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Lobrede auf die Freiheit

Ausstellungseröffnung „Über die Ostsee in die Freiheit“

„Die größte Gefahr für die Demokratie in Deutschland geht nicht von den Extremisten aus, sondern von großen Teilen der Gesellschaft, die sich nur noch als Konsumenten betrachten, nicht mehr zur Wahl gehen und sich nicht für das Gemeinwohl engagieren“, so Dr. Joachim Gauck bei der Eröffnung der Ausstellung „Über die Ostsee in die Freiheit“ in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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Die Ausstellung des Vereins “Über die Ostsee in die Freiheit“, der durch das Vorstandmitglied Dr. Michael Bednorz vertreten war, dokumentiert die Geschichte des DDR-Grenzregimes an der Ostseeküste. Sie geht auf die Fluchten und Fluchtversuche zahlreicher Menschen ein und stellt einige anhand von Einzelschicksalen vor. Überdies zeigt sie eine große Anzahl von maritimen Fluchtfahrzeugen.

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Der erste Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, der seinen Vortrag unter die Überschrift „Die Fluchten der Insassen – Freiheit als Risiko“ gestellt hatte, wählte einen ungewöhnlichen Einstieg. Er zeigte ein Foto, auf dem mehrere Menschen auf einem Steg stehend, sehnsüchtig über das Meer in Richtung Freiheit blicken. Gauck führte aus, dass das Bild den Blick aus einem geschlossenen Raum in die Weite zeige, die den Personen unerreichbar erschien. „Dennoch“, so der Referent, „gingen zahlreiche Menschen das Risiko der Flucht ein, um sich ihren Wunsch nach Freiheit zu erfüllen. Kein System der Welt ist stark genug, um die Sehnsucht nach Freiheit völlig zu besiegen“. Die Menschen in der DDR bezeichnete er bewusst nicht als Bürger oder Bewohner, sondern als Insassen, da sie über keine Rechte verfügten. Die ca. 200 Personen, denen die Flucht über die Ostsee gelungen ist, waren für ihn tollkühn.

Gauck verschwieg nicht, dass er ihnen aufgrund des hohen Risikos von der Flucht abgeraten hätte. Im gleichen Atemzug erwähnte er aber auch, dass eine Gesellschaft arm dran ist, wenn sie keine freiheitsliebenden Menschen besitzt. Die Ausstellung des Vereins „Über die Ostsee in die Freiheit“ bezeichnete er als wichtig, da sie deutlich mache, dass nur in einer freiheitlichen Gesellschaft die Würde des Menschen garantiert werden könne.

Gauck bemängelte, dass in unserer heutigen Gesellschaft bei vielen Menschen das Sicherheitsstreben leider stärker ausgeprägt sei als die Freiheitsliebe. In der Existenz der Fluchtgeschichten, die in der Ausstellung gezeigt werden, sieht er „ein Monument von Freiheitsliebe“. Gauck hielt ein Plädoyer für mehr Verständnis für Freiheitsliebende. „Die Freiheit zu wollen heißt nicht sich auf paradiesische Verhältnisse einzustellen. Freiheit ohne Verantwortung gibt es nicht. Die Demokratie ist auf engagierte Bürger angewiesen.“

Die Ausstellung ist noch bis Mittwoch, 15. April 2009, jeweils von Montag bis Freitag in der Zeit von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist kostenlos. Eine Anfahrtsbeschreibung finden Sie hier.

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