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10 Jahre Politische Akademie Eichholz

arasında Hans Harnoß

Gründung und Entwicklung der Politischen Akademie Eichholz

Am 3. Dezember 1956 begann in der Politischen Akademie Eichholz das erste Seminar dieser Bildungsstätte, nachdem am Vorabend 47 junge an politischen Fragen interessierte Menschen angereist waren, die vornehmlich aus dem norddeutschen Raum kamen.

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Bei diesem Kurs handelte es sich um eine Informationstagung, auf der über „Die Sozialpolitik aus der Sicht des Arbeitnehmers" und „Die Situation im Ostblock und ihre Konsequenzen für die deutsche Frage" referiert wurde; ein Rundgespräch mit einem Offizier aus dem Bundesverteidigungsministerium diente der Beantwortung wehrpolitischer Fragen. Zu den Referenten des ersten Seminars gehörte der heutige Bundestagsabgeordnete Dr. Egon Klepsch, der der Akademie inzwischen seit mehreren Jahren auch als Mitglied des Beirates zum „Politischen Seminar" verbunden ist.

Wir feiern also in diesem Monat ein bescheidenes Jubiläum. Vor genau 10 Jahren begann unsere politische Bildungsarbeit.

Wie kam es dazu, daß in einem kleinen Schlößchen zwischen Köln und Bonn ein Zentrum geschaffen wurde, in dem politische Bildungsarbeit im Geiste christlich-demokratischer Ordnungsvorstellungen geleistet werden sollte? Welche Vorbereitungen waren nötig, bis ein Kreis von politisch aufgeschlossenen jungen Menschen sich hier zu der ersten Tagung zusammenfinden konnte? Es war ein sehr langes, mit manchen Schwierigkeiten verbundenes Bemühen, bis die ersten Teilnehmer in der neuen Bildungsstätte arbeiten konnten. Die ersten Überlegungen, staatsbürgerliche Bildungsarbeit im Geiste christlich-demokratischer Prinzipien zu beginnen, stammen u.a. von den leider allzu früh verstorbenen Hermann Ehlers und Robert Tillmanns. Erste konkrete Überlegungen und Gespräche über eine Bildungsstätte datieren aus dieser Zeit.

Im Jahre 1955 gewinnen sie Gestalt, als ein Kreis von Politikern, denen die staatsbürgerliche Bildungsarbeit sehr am Herzen lag, sich mit den Möglichkeiten einer Realisierung dieses Projekts beschäftigt. So trafen sich am 20. Dezember 1955 eine Reihe von führenden Politikern im Bundeshaus, um einen Trägerverein für die zu schaffende Bildungsstätte zu gründen. Gleichzeitig wurden ihre Aufgaben diskutiert. Die Versammlung gründete die „Gesellschaft für Christlich-demokratische Bildungsarbeit e. V.".

Besonders aktiv bei den Vorbereitungen waren Dr. Bruno Heck, der zum 1. Vorsitzenden der Gesellschaft gewählt wurde, und Dr. Franz Meyers.

Die Gründungsversammlung stellte der neuen Bildungsstätte die Aufgabe, sich um die staatsbürgerliche Erziehung auf christlicher Grundlage besonders zu bemühen und durch die Herausgabe von Publikationen zu unterstützen.

Die größten Schwierigkeiten ergaben sich bei dem Versuch, ein geeignetes Haus zu finden. Nachdem man einige Objekte in Remagen und Bad Godesberg besichtigt hatte, wurden mit dem Besitzer des Hauses Eichholz im Jahre 1955 erste Verhandlungen geführt. Der Landsitz "Schloß Eichholz" also schien den Initiatoren der "Gesellschaft für Christlich-demokratische Bildungsarbeit" für die geplante Bildungsstätte geeignet.

Schließlich wurde am 22. Dezember 1955 in Beuel bei Bonn der Kaufvertrag geschlossen. In dieser Urkunde heißt es u. a.:

Herr August Karl von Joest verkauft und überträgt zum Eigentum dem in Gründung begriffenen Verein "Gesellschaft für Christlich-demokratische Bildungsarbeit e.V." das in der Gemarkung Urfeld gelegene Schloß Eichholz, Post Wesseling, mit Garage Wasserturm und eine weitere anschließende Grundstücksfläche, so daß die gesamte verkaufte Grundstücksfläche 1,5 Hektar beträgt und entnommen aus den im Grundbuche von Urfeld Band 17 Blatt 671 eingetragenen Grundstücken Flur 20 Parzellen Nummern 7 und 6. Die Grenzen des verkauften Grundstücksteils sind im Monat Oktober 1955 von dem Verkäufer und Herrn Dr. Kraske abgeschritten worden, und erklären die Beteiligten, sich über den Umfang des verkauften Grundstücksteils einig.

Am 1. Januar 1956 gingen dann Grundstück und Gebäude in den Besitz der Gesellschaft über.

Sofort begannen erhebliche Umbauarbeiten, um den Landsitz als Lehrstätte herzurichten, d. h., es wurden Hörsaal, Klubraum und die notwendige Anzahl von Zimmern für die Hörer geschaffen. Insbesondere für die Installation einer Heizung, der Kläranlage und die Wasserversorgung entstanden erhebliche Kosten. In knapp einem Jahr aber war das Schloß Eichholz zur Aufnahme der ersten Kursteilnehmer gerüstet.

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Unter dieser Nummer wurde die "Gesellschaft für Christlich-demokratische Bildungsarbeit" am 27. Januar 1956 in das Vereinsregister beim Amtsgericht Bonn eingetragen. Danach waren alle Voraussetzungen für den Aufbau der Tagungstätigkeit gegeben. Die Geschäftsführung der Bildungsstätte übernahm am 1. März 1956 Dr. Fritz Leser, dem am 1. Oktober desselben Jahres Dr. Rüdiger Altmann zur Seite trat. Ab 1. Juni 1958 wurde Dr. Altmann alleiniger Geschäftsführer und Leiter des Hauses. Neben der eingangs erwähnten Informationstagung fanden im Eröffnungsmonat Dezember 1956 noch 5 weitere, meist kurzfristige Tagungen statt. Gleich zu Beginn des Jahres 1957 wurden in rascher Folge Konferenzen, Tagungen und andere Seminare anberaumt. Nachdem das junge Institut bereits über ein Vierteljahr gearbeitet hatte, wurde die feierliche Eröffnung der "Politischen Akademie Eichholz" am 12. April 1957 vorgenommen. Hierzu wurden neben einer Vielzahl von Vertretern des öffentlichen Lebens rund 90 in- und ausländische Journalisten von Rundfunk, Presse und Agenturen eingeladen. Nach einer Begrüßung durch Staatsminister a. D. Dr. Franz Meyers hielt Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer die Eröffnungsansprache. In dem darauf folgenden Festvortrag führte Ministerpräsident Kai Uwe von Hassel u. a. aus: "Geistige Gemeinschaft, Zusammengehen, Brüderlichkeit verlangen Gerechtigkeit in unserer modernen Gesellschaft. Um es an einem Beispiel klarzumachen: Die Verteilung des Sozialproduktes darf weder ausschließlich nach sozialen, noch nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden, sie muß vielmehr die Lösung eines ethischen Problems sein. Dieses Problem wird aber nicht durch Kompromisse und Kämpfe der Interessenten, sondern nur durch die Autorität von Gesetzen, die den sittlichen Normen zugrundeliegen, gelöst werden können. Von dem Standpunkt christlicher Ethik aus wollen auch die Probleme staatlicher Autorität, der Gesetzgebung für Ehe und Familie, für das Privateigentum und seiner sozialen Funktion, der sozialen Partnerschaft und des sozialen Klimas in unserer Wirtschaft angesprochen werden. In dem Zusammenschluss katholischer und evangelischer Christen, die lange genug in der deutschen Geschichte gegeneinander gestanden haben, und die erst in der gemeinsamen Not der Unterdrückung zusammenfanden, hat sich gezeigt, welche gemeinschaftsbildende Kraft der Verwurzelung in der christlichen Ethik auf dem Wege zu einer neuen politischen und sozialen Ordnung innewohnt."

Es ist gleichsam eine geistige Leitlinie für die bildungspolitische Aufgabe der Akademie geworden, was Ministerpräsident von Hassel bei der Eröffnung postulierte: "Wir dürfen nicht müde werden, an der aufbauenden Synthese von Rechten und Pflichten des Staatsbürgers mitzuwirken, wobei wir durch unser Bekenntnis zur staatsfreien Sphäre, wie sie durch die verfassungsrechtlich geschützten Grundrechte gewährleistet ist, davor bewahrt sind, jemals die Grenzen zum totalen Staat zu überschreiten. Diese tiefgegründete und politisch wirksam gewordene Konzeption vom sozialen und demokratischen Rechtsstaat macht die eigentliche sammelnde Kraft der christlichen Demokratie aus."

Weiterentwicklung der Aufbauphase

In der Anfangszeit standen fast alle Kurse unter derselben Thematik. Dabei wurden regelmäßig folgende Themen behandelt: Die Entwicklung Deutschlands seit 1945 und das Problem seiner Wiedervereinigung; die Entwicklung des deutschen Parteiwesens; Bedeutung und Struktur der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Bewegung; die Sozialdemokratische Bewegung; Grundfragen moderner Organisation; die deutsche Außenpolitik und die internationalen Beziehungen der Gegenwart; Wirtschafts- und Sozialgeschichte; Wirtschafts- und Sozialpolitik. Von dieser Themenstellung ausgehend, ergab seh auch das Ziel der Bildungsarbeit: ein fundierter Überblick über die Situation Deutschlands und seine geschichtliche Entwicklung, eine intensive Beschäftigung mit den geistigen Grundlagen der christlichen Demokratie, die Fähigkeit zur kritischen Analyse und die Kenntnis der Möglichkeiten politischen Handelns. Bereits damals wurde von der Akademieleitung Wert darauf gelegt, daß die entsprechenden Themen nur von Fachleuten, die eine methodische Ausbildung nachweisen können, behandelt werden; dadurch sollte möglichst die Objektivität der Darstellung gesichert werden.

Diese Tätigkeit fand auch erste Anerkennung in der Öffentlichkeit; die staatliche Anerkennung gab der Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen am 31. März 1958 mit dem Bescheid, daß die Politische Akademie Eichholz gemäß Paragraph 7 des Gesetzes über die Zuschussgewährung an Volkshochschulen und entsprechende Volksbildungseinrichtungen vom 10. März 1953 (GV. NW. S. 219) und der §§ 1 bis 3 der 1. Verordnung zur Ausführung dieses Gesetzes vom 16. Juni 1954 (GV. NW. S 267) als Heimvolkshochschule anerkannt wird. Damit hatte die Politische Akademie Eichholz also einen für die organisatorischen Voraussetzungen ihrer Bildungsarbeit wesentlichen Status erreicht. Auf der Mitgliederversammlung vom 26. April 1958 wählte die "Gesellschaft" zum neuen ersten Vorsitzenden den Freiburger Ordinarius für Wissenschaftliche Politik, Professor Dr. Arnold Bergstraesser, sein Stellvertreter wurde Dr. Konrad Kraske. Gleichzeitig gab die Mitgliederversammlung, um Verwechslungen zu vermeiden, dem Verein einen neuen Namen, der der Bildungsstätte angeglichen wurde: "Politische Akademie Eichholz e.V."! Die erstmalige Anerkennung der Gemeinnützigkeit erfolgte dann anschließend durch das Finanzamt Bonn-Stadt im Juli 1958.

Inzwischen amtierte seit 1. April dieses Jahres (1960) als neuer Leiter Dr. Peter Molt, und wenig später trat Dr. Bernhard Gebauer den Dienst als Studienleiter in der Akademie an. Spezielle Probleme der Politik sollten nunmehr in verschiedenen Seminaren und Lehrgängen vorrangig behandelt werden. Die ersten Tagungen dieser Art fanden noch 1960 statt. Hinzu kam 1961 das erste Grundseminar, die erste Stufe des "Politischen Seminars", das ein kontinuierliches Bildungsprogramm für junge an politischen Fragen Interessierte enthält und in vier Stufen zu insgesamt 7 Wochen durchgeführt wird. Ferner werden seit dieser Zeit umfangreiche Studien- und Fachtagungen durchgeführt.

Es dauerte nicht lange, bis man Überlegungen anstellen mußte, ob die räumliche Kapazität des Schlosses für das geplante Bildungsprogramm noch ausreiche. Nachdem verschiedene Lösungen erörtert worden waren, wurde ein Erweiterungsbau beschlossen. Dieser Erweiterungsbau wurde zu Beginn des Jahres 1962 begonnen.

Im Februar des Jahres 1962 wurde in Bonn das Institut für Internationale Solidarität errichtet, da die Bildungshilfe in den Entwicklungsländern einen stetig wachsenden Bereich ausfüllte und auch eine institutionelle Koordinierung notwendig wurde.

Das Jahr 1963 ist insofern ein wichtiger Einschnitt in der Entwicklung der Politischen Akademie Eichholz, als im März der neue Erweiterungsbau seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Der Akademie standen damit zwei modern eingerichtete Hörsäle und ein zweistöckiges Bettenhaus zur Verfügung. Es wurde bald zur Regel, daß ständig zwei Kurse parallel in der Bildungsstätte durchgeführt wurden. Die Herausgabe von Publikationen, die mitunter auch durch das laufende Lehrprogramm entwickelt wurden, war bereits von Anfang an ein wesentlicher Teil der bildungspolitischen Aufgabe. Um diese Aufgabe sachgerechter als bis dahin bewältigen zu können, entschloß man sich zur Gründung des Eichholz-Verlages. Der Gesellschaftsvertrag wurde am 17. Mai 1963 geschlossen.

Konrad-Adenauer-Stiftung

Aufgrund der vielfältigen Arbeitsgebiete und der zahlreichen, noch einer Lösung harrenden Aufgaben wurde eine Erweiterung des Tätigkeitsbereiches des Träger¬vereins in Angriff genommen. In der Konsequenz dieser Erweiterung kommt der Mitgliederversammlung vom 13. Oktober 1964 eine besondere Bedeutung zu; die Staatssekretäre a. D. Professor Dr. Alfred Müller-Armack und Franz Thedieck wurden neu in den Verein aufgenommen, ferner Dr. Klaus Scheuffelen und Alphons Horten. Der Name des Trägervereins wurde in "Konrad-Adenauer-Stiftung für politische Bildung und Studienförderung e. V." geändert. Ferner wurde ein neuer Vorstand gewählt - mit der Besonderheit, daß an seiner Spitze zwei gleichberechtigte Vorsitzende stehen. Durch den Tod des bisherigen 1. Vorsitzenden, Professor Dr. Arnold Bergstraesser, war eine Vorstandsneuwahl notwendig geworden. Zu Vorsitzenden wurden gewählt die Staatssekretäre a. D. Prof. Dr. Alfred Müller-Armack und Franz Thedieck; Schatzmeister wurde Alphons Horten, geschäftsführendes Vorstandsmitglied Dr. Konrad Kraske.

Der neue Vorstand hatte sich zunächst mit vielen Problemen, hauptsächlich organisatorischer Art, zu beschäftigen. Wichtig war, daß zwei weitere Bereiche im Rahmen der Stiftung ihre Tätigkeit aufnehmen sollten. So begann die Studienförderung, ein Institut zur materiellen und ideellen Förderung hochbegabter Studenten, ihre Tätigkeit zum 15. Januar 1965. Im selben Jahr wurde auch die Grundlegung für die Arbeit des Studienzentrums gelegt.

Zu Beginn dieses Jahres hat sich in der Politischen Akademie Eichholz ein Wechsel in der Leitung vollzogen. Seit 1. Februar 1966 leitet der ehemalige Studienleiter und stellvertretende Akademieleiter, Dr. Bernhard Gebauer, die Akademie. Ihre Teilnehmerstatistik wies zum 15. November dieses Jahres etwas über 23 000 Teilnehmer aus, zu denen noch 4 000 Hörer bei Außentagungen kommen.

In: Beiträge zur politischen Bildung - Eichholz-Brief 4/66, S. 16 ff.

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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

erscheinungsort

Wesseling/Eichholz Deutschland