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Rücksicht und Respekt - Wie gehen wir in Zukunft miteinander um?

Ein Abend mit Herbert Reul in Köln-Chorweiler

Dass im Alltag, im täglichen Umgang miteinander – vor allem bei Personen, die sich nicht kennen – in zunehmendem Maße Rücksicht und Respekt verloren gehen, ist eine gängige Klage. Die Konrad-Adenauer-Stiftung Bonn ist dem nachgegangen und hat zunächst ein Videoprojekt mit dem WDR-Journalisten Christian Hermanns gestartet. Hermanns hat aufschlussreiche Dokumente erstellt, in denen zu sehen ist, wie an „allen Ecken und Kanten“, im Supermarkt, beim Polizeieinsatz, beim kommunalpolitischen Alltag befremdliche und verstörende Situationen entstehen. Wie aber kommt es dazu? Was treibt Menschen dazu, selbst Feuerwehrleute und Sanitäter im Einsatz anzupöbeln und anzugreifen?

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In einem zweiten Schritt hat die KAS Bonn dazu eine Veranstaltungsreihe in Gang gesetzt, in der nach Ursachen und Lösungen gesucht wird. Den Auftakt dazu machte ein Abend in Köln-Chorweiler mit NRW-Innenminister Herbert Reul.
Chorweiler? Warum ausgerechnet dieser Stadtteil, der nicht gerade als Veranstaltungslocation bekannt ist? Die Antwort ist überraschend: Gerade dort macht es Sinn – nicht weil die Verhältnisse so schwierig wären (sie sind viel besser als ihr Ruf), sondern weil in einem Viertel wie Chorweiler, in dem Menschen aus über 100 Ländern miteinander leben, in dem soziale Klüfte zu überbrücken sind, schon lange zuvor Initiativen entstanden sind, die das Miteinander fördern und Spannungen abbauen.
Ein Gesicht dieser vielen Initiativen ist der russlanddeutsche Streetworker Roman Friedrich, der auf dem Podium mit Herbert Reul diskutierte und immer wieder Beispiele aus seinem Alltag anführte. Mit dabei auch die Pädagogin Nicola Küppers, Leiterin einer mehrfach für ihre kreativen Ideen prämierten Grundschule in Mühlheim an der Ruhr. Souverän moderiert wurde das ganze von Christian Hermanns.
Herbert Reul schilderte die Zustände, so wie er sie als Innenminister und als Person erlebt. Respektlosigkeit gegenüber der Polizei, beleidigende Post sind für ihn Alltag, aber er kann in mehr Polizei nicht die Lösung sehen. Der Ansatz muss tiefer gehen und früher ansetzen, in den Familien, in Kitas, in Schulen und in Vereinen und Initiativen. Das ist auch der Ansatz der Grundschulleiterin Küppers, die in ihrer Schule viele Ideen entwickelt hat, wie wertschätzendes Verhalten belohnt und respektloses Verhalten (wertschätzend) sanktioniert wird. Auf die Eltern könne man häufig nicht mehr zählen, die Schule müsse der „stärkende Resonanzrahmen“ sein, um Zuhören und guten Umgang zu trainieren. Schule braucht dementsprechend genügend Zeit am Tag, um das zu leisten. Der Trend zur Ganztagsschule hat eben auch mit dem pädagogischen Versagen von Eltern zu tun. Roman Friedrich versucht auch, die Jugendlichen, die „Stress“ machen, bei ihrer Ehre zu packen, ernst zu nehmen, nicht zu moralisieren, sondern an ihre eigenen Werte zu appellieren. 
Und dann wurden auch die Dauerbrenner Internet und Social Media besprochen. Auch hier geht es nicht nach übereinstimmender Meinung aller drei mit einseitigen Lösungen, sondern Gesetzgeber, Pädagogen und Eltern müssen zusammenwirken, um das Internet zu einem sicheren Raum zu machen. 
Auch in der Diskussion mit dem Publikum über wog dann so ein typisches Chorweiler-Gefühl von „Wir schaffen das!“. Der Stadtteil hat es sich angewöhnt, nicht zu warten, bis etwas „von oben“ geschieht, sondern Eigeninitiative zu zeigen. Dies ist bei so einem allgemeinen Problem auch dringend nötig. Die Reihe wird fortgesetzt.

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