Der große Saal des Fußballmuseums war bis in die aufsteigenden Sitze gefüllt, von Schüler:innen mit ihren Lehrer:innen, aus der Sozialarbeit, aus Schulbehörden, aus der Kommunalverwaltung, um zunächst der NRW-Schulministerin Dorothee Feller zuzuhören. Sie weiß, was an den Schulen los ist, sie weiß aber auch, dass einerseits sehr viele Initiativen gibt, z.B. Schulpsychologische Beratungsstellen, die sich der Problematik annehmen, dass aber andererseits Schüler:innen immer in einem gesellschaftlichen Umfeld stehen: Man darf sich nicht wundern, dass der Ton rauer wird, wenn gleichzeitig die Eltern sich anders verhalten als früher – fordernder, teilweise zudringlicher und uneinsichtiger – und in den sozialen Medien, in der angesagten Musik, in gestreamten Serien häufig nicht das Miteinander, sondern die Aggression verherrlicht werden. In der Schule entscheidet sich, was aus einer Gesellschaft wird, und Dorothee Feller setzt alles dafür ein, dass hier gesellschaftliches Miteinander eingeübt werden kann.
Darum sorgt sich auch die Jugendarbeit in Vereinen. Wie sollte in Dortmund da jemand anderes eingeladen werden als jemand, der für den BVB arbeitet? Matthias Röben, Pädagogischer Leiter im Nachwuchsleistungszentrum des Vereins, ist längt mehr als jemand, der jungen Menschen Sport beibringt. Er sagt unumwunden, dass er „Elternarbeit“ mache, dass viele Jugendliche mit viel Elan und sportlichem Ehrgeiz, aber ohne das, was man in einer längst vergangenen Zeit „Kinderstube“ nannte. Er muss häufig mit den Eltern in Kontakt treten, um pädagogisch ganzheitlich einwirken zu können. Oftmals beschleicht ihn das Gefühl, dass diese Eltern mal besser in der Vergangenheit zu ihm in die Nachwuchsförderung gekommen wären.
Als krasses Beispiel für den beklagten Verlust von Respekt kann das Schicksal von Andreas Hollstein dienen. Er ist jetzt Geschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen, und es ist zu hoffen, dass er dort nicht das erleben muss, was ihm als Bürgermeister von Altena widerfuhr: Bekannt für seine integrationsfreundliche Haltung griff ihn 2017 ein alkoholisierter Pöbler mit einem Messer an und verletzte ihn am Hals. Immer wieder wurde er „im Netz“ mit dem Tode bedroht, seine Familie gemobbt und beschimpft. Er blieb seiner Haltung treu und sieht das heute als die einzige Möglichkeit, das Abgleiten in ein aggressives Miteinander zu verhindern: „Keep calm and carry on“, nennt das ein britischer Spruch – Kurs halten, Dagegenhalten und nicht allzu viel Aufhebens davon machen. Aber es bleibt die Sorge, dass sich in einem so aggressiven Meinungsklima immer weniger Menschen um kommunalpolitische Mandate und Aufgaben bewerben.
In der anschließenden, insgesamt von Christian Beisenherz (WDR Dortmund) empathisch moderierten Diskussion wurden viele Bereiche gestreift, die das Bild komplettieren, vor allem die ungünstige Einwirkung der Corona-Pandemie, die vorhandene problematische Muster verstärkt hat. Sie hat Ressentimentgeladene aggressiv und Einsame depressiv gemacht, die Vulnerablen wurden verletzlicher. Die Diskussion mit dem Publikum zeigte, wie sehr sich doch viele um unser gesellschaftliches Miteinander kümmern wollen, solche Abende geben Hoffnung und Anregungen.
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