausnahme, was auch mit einer stärkeren öffentlichen Zustimmung zur Atomenergie in Frankreich liegen kann. Darüber hinaus hat auch die Europäische Union die Atomenergie in ihrer Taxonomie als nachhaltige Technologie eingeschätzt. Im Anschluss an diesen kurzen Exkurs analysierte Pahle die Entwicklung des europäischen Zertifikatehandels, der für den Ausstoß von CO2 einen Preis auferlegt und damit zu effizienten CO2-Einsparungen zu führen. So konnte beispielsweise über die Preisbildung ein Rückgang der Braunkohleverstromung erreicht werden, da diese zunehmend unprofitabel wurde. Mit diesem Instrument können die erheblichen Kosten der Energiewende begrenzt werden, indem die knappen Ressourcen dort eingesetzt werden, wo die stärksten Einsparpotentiale für Kohlenstoffdioxid vorhanden sind. Darüber hinaus können dadurch Diskussionen über einzelne Energieformen begrenzt werden, die sich häufig als verkappte Zieldebatte herausstellen. Stattdessen sollten die Instrumente der Energiewende aus den Zielen abgeleitet werden, zu denen grundlegend der Klimaschutz, die Energiesicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit zählen. Da die Kompetenzen für die Energiepolitik bei den EU-Staaten liegt und die Ziele innerhalb der EU-Mitglieder z. T. sehr unterschiedlich sind, ist die Steuerung auf europäischer Ebene sehr schwierig und sollte weiterhin durch den Europäischen Zertifikatehandel als effizientes und technologieneutrales Instrument gewährleistet werden. Ein solches Vorgehen ist auch deshalb wichtig, da bereits erhebliche Kosten durch die Energiewende in Deutschland entstanden sind, während die energiepolitischen Erfolge bislang recht begrenzt sind. Die Erreichung der gesteckten Ziele kann daher nur durch ein marktwirtschaftliches Instrument gewährleistet werden, das auch die Kosten der Energiewende im Blick behält.

 

 

 

 

 

 

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