Smart-City-Konzepte haben sich als Instrument für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung etabliert. In der Breite werden ihre Mehrwerte noch zu wenig sichtbar und ihre Potentiale nicht hinreichend systematisch genutzt. Um vorhandene Datenbestände der Städte besser für die Auswertung und Simulation von spezifischen städtischen Abläufen zu nutzen, datenbasierte Anwendungsszenarien besser darauf aufzusetzen und Insellösungen zu vermeiden, sollte Smart City als Plattform verstanden und organisiert werden. Als konzeptionelles Zielbild für dieses Verständnis stehen Urbane Digitale Zwillinge aktuell im Fokus.
Ein Urbaner Digitaler Zwilling (UDZ) bildet die digitalen Ressourcen einer Kommune ab, wobei technische, organisatorische und rechtliche Aspekte eine Rolle spielen. Sie sind ein Konzept zur Organisation und Nutzbarmachung aller Daten, die innerhalb eines definierten Bereiches der Stadt anfallen. Diese städtischen Daten betreffen vielfältige Aspekte der Stadt, darunter ihre physischen Bestandteile (Gebäude, Verkehrswege, Parks etc.), ihre logistischen Strukturen (Bildungseinrichtungen, medizinische Einrichtungen, Energieversorgung etc.), ihre Akteure (Unternehmen, Gewerbe, Verwaltung, Bürgerschaft etc.) und deren Handlungsprozesse. Daraus ergibt sich ein realitätsnahes digitales Abbild eines „Stadtausschnittes“, das zur Auswertung und Simulation von spezifischen städtischen Situationen oder Abläufen verwendet werden kann. Dieser aus dem Projekt „Connected Urban Twins“ der Städte Hamburg, Leipzig und München hervorgegangene Definitionsvorschlag verdeutlicht den ganzheitlichen Ansatz dieses Konzeptes.
Der Aufbau eines UDZ ist aber weder technologischer Selbstzweck als Showcase für 3D-Stadtmodelle oder Virtual Reality-Anwendungen in der Stadtplanung, noch sollte er ein „on the top“-Projekt einer schon vorher herausfordernden Smart-City-Agenda sein. Die Entscheidung für einen Urbanen Digitalen Zwilling ist vielmehr eine strategische Ausrichtung für die Organisation von Smart City als Plattform. Damit werden bestehende Zugänge und Lösungen transparenter und neue für das Gesamtsystem gewinnbringender integrierbar. Zusätzlich wird das Zerfallen in Insellösungen vermieden. Auch die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger profitiert davon, denn der anschauliche Bezug im Stadtraum stellt den Zusammenhang zur eigenen sozialen Lebenswirklichkeit her. UDZs sind für die Partizipation der Stadtplan der Zukunft.
Der Fokus auf den technischen Unterbau sollte jedoch nicht davon ablenken, dass es bei Urbanen Digitalen Zwillingen um Werkzeuge geht, die Städten und Kommunen helfen sollen, reale Probleme zu lösen sowie bestehende und kommende Hausausforderungen klüger zu managen. Daher müssen die Bedarfe aller involvierten Systeme oder Akteure einer Stadt im Mittelpunkt stehen. In diesem Zusammenhang kann ein UDZ als Werkzeug wachsen und sich weiterentwickeln. Überzogene Erwartungen an digitale „Supertools“ nähren aber falsche Hoffnungen. Eine Stadt ist ein komplexeres Gebilde als ihr digitaler Zwilling. Es braucht eine engagierte Stadtgesellschaft, politischen Lösungswillen, Vernetzung und eine transparente Kommunikation für die Lösung komplexer Anforderungen. Um in dieser Komplexität überhaupt sachbezogen agieren zu können, braucht es smarte Werkzeuge wie Urbane Digitale Zwillinge.
Die Politik in der Kommune muss aber bei der Entwicklung solcher Projekte einen langen Atem beweisen. Ohne finanzielle und personelle Planungssicherheit über mehrere Jahre hinweg wären sie zum Scheitern verurteilt.
Der Bund sollte auch zukünftig mit der Förderung für solche Innovationsprojekte Impulse setzen. Ob und wie diese sich vor Ort entwickeln, entscheiden die Städte mit ihrem Engagement letztlich selbst. Die Organisation eines lebendigen Wissensmanagements bereichert besonders durch den Austausch von Erfahrungen zwischen den Aktiven die Förderung und schafft Mehrwerte für die Weiternutzung durch Dritte.
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Die Reihe informiert in konzentrierter Form über Analysen der Konrad-Adenauer-Stiftung zu relevanten aktuellen Themen. Die einzelnen Ausgaben stellen zentrale Ergebnisse und Empfehlungen eigener und externer Expertinnen und Experten vor, bieten Kurzanalysen von rund fünf Seiten und nennen KAS-Ansprechpartnerinnen.