Okuma
Detaylar
Die Vertreibungen im Sudetenland und das Berlin des Jahres 2002: Mit dem Blick des heute Lebenden verbindet Reinhard Jirgl eine unheimliche Vergangenheit mit der Gegenwart eines Landes, das nicht vergessen kann.
Spätsommer 1945 im Sudetenland: Es beginnen die so genannten wilden Vertreibungen, die von den tschechischen Behörden initiiert wurden und die am Ende zur Flucht der ganzen deutschen Bevölkerung führten - unter dem Vorwand, alle Sudetendeutschen seien Nazis gewesen. Reinhard Jirgl, der große Chronist deutscher Vergangenheit und Gegenwart, erzählt in seinem neuen Roman die Geschichte von vier Frauen aus der Kleinstadt Komotau, den letzten Mitgliedern einer Familie, die nach dem Zweiten Weltkrieg übrig geblieben sind: die siebzigjährige Johanna, deren Töchter Hanna und Maria und die siebzehnjährige Enkelin Anna. Der Roman spannt einen weiten Bogen von dem Treck, der die Flüchtlinge aus dem Sudetenland nach Deutschland führt, bis in die Gegenwart des Jahres 2002 in Berlin: eine Familiensaga von Heimatlosen, die der Verlust bis heute umtreibt. Mit den Unvollendeten betritt Reinhard Jirgl ein neues Terrain, historisch und literarisch. Gedrängter und konzentrierter als seine gefeierten Vorgänger, nähert sich der Roman einem heiklen Kapitel der deutschen Geschichte, das aber fortgewirkt hat in allen Jahrzehnten danach.
Reinhard Jirgl, geboren 1953 in Berlin, lebt dort als freier Schriftsteller. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Alfred-Döblin-Preis, den Marburger Literaturpreis, den Joseph-Breitbach-Preis und zuletzt den Stadtschreiber-Preis von Bergen-Enkheim. Bei Hanser erschienen zuletzt Die Unvollendeten (Roman, 2003), Abtrünnig. Roman aus der nervösen Zeit (2006), Land und Beute (Aufsätze, 2008) und Die Stille (Roman, 2009).