Die Diskussionsrunde bot Einblicke von renommierten Rednern, die sowohl die thailändische als auch die deutsche Perspektive vertraten. Zu den Diskussionsteilnehmern gehörten die Bundestagsabgeordneten Dr. Stefan Heck und Johannes Steiniger, Dr. Juthathip Jongwanich, Associate Professor an der Wirtschaftsfakultät der Thammasat-Universität, und Nopparat Lalitkomon, Rechtsexperte für Datenschutz und Technologie bei der Anwaltskanzlei Tilleke & Gibbins. Das Publikum bestand aus Vertretern verschiedener Bereiche, einschließlich internationaler Organisationen, der Zivilgesellschaft, von Regierungsbehörden, der Wissenschaft und vor allem der Wirtschaft. Das diverse Publikum verdeutlich die Anziehungskraft und Relevanz dieses Themas.
Henning Glaser, Direktor des German-Southeast Asian Center of Excellence for Public Policy and Good Governance (CPG) und Moderator der Veranstaltung, eröffnete die Diskussion mit einer Reihe von Fragen, die als Leitfaden dienten. Dr. Juthathip Jongwanich wies zunächst auf das Wachstum der thailändischen Digitalindustrie hin, das in den letzten Jahren deutlich über der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung des Landes lag. Die Prognosen deuten auf eine weitere Expansion hin. Sie führte dieses Wachstum in erster Linie auf Investitionen zurück und betonte deren zentrale Rolle als treibende Kraft hinter Thailands digitaler Transformation. Darüber hinaus unterstrich Dr. Juthathip die bemerkenswerten Verbesserungen der digitalen Infrastruktur und Zugänglichkeit in Thailand in den letzten zehn Jahren. Mit einem nahezu flächendeckenden Internetzugang und einer weit verbreiteten 4G-Verfügbarkeit hat das Land liche Fortschritte bei der Verbesserung der allgemeinen Zugänglichkeit gemacht. Damit habe Thailand eine solide Grundlage für digitale Innovation und Wirtschaftswachstum geschaffen. Darüber hinaus hob sie die Unterstützung der thailändischen Regierung für die digitale Wirtschaft hervor, insbesondere durch Initiativen wie „Thailand 4.0“ und die Einrichtung von Digitalparks zur Förderung von Start-ups. Dr. Juthathip erläuterte auch die Änderungen in der Investitionspolitik. Diese zielten darauf ab, mehr Investoren anzuziehen, sowie die finanzielle Unterstützung der Regierung für die Tech-Industrie, einschließlich Bestimmungen für Start-ups, die direkt an der Börse Geld aufnehmen können. Sie wies jedoch auch auf die Herausforderungen hin, mit denen Thailands Digitalisierungsbemühungen konfrontiert sind, z. B. regulatorische Rahmenbedingungen wie das Cybersicherheitsgesetz und restriktive Unternehmensrichtlinien sowie Hürden im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel im Deep-Tech-Sektor und entsprechenden Schwierigkeiten, ausreichende Investitionen in diesem Bereich anzuziehen.
Anschließend ging Nopparat Lalitkomon auf die komplexe Gesetzeslandschaft ein, die den digitalen Betrieb in Thailand regelt. Dabei betonte er insbesondere deren Auswirkungen auf Unternehmen. Er wies auf die strengen Gesetze und Vorschriften hin, mit denen sich ausländische Unternehmen in Thailand auseinandersetzen müssen, beispielsweise das Gesetz über Computerkriminalität. Darüber hinaus äußerte Herr Lalitkomon seine Besorgnis über Verstöße gegen die Cybersicherheit in Thailand und betonte, wie wichtig es sei, die vom thailändischen Telekommunikationssektor (TTC) erlassenen Vorschriften einzuhalten, um solche Verstöße wirksam zu bekämpfen. Er betonte die Notwendigkeit proaktiver Maßnahmen und einer strikten Durchsetzung der bestehenden Vorschriften, um Cybersicherheitsrisiken zu mindern. Darüber hinaus betonte Herr Lalitkomon, wie entscheidend es sei, Sicherheitsmaßnahmen effektiv umzusetzen. Er wies darauf hin, dass Cybersicherheit oft durch mangelnde Compliance auf individueller Ebene erschwert werde. Unternehmen und ihre Mitarbeiter müssten Sicherheitsprotokolle und bestimmte Mindeststandards besser einhalten.
Dr. Stefan Heck, der das Thema aus deutscher Sicht betrachtete, hob die Bedeutung der Cybersicherheit im digitalen Zeitalter hervor. Dabei schöpfte er aus seinen Erfahrungen im Ausschuss für Innere Angelegenheiten und Innere Sicherheit des Deutschen Bundestages. Er betonte die Notwendigkeit eines umfassenden Ansatzes zur Bewältigung von Sicherheitsbedenken, insbesondere vor dem Hintergrund höchst kontroverser und drängender Fragen wie der Beteiligung von Huawei an der Entwicklung von 5G-Netzen und digitaler Infrastruktur in Deutschland und Europa. In diesem Zusammenhang wies er auch auf die Bedeutung unabhängiger staatlicher Netzbetreiber hin, um u.a. eine zuverlässige, schnelle und effektive Kommunikation in Bezug auf Katastrophenmanagement und Notfallmaßnahmen sicherzustellen. Darüber hinaus erörterte Dr. Heck die Komplexität der fragmentierten deutschen Datenschutzregelungen und -bestimmungen. Im Zuge dessen sprach er sich für eine Optimierung des Systems aus, um die Bundes- und Landesbehörden zu einer übergreifenden nationalen Behörde zusammenzuschließen. Abschließend ging Dr. Heck auf die Herausforderungen im Bereich der digitalen Verwaltung ein, bei denen Deutschland noch Verbesserungsbedarf habe.
Daran anknüpfend betonte Johannes Steiniger die wachsende Bedeutung der Digitalisierung im globalen Geschehen und hob ihre transformativen Auswirkungen auf nahezu alle Lebensbereiche hervor. Er unterstrich die Notwendigkeit einer sicheren und robusten digitalen Infrastruktur, umfassender Bildung und flexibler rechtlicher Rahmenbedingungen zur Anpassung an die laufende digitale Revolution. Dank seiner Position im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages gab Herr Steiniger außerdem Einblicke in deutsche politische Initiativen, die darauf abzielen, die Digitalisierung voranzutreiben. Darunter Bemühungen, Blockchain-Technologie in Finanz- und Zahlungsprozessen zu implementieren und Cybersicherheitsvorschriften zu verbessern. Er sprach auch die Herausforderungen an, die die Digitalisierung für die Demokratie mit sich bringen kann, insbesondere im Zusammenhang mit sozialen Medien und dem Einfluss von KI auf die öffentliche Meinungsbildung. Darüber hinaus betonte Herr Steiniger die Bedeutung von Bildung, um Desinformation zu bekämpfen und eine informierte Entscheidungsfindung zu gewährleisten, insbesondere bei älteren Bevölkerungsgruppen. Er betonte wiederholt die Notwendigkeit einer ausgewogenen Politik, die Innovationen fördert und gleichzeitig regulatorische Bedenken berücksichtigt, insbesondere im Bereich der KI-Regulierung sowohl in Deutschland als auch auf EU-Ebene.
Weitere Erkenntnisse und Fragen aus dem Publikum
Dr. Juthathip unterstrich die Rolle der Pandemie als Katalysator für die Beschleunigung der Digitalisierung und der digitalen Wirtschaft in Thailand. Sie wies erneut auf die zunehmende Bedeutung qualifizierter Fachkräfte hin, um weitere technologische Fortschritte voranzutreiben und aus den Entwicklungen in dem Sektor Kapital zu schlagen. Fachkräfte im Deep Tech Bereich würden dringend benötigt werden, beispielsweise im Hinblick auf das Potenzial, Thailand als neues Zentrum für die Herstellung von Halbleiterchips zu etablieren. Als Antwort auf Fragen aus dem Publikum betonten die Podiumsteilnehmer erneut, wie wichtig es sei, die digitale Kompetenz in allen Teilen der Gesellschaft, einschließlich der von Regierungsbeamten, zu verbessern, um sich in der digitalen Landschaft zurechtzufinden. Die Diskussion drehte sich auch um Strategien zur Ausweitung der digitalen Wirtschaft und Dienstleistungen auf ländliche Gebiete. Sowohl Dr. Heck als auch Herr Steiniger betonten die Bedeutung des Ausbaus der digitalen Infrastruktur und des Internetzugangs sowie die Bedeutung der Schaffung von rechtlichen Rahmenbedingungen, die die Digitalisierung in ländlichen Gebieten fördern. Darüber hinaus betonten die Podiumsteilnehmer einstimmig die Rolle innovativer Technologien wie dem Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) sowie die Notwendigkeit, den breiten Zugang zu als auch die Nutzung von Smartphones und ähnlichen Geräten zu ermöglichen. In Bezug auf die Bekämpfung von Online-Betrug erläuterte Herr Lalitkomon die proaktiven Maßnahmen der Regierung zur Durchsetzung von Vorschriften und zur Sensibilisierung für die Bekämpfung von Cyberkriminalität. Er hob die laufenden Bemühungen zur Aufklärung der Bürger und zur Optimierung der Meldeverfahren für digitale Sicherheitslücken hervor.
Zum Abschluss des Gesprächs bot ein Networking-Empfang den Teilnehmern die Möglichkeit den Dialog fortzusetzen und mögliche Zusammenarbeit zur Digitalisierung zu erkunden.
Insgesamt wurde die Veranstaltung sehr positiv aufgenommen. Sie diente als Plattform für die Vertiefung des Verständnisses und der Zusammenarbeit zwischen thailändischen und deutschen Akteuren im Bereich der Digitalisierung. Der umfangreiche Austausch von Erkenntnissen und Perspektiven unterstrich das transformative Potenzial digitaler Technologien und machte gleichzeitig deutlich, wie wichtig proaktive Maßnahmen zur Bewältigung der damit verbundenen Herausforderungen sind.
Bericht geschrieben von Tom Wilms, Independent Researcher.
Geprüft und abgeschlossen von Dr. Céline-Agathe Caro.
Übersetzt von Lilli Tabea Albrecht.
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